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AfD Plakat
  • Ein Plakat der AfD.
  • Foto: IMAGO/Olaf Schuelke

Populismus ist bei uns mehrheitsfähig: Diese Zahlen sind erschreckend

Wer geht Populisten auf den Leim? Ganz normale Menschen in der Mitte der Gesellschaft. Das ist das für viele wohl überraschende Ergebnis einer neuen Studie. Laut dem Forschungsinstitut Sinus sind Ansichten, die zum Beispiel von der AfD verbreitet werden, in Deutschland mittlerweile mehrheitsfähig.

Wie das Institut schreibt, ist der Populismus „in der Mitte der Bevölkerung angekommen“. Das hat eine Onlineumfrage ergeben, die repräsentativ für die deutsche Bevölkerung von 18 bis 69 Jahren ist. Die Zahl der Menschen, die populistischen Aussagen zustimmt, hat sich in den vergangenen zwei Jahren enorm erhöht: 2021 waren es noch 43 Prozent, ein Jahr später 50 Prozent. Heute sind es mehr als die Hälfte, nämlich 56 Prozent. Sinus-Geschäftsführerin Silke Borgstedt erläutert dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND): „Die Milieus der Mitte definieren in hohem Maß, was in einer Gesellschaft als normal gilt.“

Aber was sind das für Ansichten, denen neuerdings Menschen zustimmen, die sich bisher weder als extrem noch als rechtsorientiert definieren würden? Laut der Sinus-Umfrage stimmten zum Beispiel aktuell 54 Prozent der Aussage zu, Politiker und andere Führungspersönlichkeiten seien „Marionetten dahinter stehender Mächte“. Und 53 Prozent sind der Meinung, dass demokratische Parteien „alles zerreden und keine Probleme lösen“ und das wichtige Fragen nicht in Parlamenten, sondern in Volksabstimmungen entschieden werden sollten.

Umfrage: Die moderne Mitte ist empfänglich für die AfD

Haben die Leute alle plötzlich ihre Ansichten geändert? Woran liegt der Hype der populistischen Slogans? Die Forscherinnen und Forscher unterscheiden zwischen einem nostalgischen Teil der Menschen, also denen, die sich womöglich zum Beispiel durch die Digitalisierung abgehängt fühlen, und dem „adaptiv-pragmatisches Milieu“, also der modernen Mitte. Und genau diese Menschen, die als fortschrittsgläubig beschrieben werden, sind plötzlich potenzielle AfD-Wähler.

Nach der Bundestagswahl sah es noch ganz anders aus. Da herrschte im bürgerlichen Milieu Aufbruchstimmung, so Borgstedt zum RND. „Sie interessierten sich für E-Mobilität, Digitalisierung und eine neue Familienpolitik. Je mehr der Zukunftsoptimismus schwindet, desto mehr wächst der Anteil der AfD-Wähler in diesem Milieu.“

Mittelschicht: Veränderungen werden als Zumutung empfunden

Es ist alles komplizierter geworden: Gasheizungen sind plötzlich nicht mehr okay, Autofahren ist Sünde und Fleisch essen unmoralisch. Laut Sinus-Institut gelten bisherige Selbstverständlichkeiten nicht mehr – und das wird als Zumutung erlebt.

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Aber es gibt Hoffnung: Immerhin 61 Prozent sind der Meinung, dass sie in einem gerechten Land leben, in dem es jeder zu etwas bringen kann, der sich anstrengt. Und wirklich nah fühlen sich der AfD weniger Menschen, als aktuelle Umfragen vermuten lassen: „Das heißt, die anderen Parteien können die Wählerinnen und Wähler zurückgewinnen“, so Borgstedt.

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