Bekommt Hamburg-Mitte bald einen Radweg aus Plastik?
In den Niederlanden gibt es sie bereits: Fahrradstraßen aus recyceltem Kunststoff. Nun soll auch der Bezirk Hamburg-Mitte prüfen, ob die Plastikstraßen dort zum Einsatz kommen können. Die Frage ist: Wie viel trägt das neue Konzept wirklich zum Klimaschutz bei?
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In den Niederlanden gibt es sie bereits: Fahrradstraßen aus recyceltem Kunststoff. Nun soll auch der Bezirk Hamburg-Mitte prüfen, ob die Plastikstraßen dort zum Einsatz kommen können. Die Frage ist: Wie viel trägt das neue Konzept wirklich zum Klimaschutz bei?
„Wir erhoffen uns, dass die ,PlasticRoads‘ einen Beitrag für ein besseres Wassermanagement und damit auch zur Klimastrategie liefern können“, sagt Manuel Muja, Fraktionschef der Grünen in Hamburg-Mitte.
Hamburgs Klima: Plastik-Straßen sollen helfen
Im niederländischen Zwolle eröffnete 2018 der erste Fahrradweg aus Kunststoff als Pilotprojekt. Die Straße ist gut 30 Meter lang und das recycelte Plastik soll etwa 218.000 Plastikbechern entsprechen. Der Hersteller „PlasticRoads“ verspricht mit seinem Konzept auf mehreren Wegen Klimafreundlichkeit.
Jede Fahrradstraße besteht aus einzelnen Modulen, die wie ein Stecksystem zusammengefügt werden können. Somit sollen die Bauarbeiten einfach vonstattengehen und weniger CO2 produzieren. Von innen sind die Bauteile hohl, auf diese Weise kann Regenwasser leichter versickern und aufgefangen werden, etwa um Straßenbäume zu bewässern.
Plastik-Straßen: Wie nachhaltig sind sie wirklich?
Außerdem gibt es in den Hohlräumen separaten Raum für das Verlegen von Kabeln. Weiterhin gibt der Hersteller an, dass die Radwege deutlich langlebiger seien als gewöhnliche Asphaltstraßen und Lärm stärker dämmen würden. Klingt nach einer nachhaltigen Lösung für die Zukunft.
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Nur einen Knackpunkt hat das Konzept: Mikroplastik. Der Umweltausschuss des Bezirks stimmte dem Grünen-Antrag zur Prüfung eines Modellprojekts zu, aber: „Das Bezirksamt soll vorher genau prüfen, ob kein Mikroplastik in schädlichen Mengen in die Umwelt gelangen kann“, sagt Manuel Muja.
Umweltbelastung durch Mikroplastik
Denn die große Frage ist, ob das Plastik auch dort bleibt, wo es verbaut wurde. Schon der reguläre Abrieb von Reifen und Asphalt sondert mit der Zeit feinste Partikel, sogenanntes Mikroplastik, in die Umwelt ab.
Produziert eine Fahrbahn, ganz und gar aus Plastik, dann nicht noch mehr Mikroplastik? Laut Hersteller ist das kein Problem, weil alle Bauteile mit einer Spezialbeschichtung versehen seien. Allerdings sind in den Niederlanden bisher nur zwei dieser Plastikradwege gebaut worden, für die es noch keine Langzeitwerte gibt.
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Sollte sich herausstellen, dass die Plastikstraßen tatsächlich eine Art „Umweltwunder“ sind, würde der Bezirk weiterplanen. „Sobald wir diese Sicherheit haben, könnte man gemeinsam mit der Landesbehörde schauen, an welchen Stellen die ,PlasticRoads‘ in Hamburg-Mitte einsetzbar wären. Gerade dort, wo es viele versiegelte Flächen gibt, wäre dieses Konzept eine mögliche Lösung“, sagt Muja.