„Umerziehung stoppen“: Anti-Gender-Initiative bekommt mächtig Rückenwind
Keine Schüler*innen und Bürger:innen mehr in Hamburgs Schulen und Ämtern: Jetzt hat sich die Hamburger CDU als tatkräftige Unterstützung der Volksinitiative „Schluss mit der Gendersprache in Verwaltung und Bildung“ in Stellung gebracht. Für die umstrittene Initiative dürfte das den entscheidenden Rückenwind auf dem Weg zum Erfolg bringen.
Keine Schüler*innen und Bürger:innen mehr in Hamburgs Schulen und Ämtern: Jetzt hat sich die Hamburger CDU als tatkräftige Unterstützung der Volksinitiative „Schluss mit der Gendersprache in Verwaltung und Bildung“ in Stellung gebracht. Was braucht die umstrittene Initiative, um gendersensible Formulierungen in Behörden und an Schulen verbieten zu lassen?
10.000 Unterschriften muss die Initiative in einem ersten Schritt sammeln – gegen das, was die einen als „gendersensible Sprache“ verteidigen und die anderen als „Gender-Gaga“ vehement ablehnen. Im Februar soll es losgehen. Wenn alle 5724 Hamburger CDU-Mitglieder den Genderstern so sehr hassen wie der Landesvorsitzende Christoph Ploß und die Volksinitiative unterschreiben, ist schon mal die Hälfte der Stimmen im Sack.
Darüber hinaus sollen alle Kreis- und Ortsverbände auf Märkten und Straßen Unterschriften sammeln. Das hat der Vorstand beschlossen. Als großer „CDU-Aktionstag“ ist der 18. Februar angepeilt.
Hamburg: Petition gegen das Gendern
Wenn 10.000 Hamburger und Hamburgerinnen eine Petition unterschreiben, muss die Bürgerschaft sich mit dem Thema befassen. Ist das nicht erfolgreich, kommt es zu einem Volksbegehren, bei dem binnen drei Wochen mindestens 66.000 Hamburger unterschreiben müssten. Letzter Schritt wäre ein Volksentscheid.
„Die ideologische Gendersprache spaltet unsere Gesellschaft und hat an Schulen, Universitäten und anderen staatlichen Einrichtungen nichts zu suchen“, sagt Ploß, der sich den Kampf gegen Gendersternchen und Doppelpunkt schon lange auf die Fahnen geschrieben hat: „Es sollte selbstverständlich sein, dass vor allem an den Schulen ausschließlich die offizielle deutsche Rechtschreibung verwendet wird.“
Hamburg: Gendersprache nicht vorgeschrieben
Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank betont, dass die Gendersprache weder in der Hamburger Verwaltung noch an den Schulen und Unis vorgeschrieben sei: „Es muss aber möglich sein, sie zu benutzen.“
Initiatorin Sabine Mertens freut sich über die politischen Mitstreiter gegen das, was sie als „perverse sprachliche Konstruktionen“ betrachtet. Das Verbot von Begriffen wie „Radfahrer:innen“ sei aber nur eine „Minimalforderung“, erklärt die Personalberaterin und Autorin, die beim erzkonservativen Dortmunder Verein Deutsche Sprache (VDS) die AG Gendersprache leitet. Schon die Doppelnennung von „Bürgerinnen und Bürgern“ durch Politiker sei eine „Urform des Genderns“, erklärt sie gegenüber der MOPO: „Wer beide Formen nennt, vertritt ja schon die falsche Grundannahme, dass es kein generisches Maskulinum im Deutschen gibt.“

Dass der „Rat für deutsche Rechtschreibung“ zwar Sonderzeichen wie das Gerndersternchen ablehnt, aber trotzdem eine „gendersensible Sprache“ empfiehlt, sieht Mertens als „Überschreitung seiner Kompetenz“: „Das Standardhochdeutsch ist bereits inkludierend, durch das generische Maskulinum, das alle einschließt.“ Im Gegensatz zu dem privaten VDS wurde der „Rat für deutsche Rechtschreibung“ von staatlichen Stellen damit betraut, die Einheitlichkeit der Rechtschreibung im deutschen Sprachraum zu bewahren.
„Ideologische Umerziehung“
Auch Christoph de Vries, CDU-Fraktionsvorsitzender in der Bürgerschaft, stemmt sich gegen den „Genderwahn”: „Eine Minderheit versucht, mit dem Gendern die überwältigende Mehrheit der Bürger aus ideologischen Motiven sprachlich umzuerziehen.“ Tatsächlich sprechen sich in Umfragen rund zwei Drittel der Deutschen gegen das Gendern aus.
Und Begriffe wie „Anwohnende“ oder „Mietende“, sollen die auch verboten werden? Auch die, sagt Christoph Ploß, hätten an Schulen und in offiziellen Briefen nichts verloren: „In unseren Schulen sollen die deutschen Rechtschreibregeln gelten, nicht mehr und nicht weniger. Formulierungen wie ,tote Radfahrende‘ sind einfach intellektueller Unsinn.“ Er halte sich dabei an die Vorgaben des „Rates für deutsche Rechtschreibung“.
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Dass selbst der Rat in seinen Mitteilungen von „Studierenden“ und „Lehrenden“ schreibt, ficht Ploß nicht an. Eine Partizipform lässt der Vorsitzende der Hamburger CDU allerdings ausdrücklich gelten, wie er der MOPO mitteilt: „Vorsitzender“.