Showdown in der Mullah-Moschee
Er ist schwul, er ist ein erklärter Freund Israels und er ist ein Grüner. Alles Gründe, weshalb Volker Beck so seine Schwierigkeiten mit den Machthabern im Iran haben dürfte. Und sie mit ihm. Und doch besuchte der 56-jährige gestern die Blaue Moschee an der Alster, von der jeder weiß, dass sie von Teheran ferngesteuert wird: Wieso er der Einladung folgte? „Um denen meine Meinung ins Gesicht zu sagen“, so Beck grinsend zur MOPO.
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Er ist schwul, er ist ein erklärter Freund Israels und er ist ein Grüner. Alles Gründe, weshalb Volker Beck so seine Schwierigkeiten mit den Machthabern im Iran haben dürfte. Und sie mit ihm. Und doch besuchte der 56-jährige gestern die Blaue Moschee an der Alster, von der jeder weiß, dass sie von Teheran ferngesteuert wird: Wieso er der Einladung folgte? „Um denen meine Meinung ins Gesicht zu sagen“, so Beck grinsend zur MOPO.
Nicht alle seien mit dieser Entscheidung einverstanden, gibt er zu: „Ich habe noch nie vor einer Veranstaltung so viele Mails bekommen“, erzählt er. „Viele Menschen haben mich aufgefordert: Bleib da weg! Aber ich sage: Es hat keinen Sinn, immer nur übereinander zu reden, wir müssen miteinander reden. Und ich gehe nun mal auch dahin, wo es weh tut.“
Volker Beck zu Podiumsdiskussion ins IZH geladen
Eingeladen war Beck zu einer Podiumsdiskussion, die das „Islamische Zentrum Hamburg“ (IZH) gemeinsam mit der Schura veranstaltete, dem Rat der Islamischen Gemeinschaften in unserer Stadt. Motto: „Islamfeindlichkeit und Rechtspopulismus als Herausforderung für Islam und Demokratie in Europa.“ Mehrere Experten berichteten davon, dass derzeit vor allem in Frankreich, den Niederlanden und Deutschland von rechten Parteien Hass geschürt wird und dass sich Muslime mehr denn je Angriffen ausgesetzt sehen.
Eine schlimme Entwicklung, gar keine Frage. Aber dass ausgerechnet das IZH Menschenrechte, Demokratie und Schutz von Minderheiten einfordert – aus Sicht von Volker Beck „erstaunlich“. Man könne eine solche Diskussion nicht führen , so der Politiker, „ohne daran zu erinnern, an welchem Ort wir hier sind.“ Eine Anspielung darauf, dass das IZH vom Verfassungsschutz wegen extremistischer Strömungen beobachtet wird.
„Eins zu eins iranische Regierungspropaganda“
Dann legte Beck los: Die Begrüßungsrede, die der Chef des IZH, Ayatollah Reza Ramezani, gehalten hatte, nannte er „eins zu eins iranische Regierungspropagana“. Beck äußerte Zweifel an den Beteuerungen des IZH, man sei gegen jede Form des Antisemitismus. „Wenn das ernst gemeint ist, dann müsste das IZH die Teilnahme an den rassistischen und israelfeindlichen Al-Quds-Demonstrationen in Berlin verurteilen“, so Beck, „statt die Teilnahme zu fördern oder sie sogar zu organisieren.“
Damit war Becks Abrechnung aber nicht zu Ende. Im Gegenteil. Man könne nicht dauernd über Islamfeindlichkeit „jammern“ und von der Zivilgesellschaft Solidarität einfordern, sagte er, wenn man selbst rassistisch und antidemokratisch agiere. Beck warf Mustafa Yoldas, dem Vorsitzenden der Schura, vor, auf seiner Facebook-Seite ständig gegen Israel zu „schießen“. Beck kritisierte, dass die Imame des Religionsverbandes Ditib hierzulande für den türkischen Geheimdienst spionierten. Und schließlich verurteilte er die Anti-Weihnachts-Kampagne, die von einer Ditib-Jugendorganisation gestartet worden war. Eine Zeichnung, auf der ein Moslem einen Weihnachtsmann verprügelt, hatte im Dezember für Empörung gesorgt.
Der Grünen-Politiker, der auch religionspolitischer Sprecher seiner Partei ist, redete den anwesenden Muslimen ins Gewissen: Es reiche nicht, hinterher eine Presseerklärung zu veröffentlichen und sich zu distanzieren. Es sei auch nicht genug, dass die Religionsverbände stets feierlich erklärten, hinter der demokratischen Grundordnung zu stehen. Die Frage sei: Wie demokratisch sind sie wirklich? So lange Worte und Taten nicht zusammenpassten, so Beck, unterstützte er Forderungen, den Staatsvertrag der Stadt Hamburg mit den islamischen Religionsgemeinschaften auf den Prüfstand zu stellen. Peng. Das hat gesessen.