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Alice Weidel
  • Fraktionsvorsitzende Alice Weidel wird im Chat ebenfalls kritisiert.
  • Foto: picture alliance / dpa | Bernd von Jutrczenka

NDR-Recherche: So chaotisch und radikal ist die AfD im Bundestag

Die AfD sei ein „Chaosladen“, Deutschland ein „Unrechtsstaat“ und Angela Merkel eine „Volksverräterin“ – so heißt es nicht nur auf Corona-Demonstrationen, sondern auch in internen Chat-Nachrichten der AfD. Diese liegen dem NDR und WDR vor. Sie zeigen nicht nur die Radikalität der Partei, sondern auch die internen Querelen.

Zuletzt stand die AfD immer wieder mit internen Streitigkeiten und Richtungskämpfen in der Öffentlichkeit. Die mehr als 40.000 internen Chat-Nachrichten geben nun einen Einblick ins Innenleben der Fraktion. Sie wurden den Redaktionen nun durch einen Whistleblower zugespielt. Etwa 76 der 92 AfD-Abgeordneten tauschen sich in der Chatgruppe bis nach der Bundestagswahl 2021 regelmäßig aus.

Recherche zeigt: So zerstritten und radikal ist die AfD-Fraktion

In den Nachrichten heißt es: „Uns fliegt langsam die Partei unterm Arsch weg, die gegründet wurde, um unser Land zu schützen!“ Oder: „Was fremdschämen angeht, bin ich durch die Partei extrem belastbar geworden.“


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Lagerkämpfe zwischen dem rechtsextremen Flügel und den Gemäßigteren werden hier offen diskutiert. Ein Abgeordneter schreibt: „Wir brauchen eine Richtungsentscheidung. Wollen wir eine national-sozialistische oder eine freiheitlich-konservative Partei sein“. Ein anderer: „Da müssen wir uns SELBST die Frage stellen, ob wir erwiesene Nazis in der Partei und dann auch noch in führenden Positionen haben wollen. Ich will das nicht. Die Ideologie und den Führerkult, die Höcke und Kalbitz vertreten, lehne ich zutiefst ab.“

Auch die Fraktionsvorsitzende Alice Weidel wird angegriffen – sie war kein Mitglied der Chatgruppe. „Frau Weidel kann offenbar Prioritäten setzen, aber nur wenn es um ihren eigenen Kopf geht“, schreibt ein Gruppen-Mitglied. Weidel selbst zeigt sich im Gespräch mit dem NDR/WDR gelassen: „Wenn Sie in der AfD in der ersten Reihe stehen, ist das völlig normal. Das berührt mich nicht.“

AfD-Abgeordnete beleidigen andere Politiker in Chatgruppe

Doch die Chatgruppe ist nicht nur Manege für interne Machtkämpfe, sondern auch für radikale, rassistische und beleidigende Äußerungen. So heißt es in früheren Nachrichten: „Die Ratte Merkel an der Spitze! Diese Volksverräterin gehört lebenslang in den Knast!“ Andere äußern Umsturzfantasien: „Wir müssen wohl warten, bis das alte Regime wirtschaftlich ans Ende kommt und der Funke aus Österreich, Italien, Frankreich usw. überspringt. Das wird kommen und für die dann ebenfalls kommenden gnadenlosen Kämpfe müssen wir uns rüsten (…).“

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Regelmäßig werden auch Politikerinnen und Politiker anderer Parteien beschimpft. Als der bekennend homosexuelle CDU-Politiker Jens Spahn kurzzeitig in den Medien als möglicher neuer Verteidigungsminister gehandelt wird, heißt es: „Oh gut, wieder eine Verteidigungsministerin“. Und kurz darauf: „Bei Spahn hätte die Bundeswehr wieder auf Hinterlader umgestellt …“. Der damalige Staatsminister Michael Roth, Mitglied der Bundesregierung, sei ein „ekelhafter Wicht“, SPD-Politiker Johannes Kahrs eine „radikal böse Afteröffnung“. (vd/mp)

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