Unterrichtsausfälle an Hamburgs Schulen: Hat der Senator Zahlen „verschleiert“?
Im vergangenen Schuljahr ist mehr Unterricht an Hamburgs Schulen ausgefallen als im Vergleich zum letzten Halbjahr vor der Pandemie. Die Schulbehörde spricht von einem Anstieg von 0,42 Prozent „ersatzlos ausgefallenem Unterricht“ – das klingt zunächst wenig. Doch es gibt Zweifel an den Zahlen – und Vorwürfe an die Behörde, die Gesamtzahl ausgefallener Unterrichtseinheiten zu verschleiern.
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Im vergangenen Schuljahr ist mehr Unterricht an Hamburgs Schulen ausgefallen als im Vergleich zum letzten Halbjahr vor der Pandemie. Die Schulbehörde spricht von einem Anstieg von 0,42 Prozent „ersatzlos ausgefallenem Unterricht“ – das klingt zunächst wenig. Sabine Boeddinghaus, Bildungsexpertin der Linksfraktion, wirft Schulsenator Ties Rabe (SPD) allerdings vor, die Gesamtzahl ausgefallener Unterrichtseinheiten zu „verschleiern“.
Der „ersatzlos ausgefallene Unterricht“ im Schuljahr 21/22 lag laut einer Senatsantwort auf eine Anfrage der Linken bei insgesamt 1,21 Prozent – im Halbjahr vor der Pandemie waren es noch 0,79 Prozent. Besonders häufig fiel der Unterricht an Stadtteilschulen aus (2,06 Prozent), die wenigsten Ausfälle gab es an Grundschulen mit 0,23 Prozent.
Unterrichtsausfälle in Hamburg: Linke spricht von „dramatischem Lagebild“
Die Unterrichtsausfälle sind in dem Dokument in weitere Kategorien verteilt worden wie „Vertretung durch Arbeitsauftrag“ oder „fachidentisch vertreten durch andere Lehrkraft“. Das heißt, hier ist ebenfalls Unterricht ausgefallen, der zu ersetzen versucht wurde und daher nicht in die 1,21 Prozent einfließt.
„Alle Zahlen über alle Kategorien hinweg zeigen ein dramatisches Lagebild an de facto nicht stattgefundenem Unterricht“, sagt Sabine Boeddinghaus, Bildungsexpertin der Linksfraktion. „Mit der Hilfe dieser Kategorien lässt der Schulsenator den massiven Unterrichtsausfall bewusst verschleiern und entzieht sich damit seiner Verantwortung, für verlässliche Qualität im Unterricht zu sorgen.“
Schulbehörde: Unterrichtsausfälle wurden transparent angegeben
Was sagt die Schulbehörde zu den Vorwürfen? Hier sieht man die Sache anders: „Grundlage für den Umgang mit Unterrichtsausfall ist die Vertretungsrichtlinie. Die Schulbehörde hat die unterschiedlichen Unterrichtsausfälle transparent gemacht und angegeben, welche Vertretungen es an den einzelnen Schulen gab“, sagte eine Sprecherin auf MOPO-Anfrage.
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In dem vorliegenden Dokument gebe der Senat ganz genau an, wie viel Unterricht beispielsweise durch eine fachidentische Lehrkraft vertreten wurde, wie oft es eine Betreuung durch andere Lehrkräfte gab oder wie häufig die Lerngruppe ohne Betreuung nach Hause geschickt wurde.