Jetzt gibt’s die Tampon-Offensive an Hamburgs Schulen
Tabus brechen und aufklären: In einem Pilotprojekt sollen an mehreren Hamburger Schulen ab dem kommenden Schuljahr kostenlos Tampons und Binden verfügbar sein. Dafür setzen sich SPD und Grüne in einem gemeinsamen Bürgerschaftsantrag ein. Wie das Projekt konkret aussehen soll und warum es dabei um mehr geht, als um die Produkte an sich.
Tabus brechen und aufklären: In einem Pilotprojekt sollen an mehreren Hamburger Schulen ab dem kommenden Schuljahr kostenlos Tampons und Binden verfügbar sein. Dafür setzen sich SPD und Grüne in einem gemeinsamen Bürgerschaftsantrag ein. Wie das Projekt konkret aussehen soll und warum es dabei um mehr geht, als um die Produkte an sich.
Bis zu 20 Hamburger Schulen sollen in dem Pilotprojekt testen, in welcher Form „Tampons und Binden an weiterführenden und berufsbildenden Schulen kostenlos zugänglich gemacht werden können”, heißt es in dem Antrag. Ausgewählt werde explizit ein „Querschnitt“ von Schulen aus den hamburgischen Stadtteilen.
Pilotprojekt: So sollen die Periodenprodukte verteilt werden
Hier sollen Automaten zum Beispiel in Toiletten aufgestellt werden, aus denen sich die Schülerinnen bedienen können. Gleichzeitig soll die Aufstellung der Automaten helfen, um mit den Schülern ins Gespräch über Erkrankungen wie Endometriose zu kommen, eine krankhafte Wucherung der Gebärmutterschleimhaut. Auch auf das Thema Nachhaltigkeit der Produkte legen SPD und Grüne in ihrem Antrag Wert. Umsetzen wollen sie das Projekt am liebsten schon ab dem kommenden Schuljahr, das Ende August 2023 beginnt.

„Wir wollen die Sichtbarkeit rund um den Themenkomplex Menstruation, Periodenartikel sowie damit verbundene Krankheiten erhöhen und ganz deutlich Schamgefühlen und vorhandener Unkenntnis entgegenwirken“, sagt Clarissa Herbst, Schulexpertin der SPD-Fraktion. Der Zugang zu Menstruationsartikeln stelle auch heute noch häufig eine Herausforderung dar.
Tabus brechen und Aufklärung schaffen
„Mädchen und junge Frauen werden gelegentlich von ihrer Periode überrascht und sind in dieser Situation auf schnelle und unkomplizierte Hilfe angewiesen“, so Herbst. Ivy May Müller, Schulexpertin der Grünen-Fraktion, ergänzt: „Es ist ein gutes und zeitgemäßes Zeichen, das wir jetzt klarmachen: Ein Tampon auf dem Klo gehört zweifelsfrei genauso an eine Schule wie ein Kuli in der Federtasche.”
Besonders wichtig sei dabei auch die pädagogische Aufklärung, um Scham zu reduzieren und einen Raum für Austausch zu schaffen. In Zukunft sollen irgendwann womöglich alle Schulen kostenfreie Hygieneprodukte anbieten.
Periodenarmut und weitere Pilotprojekte
Einer repräsentativen Umfrage von Plan International Deutschland in Zusammenarbeit mit WASH United im Herbst 2021 zufolge gebe es auch in Deutschland das Problem der Periodenarmut, heißt es in dem Antrag. 23 Prozent der befragten Mädchen und Frauen gaben an, dass die monatlichen Ausgaben für die Periode eine Belastung seien, 15 Prozent versuchten möglichst wenig Menstruationsprodukte zu verbrauchen. Doch wenn Tampons und Binden nicht regelmäßig gewechselt werden, erhöht sich das Risiko von Infektionen.
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Die Universität Hamburg hatte bereits Ende 2022 ein Pilotprojekt gestartet, bei dem an 15 Standorten der Uni kostenfreie Binden und Tampons ausgelegt wurden. Auch in einigen Hamburger Bezirken gibt es ähnliche Vorstöße für öffentliche Gebäude. Als großer Vorreiter in Sachen Periodenfreiheit gilt Schottland, hier müssen seit 2021 alle Schulen kostenlose Tampons und Binden zur Verfügung zu stellen.
Über den Antrag von SPD und Grünen stimmt am kommenden Mittwoch die Bürgerschaft ab.