„Beton-Fuß und zu den Landungsbrücken“: Skandal um Mordfantasien bei den Linken
In einer Chatgruppe der Hamburger Linken haben sich Mitglieder über Gewalt- und Mordfantasien an der Genossin Bijan Tavassoli ausgetauscht. Tavassoli, die sich seit September als Frau bezeichnet, hatte Sonntagnacht einen Screenshot der Unterhaltung gepostet und eine Anzeige angekündigt. Unter anderem war darin von einem Plan die Rede, wie man sie „ohne großes Aufsehen los wird.“
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In einer Chatgruppe der Hamburger Linken haben sich Mitglieder über Gewalt- und Mordfantasien an der Genossin Bijan Tavassoli ausgetauscht. Tavassoli, die sich seit September als Frau bezeichnet, hatte Sonntagnacht einen Screenshot der Unterhaltung gepostet und eine Anzeige angekündigt. Unter anderem war darin von einem Plan die Rede, wie man sie „ohne großes Aufsehen los wird.“
„BT schlägt bestimmt auch auf der Demo am 25. November auf. Dafür sollte es einen Plan geben, wie man ihn ohne großes Aufsehen los wird“, schreibt Marco Hosemann, Linken-Mitglied im Stadtentwicklungsausschuss Hamburg-Nord. „Beton-Fuß und zu den Landungsbrücken?“, schreibt Linken-Pressesprecher Ralf Dorschel mit einem teuflischen Smiley.
Linke: „Eindeutig im Ton vergriffen”
Tavassoli behauptet, bei der besagten FLINTA*-Demonstration am 25. November 2022 körperlich angegriffen worden zu sein. FLINTA* steht für Frauen, Lesben, intersexuelle, nicht-binäre, trans und agender Personen. „Einflussreiche Teile der Linkspartei hatten körperliche Angriffe gegen mich vorher akribisch geplant und darin auch Bürgerschaftsabgeordnete eingeweiht“, schreibt Tavassoli in einem Facebook-Beitrag.
Linken-Landessprecherin Sabine Ritter und Landessprecher Thomas Iwan sagten auf MOPO-Anfrage: „Die im Screenshot zu erkennenden Akteure haben sich eindeutig im Ton vergriffen. Dies wurde ihnen sowohl in- als auch außerhalb der Chatgruppe direkt deutlich gemacht.“ Damit sei der Fall abgehakt und man werde „die ständigen Versuche Einzelner, Unruhe in den Hamburger Landesverband zu bringen, nicht mit weiterer Aufmerksamkeit würdigen.“
Sympathie für die Taliban und ein anderes Geschlecht
Bijan Tavassoli sei bereits in der Vergangenheit mit bewussten Provokationen und Verbalentgleisungen insbesondere auch gegen die LGBTQ+-Community negativ aufgefallen und in rechten bis rechtsextremen Medienformaten aufgetreten. „Aktuell ist ein Parteiausschlussverfahren anhängig“, so die Sprecher.
Das Verfahren läuft bereits seit Längerem. Unter anderen hatte Tavassoli in den sozialen Medien den Sieg der Taliban in Afghanistan gefeiert, war im russischen Propagandasender RT (früher: Russia Today) aufgetreten und hatte auf dem Landesparteitag im September für einen Eklat gesorgt: Vor der Wahl hatte sich Tavassoli kurzerhand zur Frau erklärt und in Abwesenheit für die Frauenplätze kandidiert.
Linken-Bundestagsabgeordnete distanziert sich von Genossen
Pressesprecher Ralf Dorschel sagte, es sei offensichtlich, dass es sich bei seinem Kommentar um einen Scherz gehandelt habe. „Dies bewusst misszuverstehen und mir Gewaltfantasien zu unterstellen, ist absurd“, so Dorschel.
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Hamburgs Linken-Bundestagsabgeordnete Zaklin Nastic stellte sich bei Twitter auf die Seite von Tavassoli: „Ist das etwa euer Ernst? Man mag von einigen Leuten oder Bijan halten, was man will, aber ihr duldet Gewaltfantasien und Aufrufe dazu. Passt auch irgendwie, dass ihr andere Straftaten legitimiert. Ich distanziere mich davon ausdrücklich!“
Hamburger Linke: Bijan Tavassoli will Anzeige erstatten
Zwischen Nastic und der Fraktion hatte es in letzter Zeit ebenfalls gekriselt, als sie sich einer Analyse von Genossin Sahra Wagenknecht angeschlossen hatte. Darin bezeichnete Wagenknecht die Grünen als „gefährlichste Partei im Bundestag“.
Tavassoli verkündete, „wegen der Morddrohungen in engem Kontakt zum LKA – Abteilung Politische Straftaten“ zu stehen. Sie werde alle Vorgänge zur Anzeige bringen. Unabhängig davon erwarte sie auch von der Partei, dass entsprechende Konsequenzen gezogen würden.