Partei in der Wagenknecht-Falle: Zerreißt es jetzt Hamburgs Linke?
Ein Gewitter zog am Montag über die Linke. Es hatte sich seit Monaten zusammengebraut: Sahra Wagenknecht und weitere Bundestagsabgeordnete verlassen die Partei. Sie wollen eine eigene gründen. Auch in Hamburg donnerte es, denn die einzige Linkenabgeordnete im Bund, Zaklin Nastic, ist ebenfalls ausgetreten. Ist das ein Neustart oder der Anfang vom Ende?
Ein Gewitter zog am Montag über die Linke. Es hatte sich seit Monaten zusammengebraut: Sahra Wagenknecht und weitere Bundestagsabgeordnete verlassen die Partei. Sie wollen eine eigene gründen. Auch in Hamburg donnerte es, denn die einzige Linkenabgeordnete im Bund, Zaklin Nastic, ist ebenfalls ausgetreten. Ist das ein Neustart oder der Anfang vom Ende? Die MOPO hat sich umgehört.
Eine Überraschung war der Parteiaustritt von Nastic für niemanden. Seit Monaten herrscht wegen Nastics Unterstützung für Wagenknecht Funkstille zwischen ihr und dem Landesverband. „Für mich steht außer Frage, dass Zaklin Nastic die Linke schon länger nicht mehr angemessen repräsentiert“, sagte Landessprecher Thomas Iwan schon im Februar der MOPO.
Hamburger Linke: Ist Wagenknecht eine Bedrohung?
Entsprechend nüchtern fiel am Montag auch seine Antwort auf die Frage aus, was es für die Hamburger Linksfraktion jetzt bedeutet, ihre einzige Bundestagsabgeordnete zu verlieren. „Ehrlich gesagt gar nichts. Unsere Bürgerschaftsfraktion leistet hervorragende Arbeit“, so Iwan.

Mit Nastic werden wohl auch noch ein paar andere gehen. Manche sympathisieren nach MOPO-Informationen mit dem neuen Bündnis, sind aber noch unentschlossen. Von großen Verlusten geht Iwan aber nicht aus. Dem Vorstand seien keine Namen von Mitgliedern bekannt, die zum „Bündnis Sahra Wagenknecht“ wechseln wollen.
„Natürlich wird es auch bei uns ein paar Austritte geben – das ist eine kleine Gruppe, die jetzt geht“, so Iwan. In den vergangenen Tagen hätten sich vor allem Menschen gemeldet, die nun in die Linke eintreten wollen. „Die Hamburger Linke ist stabil und so bitter, wie die Ereignisse in Berlin sind: Von einer Spaltung kann nicht die Rede sein“, sagt er.
Linke zerren um das Mandat
Erleichterung, das ist das Wort, welches an diesem Tag häufig in Gesprächen mit Hamburger Linkenabgeordneten fällt. Viele hoffen, dass sich die Luft nach dem Gewitter wieder bereinigt. „Es ist eine Chance, dass die innerpolitischen Konflikte wieder zur Ruhe kommen“, sagt der Bürgerschaftsabgeordnete Deniz Celik. „Wir verlieren in der Fläche, aber nicht so sehr in den Städten“, sagt der Bürgerschaftsabgeordnete Norbert Hackbusch. Hier habe er keine großen Bedenken. Doch aus Fraktionskreisen gibt es auch andere Stimmen: „Ich sehe die Abspaltung nicht als Stärkung, weil uns dadurch etwas an Pluralität verloren geht.“
Aber das Zerren im Bund ist noch nicht vorüber: Die Ausgetretenen wollen ihre Plätze im Bundestag bis zur Gründung der neuen Partei behalten. Vorgeblich, um einen sauberen Übergang zu gewährleisten. Doch es ist kein Geheimnis, dass der Verein zur Gründung einer neuen Partei Geld und Kapazitäten gut gebrauchen kann.
„Wir fordern sie auf, nun auch konsequenterweise ihr Mandat zurückzugeben, welches sie nur der Listenaufstellung unserer Partei und des Wahlkampfeinsatzes unserer Hamburger Mitglieder verdankt“, sagt Iwan in Richtung Nastic. Nur so könne der Fraktionsstatus erhalten bleiben und die Arbeitsplätze der Mitarbeitenden der Fraktion gesichert werden.
Wahl 2025: Niemand soll sich Sorgen machen
Fest steht, dass sich die Hamburger Linke jetzt zusammenraufen muss. Bei der letzten Bürgerschaftswahl kamen sie mit 9,5 Prozent sicher durch, doch Umfragen sehen sie aktuell bei weniger Prozenten. Dass einige der etablierten Linken wie Sabine Boeddinghaus, Norbert Hackbusch und Heike Sudmann bei der nächsten Wahl aus Altersgründen nicht wieder antreten, macht es nicht leichter.
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Daran will die Linke jetzt noch nicht denken. „Wer 2025 zur Bürgerschaft antritt und wer nicht – das entscheidet sich im nächsten Jahr“, sagt Iwan. Hamburgs Linke sei allem Störfeuer aus Berlin zum Trotz gut aufgestellt. „Weder um die Partei noch um die Bürgerschaftsfraktion muss sich irgendjemand Sorgen machen.“