„315er“ und „1920er“: Das sind die Gewaltgangs vom Jungfernstieg
Sie nennen sich die „315er“ und „1920er“. Zwei Banden, die seit Anfang des Jahres den Jungfernstieg terrorisieren. Einige der Jugendlichen sind brandgefährlich. Erst am vergangenen Wochenende eskalierte die Gewalt erneut. Ein 19-Jähriger wurde bei einer Messerattacke schwer verletzt. Der mutmaßliche Messerstecher: Ein schmächtiger junger Mann mit Locken. Der 17-Jährige ist als Intensivtäter bekannt und hat bereits mehrere Körperverletzungen begangen. Was über die Banden bekannt ist – und wie die Polizei die Jugendlichen ins Visier nimmt.
Sie nennen sich die „315er“ und „1920er“. Zwei Banden, die seit Anfang des Jahres den Jungfernstieg terrorisieren. Einige der Jugendlichen sind brandgefährlich. Erst am vergangenen Wochenende eskalierte die Gewalt erneut. Ein 19-Jähriger wurde bei einer Messerattacke schwer verletzt. Der mutmaßliche Messerstecher: Ein schmächtiger junger Mann mit Locken. Der 17-Jährige ist als Intensivtäter bekannt und hat bereits mehrere Körperverletzungen begangen. Was über die Banden bekannt ist – und wie die Polizei die Jugendlichen ins Visier nimmt.
Zu der Gewalttat kam es am frühen Samstagmorgen. Bei einem Streit wurde ein 19-Jähriger durch zwei Messerstiche und Schnittverletzungen an Arm und Oberkörper schwer verletzt. Polizisten, die als erste am Einsatzort eintrafen, leisteten Erste Hilfe, anschließend kam der junge Mann mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus St. Georg. Dort wurde er sofort operiert. 14 Jugendliche wurden mit zur Wache genommen, später jedoch wieder auf freien Fuß gesetzt. Ihnen konnte keine direkte Beteiligung an der Tat nachgewiesen werden.
Mutmaßlicher Täter lebt in Jugendhilfeeinrichtung
Doch die sechs Beamten der Anfang Juni gegründeten Soko „Alster“ kennen sich aus. Sie gehen seit Monaten gezielt gegen die Jugendlichen am Jungfernstieg vor und sind jedes Wochenende an der Alster im Einsatz. Die Ermittler führten weitere Befragungen durch, sprachen Menschen an, zeigten Fotos herum. Und kamen so dem mutmaßlichen Täter auf die Spur. Ein Zeuge erkannte ihn auf einem Bild wieder. Die Polizisten rückten zu dem Wohnort des 17-Jährigen aus: Eine Jugendhilfeeinrichtung in Bahrenfeld, in der unbegleitete minderjährige Flüchtlinge leben. Der Jugendliche war nicht da, allerdings stellten die Beamten Beweismittel wie ein Handy und Kleidung sicher.
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Noch in der Nacht rückten Polizisten erneut zum Jungfernstieg aus. Unfassbar: Der Tatverdächtige trieb sich seelenruhig genau dort herum, wo er wenige Stunden zuvor einen Mann niedergestochen haben soll. Zivilfahnder sicherten den Bereich ab, Streifenwagen wurden zur Unterstützung bereitgestellt – für den Fall, dass andere Jugendliche bei der Festnahme eingreifen würden. Der Tatverdächtige ließ sich jedoch widerstandslos festnehmen.
17-Jähriger soll Kopf der Bande „1920er“ sein
Der Intensivtäter gehört zur Bande „1920er“ – woher der Name kommt, ist nicht bekannt. Er soll der Rädelsführer der Gang sein, zu der etwa ein Dutzend Mitglieder gehören. Seit Anfang des Jahres ist der junge Mann, der Ende 2020 nach Deutschland kam, der Polizei bekannt. Bei einer Kontrolle am Jungfernstieg, die die MOPO begleitete, wurde er vor wenigen Wochen gefasst. Er hatte gegen ein Aufenthaltsverbot von drei Monaten für den Jungfernstieg und die Umgebung verstoßen und musste 50 Euro Bußgeld bezahlen. Von den Polizisten darauf angesprochen, sagte er bloß: „Ich war nur eben einkaufen bei Penny.“ Mehrere Gewalttaten sollen auf das Konto des Jugendlichen gehen, verurteilt wurde er bisher aber noch nicht. Wegen gefährlicher Körperverletzung wird nun gegen ihn ermittelt. Der 17-Jährige sitzt wegen Wiederholungsgefahr in U-Haft.

Die „1920er“ sind schon seit Monaten im Visier der Ermittler. Genauso wie die Gang, die sich selber die „315er“ nennt – benannt nach einer Parkplatzfläche in Jenfeld, auf der sie sich regelmäßig trafen. Jugendliche und junge Erwachsenen zwischen 14 und 21 Jahren. Viele stammen laut Polizei aus Afghanistan, Pakistan und dem Iran, manche aus Syrien. Die meisten wohnen in Flüchtlingsunterkünften und städtischen Jugendwohnungen.
Soko-Leiter Ulf Wundrack: „Das sind wechselnde Zusammensetzungen“
Körperverletzungen, Messerstechereien, Diebstähle und Raub gehen auf ihr Konto. Unbeteiligte sind nicht betroffen. Die Straftaten passieren ausschließlich innerhalb der Gruppe. Denn bei der Bande handelt es sich nicht um eine Gang, geprägt durch Zusammenhalt und Regeln. „Das sind wechselnde Zusammensetzungen“, sagt Ulf Wundrack, Leiter der Soko „Alster“. Mal sind es Hundert, mal weniger. Die einen sind befreundet, die anderen verfeindet.
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Seit Jahren gilt der Jungfernstieg als Brennpunkt. 2016 wurden vier Flutlichtmasten aufgestellt, die nachts für Licht sorgen. Im Jahr 2017 wurde ein Dutzend Überwachungskameras installiert, die allerdings nur freitags und samstags eingeschaltet werden dürfen. Die Bilder landen direkt in der zuständigen Wache 14 an der Caffamacherreihe, in der auch die Soko „Alster“ sitzt. Die Bilder vom frühen Samstagmorgen, an dem die Gewalt eskalierte, werden momentan noch ausgewertet.