„Schlaftablette“ oder genau der Richtige? Das sagen Hamburger über Scholz
Ukraine-Krise, Corona-Pandemie, Inflation: Leicht hat es Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) derzeit nicht. „Wer bei mir Führung bestellt, bekommt sie auch“, so warb er einst für sich. Das empfanden viele Bürger zuletzt anders. Und das schlägt sich auch in eher mauen Umfragewerten nieder: 67 Prozent sprechen dem Kanzler im aktuellen „Politbarometer“ Führungsstärke ab. Die MOPO fragte in Altona, der Heimat des Kanzlers und langjährigem Wahlkreis: Wie zufrieden sind Sie mit Scholz?
Pearl kann den gestikulierenden Olaf Scholz gar nicht leiden. Er knurrt. Will ihm in sein Bein beißen. Doch zum Glück ist es nur die Pappfigur des Kanzlers, die an der Backsteinmauer lehnt. Cornelia Schiwitzka (38) packt ihn am Halsband, er muss sich fügen. Sie lacht, als sie auf die Pappfigur von Scholz zugeht. Anders als ihr Hund findet sie den derzeitigen Bundeskanzler gut. G20 in Hamburg – das nehme sie ihm übel, ansonsten sei sie zufrieden mit seiner Arbeit.
Ukraine-Krise, Corona-Pandemie, Inflation: Leicht hat es Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) derzeit nicht. „Wer bei mir Führung bestellt, bekommt sie auch“, so warb er einst für sich. Das empfanden viele Bürger zuletzt anders. Und das schlägt sich auch in eher mauen Umfragewerten nieder: 67 Prozent sprechen dem Kanzler im aktuellen „Politbarometer“ Führungsstärke ab. Die MOPO fragte in Altona, der Heimat des Kanzlers und langjährigem Wahlkreis: Wie zufrieden sind Sie mit Scholz?
Pearl kann den gestikulierenden Olaf Scholz gar nicht leiden. Er knurrt. Will ihm in sein Bein beißen. Doch zum Glück ist es nur die Pappfigur des Kanzlers, die an der Backsteinmauer lehnt. Cornelia Schiwitzka (38) packt ihn am Halsband, er muss sich fügen. Sie lacht, als sie auf die Pappfigur von Scholz zugeht. Anders als ihr Hund findet sie den derzeitigen Bundeskanzler gut. G20 in Hamburg – das nehme sie ihm übel, ansonsten sei sie zufrieden mit seiner Arbeit.
„Ich habe Nachtschicht gehabt beim Sicherheitsdienst“, erzählt sie. Aber die Hunde mussten raus, deshalb gehe sie nun in ihrem Wohnviertel Altona ein paar Runden um den Block. „Ich finde nicht, dass Olaf Scholz sich zu wenig zu den wichtigen Themen positioniert“. Die Vorwürfe gegen ihn seien nicht gerechtfertigt. „Er muss schließlich erst mal den Dreck der alten Regierung aufräumen. Das dauert halt ein bisschen.“
Hamburg: Rentnerin kritisiert fehlendes Handeln bei Altersarmut
Den Papp-Olaf findet Rentnerin Petra Cenda (65) aus Altona zwar auch super – die Politik der Originalausgabe jedoch weniger. „Ich habe mir mehr erhofft. Zum Beispiel, dass Scholz etwas gegen die derzeitigen Mietpreise macht. Sie sind viel zu hoch – wie soll ich das als Rentnerin bezahlen?“, klagt sie, eine Hand auf ihren Hackenporsche gestützt. Sie zeigt auf ihre rundlich geformten Schuhe, die nach einer Entscheidung für die Gesundheit, nicht für die Mode aussehen. „Oder die Schuhe – wissen Sie was die kosten? Aber ich brauche sie. Meine Füße sind kaputt.“
Auch die hohen Steuerabgaben würden sie belasten. Natürlich sei es okay, dass auch Rentner einen Beitrag leisten sollen, aber es müsse eine Grenze geben. Sie zahle fast 3000 Euro Steuern im Jahr, bei einer sehr kleinen Rente. Das sei doch viel zu viel. Sie findet Scholz sympathisch, doch er habe wirklich zu wenig Schwung: „Er ist ein bisschen eine Schlaftablette“, sagt sie. „Dabei brauchen wir endlich Hoffnung!“
