Nach MOPO-Bericht: Erika Steinbach zofft sich mit der AfD
Der MOPO-Bericht über eine Veranstaltung rechtsextremer Kreise im Schloss Reinbek hat zu internem Zoff in der AfD geführt: Erika Steinbach distanzierte sich im Namen der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung eilig von dem Treffen, nannte einen der Referenten gar „vollständig indiskutabel“. Aus der rechten Szene kommt daraufhin lauter Protest gegen Steinbach. Der Grund für die angespannten Nerven liegt: in Karlsruhe.
- Deutsch (Deutschland)
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Der MOPO-Bericht über eine Veranstaltung rechtsextremer Kreise im Schloss Reinbek hat zu internem Zoff in der AfD geführt: Erika Steinbach distanzierte sich im Namen der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung eilig von dem Treffen, nannte einen der Referenten gar „vollständig indiskutabel“. Aus der rechten Szene kommt daraufhin lauter Protest gegen Steinbach. Der Grund für die angespannten Nerven liegt: in Karlsruhe.
Bei Twitter äußerte sich Erika Steinbach zu dem MOPO-Artikel. „MOPO, das ist keine Veranstaltung der Desiderius-Erasmus-Stiftung unter meiner Leitung, sondern von der völlig unabhängigen Landesstiftung“, schrieb Steinbach. Und weiter: „Wir hätten eine solche Veranstaltung weder mit der Personal- noch der Themenauswahl gemacht.“ Einer der Referenten sei gar „vollständig indiskutabel“.
Veranstalter der Konferenz „Deutschland 2050“ am 7. November war die Desiderius-Erasmus-Stiftung Schleswig-Holstein, die bei der Bundesstiftung unter Steinbach offenbar gar nicht wohlgelitten ist.
AfD-Bundesvorstand twittert gegen Steinbach
Dennis Hohloch, Mitglied im Bundesvorstand der AfD, schoss umgehend via Twitter gegen Steinbach: „Erzählen Sie nicht immer solchen Nonsens und verbreiten Sie nicht immer solch populistischen Quatsch des politischen Gegners! Die Frage sollte wohl lauten, ob Sie und Ihre sogenannte Stiftung zur AfD passen.“
„Die Tagestimme“, eine rechtspopulistische Nachrichtenseite, fordert gar: „Frau Steinbach treten sie zurück!“ Steinbach, heißt es in dem Kommentar, habe sich „brav von den eigenen Leuten distanziert, um die eigene Harmlosigkeit zu demonstrieren“. Hintergrund für Steinbachs „Kotau vor der linken Presse“, so der Autor, sei die Klage der Stiftung vor dem Bundesverfassungsgericht. Steinbach kämpfe derzeit in Karlsruhe um öffentliche Förderung für die „rechte Kaderschmiede“ (wie die FDP die Stiftung nennt) und fürchte schlechte Presse.
Und wer war nun der für Steinbach „vollständig indiskutable“ Referent? Das war Jonas Schick, Chefredakteur des neurechten Öko-Magazins „Die Kehre“. Ihm wird eine völkisch-nationalistische Ausrichtung nachgesagt, er kommt aus der Identitären Bewegung. „Ja, ich war der Stein des Anstoßes“, sagt Schick in einem Interview mit dem rechten Video-Kanal „Info direkt“: „Bestimmte Leute in der Desiderius-Erasmus-Stiftung“ hätten die „Antifa-Propaganda“ aufgenommen und wollten nichts mit ihm zu tun haben. Schick scheint wenig beeindruckt, der Interviewer bemerkt in Richtung Steinbach: „Wer sich distanziert, verliert.“
Bündnis gegen Rechts zum Seminar: „Tarnungstaktik“
Felix Krebs vom Hamburger Bündnis gegen Rechts, hat eine Theorie zum AfD-internen Zoff: „Die Verwirrungs- und Tarnungstatik des völkischen Seminars und die Distanzierungen von Erika Steinbach legen nahe, dass hier AfD-Strukturen genutzt werden, um vom Verfassungsschutz beobachtete und offiziell aufgelöste ,Flügel‘-Strukturen um Björn Höcke wieder unter anderem Namen auferstehen zu lassen. Ähnliches beobachten wir momentan auch in anderen Bundesländern.“
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Bei der Veranstaltung im Schloss Reinbek ging es laut der vorab versandten Unterlagen etwa um die Fragen: „Ist Erschlaffung und Niedergang unabwendbar, wenn man sein historisches Ziel erreicht hat?“ Und: „Mit welchen Migranten ist ein gedeihliches Zusammenleben vorstellbar? Wie könnte Remigration für alle anderen aussehen?“ Es ging um die angebliche „neomarxistische Umwälzung“, Homo-Ehe (die unter Berufung auf die Bibel als Greuel bezeichnet wird) und das Gift, das zum „westlichen Selbsthass“ führe. Unter anderem die „Omas gegen Rechts“ hatten vor dem Schloss Reinbek protestiert.