• Jugendliche trainieren auf einem Sportplatz im Bremer Problemstadtteil Osterholz-Tenever. Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) wuchs hier einst auf.
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Privat wie nie!: Hamburgs Bürgermeister: Meine Kindheit im Ghetto

Die Hamburger kennen Peter Tschentscher (SPD) als ihren Bürgermeister, wissen vielleicht auch, dass er zuvor Finanzsenator und einst auch Arzt war. Dass der 53-Jährige seine Kindheit in einem Ghetto verbracht hat, ist aber wohl den wenigsten bekannt – bis jetzt!

Die „Welt am Sonntag“ nahm Hamburgs Bürgermeister mit auf eine Zeitreise – zurück nach Bremen, wo er und „Wams“-Autor Jörn Lauterbach einst aufgewachsen sind. Genauer gesagt im Bremer Problemstadtteil Osterholz-Tenever, eine Großsiedlung, in der sich ein Plattenbau an den nächsten reiht.

Diese Luftaufnahme aus 2002 zeigt die Großwohnsiedlung im Bremer Stadtteil Osterholz-Tenever.

Diese Luftaufnahme aus 2002 zeigt die Großwohnsiedlung im Bremer Stadtteil Osterholz-Tenever.

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Bremen: Die Ghetto-Kindheit von Peter Tschentscher

„Es war hier in Osterholz-Tenever in den 1970er-Jahren und wohl auch noch danach durchaus ruppig und für Kinder nicht leicht. Die soziale Ungleichheit war spürbar“, berichtet Peter Tschentscher, der mit seiner Familie einst aus dem beschaulichen Oldenburg dort hingezogen war. Warum überhaupt?

„Wir wohnten vorher in einer kleineren Mietwohnung. Und für diese Reihenhäuser hier gab es ein Förderprogramm für Familien mit Kindern, damals hatte ich schon zwei Brüder“, sagt Tschentscher auf dem zweistündigen Trip mit Lauterbach.

Bremen: Peter Tschentscher über das Leben im Ghetto

„Wir haben die Zeit dann vor allem hier zum Spielen auf unserem Garagenhof verbracht, weiter weg von zu Hause sollten wir nicht. Auch der Weg von der Schule zurück konnte gefährlich sein“, so Hamburgs Bürgermeister.

Musste er sich vor den damals in Osterholz-Tenever vor den dort üblichen Straßenbanden fürchten, will der „Welt am Sonntag“-Chef wissen. Klare Antwort: „Ja“, so Tschentscher. Er hatte zwar einen älteren Bruder, dieser sei aber meist nicht dabei gewesen. „Den Schulweg bin ich möglichst nicht allein gegangen. Man musste sich in Acht nehmen vor den älteren Jugendlichen aus anderen Quartieren“, berichtet der heute 53-Jährige. Ständig habe es Raufereien gegeben.

Peter Tschentscher: So hart war das Leben im Ghetto

„Und dann landete zum Beispiel der Ranzen mit den neuen Schulbüchern in der Pfütze, was zu Hause und in der Schule mächtig Ärger gab. Das war hier nicht lustig, zumal man das als Kind nicht einordnen kann“, so Tschentscher. „Man hält das für normal, kämpft sich durch und sagt nicht: Was ist das hier bloß für eine Gegend! Das hat den Alltag sehr beeinflusst, immer passierte irgendwas.“

Die Kindheit ist Vergangenheit: Peter Tschentscher ist inzwischen Hamburgs Bürgermeister.

Die Kindheit ist Vergangenheit: Peter Tschentscher ist inzwischen Hamburgs Bürgermeister.

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Aber es hat offensichtlich auch den Menschen, den Politiker Peter Tschentscher beeinflusst. „Wenn es in der Politik um das Problem ‚GewaIt an Schulen‘ geht, weiß ich, wovon die Rede ist“, sagt Hamburgs Bürgermeister. Eigene Erfahrungen seien immer etwas anderes, als wenn man Dinge nur aus den Akten oder Statistiken kenne. (mps)

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