Mit Papp-Olaf geht es weiter Richtung Ikea-Filiale in der Großen Bergstraße in Altona. Else Senger (89) beugt sich über ihren Gehwagen, schiebt ihn mit Trippelschritten Stück für Stück nach vorne. Die Rentnerin aus St. Pauli ist empört als sie den Papp-Kanzler sieht – zwar darf er auf ihrem Gehwagen Platz nehmen, doch da endet ihre Freundlichkeit dann auch: „Seit er in Berlin ist, setzt er sich nicht mehr durch und tritt öffentlich kaum noch auf“, schimpft sie. „Ich bin sehr von ihm enttäuscht: Menschen wie ich haben diese Stadt nach dem Krieg aufgebaut und dennoch haben wir jetzt keinen Pfennig. Das geht nicht.“
Eine Frau eilt vorbei. Gebeugt, verhärmtes Gesicht, zusammengewürfelte Kleidung. Ein Blick über die Schulter, die Augen werden zu Schlitzen, ein abwertender Ausruf. Doch Papp-Olaf lässt sich nicht einschüchtern, reist stoisch weiter und trifft auf Fans: „Krass, das ist ja geil“, ruft ein Mann mit Fahrrad, aber ohne Zähne. Er bleibt an der an der Max-Brauer-Allee Höhe Bahnhof Altona stehen, reckt den Daumen nach oben. Vermutlich meint er jedoch die Pappe, nicht die Politik.
Ottensen: Kinder erkennen Olaf Scholz nicht
Langsam wird es kalt, doch Papp-Olaf lässt nicht locker auf seiner Tour. In der Bahrenfelder Straße kommt ihm eine Gruppe Jungs entgegen. Große Augen, offener Mund, Dresscode Jogginghose: „Digga, wer ist das?“ fragt ein Junge – und spricht damit das Problem an, das derzeit viele Deutsche mit ihrem Kanzler haben: Wo ist Scholz in den wichtigen Fragen? Welche Positionen bezieht er in den aktuellen Themen wie Ukraine-Krise, Impfpflicht oder Inflation? Umfragen des „Politbarometer“ zeigen, dass derzeit 67 Prozent der Deutschen dem SPD-Politiker die Führungsstärke absprechen. Nur 56 Prozent finden, er macht einen guten Job – das ist ein Minus von sechs Prozent im Vergleich zum Januar.
Felicitas G. (29) macht eine Ausbildung zur Psychotherapeutin. Gerade ist sie zu Besuch bei ihrer Schwester Caroline (36), einer Ärztin aus Ottensen. Sie sitzen zusammen an einem Fensterplatz im Codos-Café in der Bahrenfelder Straße. Papp-Scholz setzt sich zu ihnen. Felicitas findet die Kritik an ihm ein bisschen ungerecht: „Man muss Scholz erst mal Zeit geben. Wie soll er in dieser kurzen Zeit die Armut im Land bekämpfen? Oder die anderen Krisen lösen?“ Ihre Schwester ergänzt: „Scholz ist sachlich und fokussiert. Das finde ich bis jetzt gut. Er ist nicht auf so einem Ego-Trip unterwegs wie andere Politiker, beispielsweise Markus Söder. Bei ihm ist doch alles nur Oppositionsgehabe.“
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Genug Lob eingeheimst, Papp-Scholz ist wieder auf der Straße. Sein letzter Stopp: Eine Dreiergruppe Männer vor Balzac-Coffee in der Ottenser Hauptstraße. Doch da ist die Stimmung so kühl wie der Februarwind: „Ich ertrag Scholz’ Politikersprech nicht und kann ihm einfach nicht zuhören“, sagt Sönke Andresen (43). Er arbeitet als freier Autor und wohnt in Ottensen.
„Er sollte auch ein bisschen emotionaler werden – wobei, dann wäre er wohl nicht mehr authentisch. Wir haben das Monster der Zurückhaltung auch selbst erschaffen, schließlich wird alles Gesagte zerpflückt“, resümiert er. Alexander Schack (44), NDR-Assistent aus Altona, nippt an seinem Kaffee. Dann sagt er langsam: „In einer Welt, wo viele authentisch krass sind, ist ein bisschen Zurückhaltung vielleicht ganz gut.“