Lang und Fegebank teilen gegen CDU aus: „Friedrich Merz leidet unter Kontrollverlust‟
„Es ist jetzt an der Zeit, diesen Wahnsinn zu stoppen“, sagte die ehemalige Grünen-Bundeschefin Ricarda Lang (31) am Montagabend in Hamburg. Gemeint war der Kurs, den CDU-Chef Friedrich Merz nach der Messer-Attacke in Aschaffenburg eingeschlagen hat. Gleich zwei starke Stimmen der Grünen hatte Netzwerker Lars Meier zu „Was geht – N Klub fragt nach“ in die Bucerius Law School eingeladen: Neben Lang saß Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (47). Die beiden Politikerinnen fanden nicht nur klare Worte, sondern sprachen auch über Persönliches, wie ihre Angst vor Fehlern.
„Ich finde es unverantwortlich, aus einem so grausamen Verbrechen wie Aschaffenburg politisch Kapital schlagen zu wollen und die ganze Debatte zu instrumentalisieren“, sagte Fegebank auf die Frage von Meier, was sie über Merz‘ Verhalten denke. Der CDU-Chef will nach der Messer-Attacke zwei Anträge in den Bundestag einbringen, um das Asylrecht zu verschärfen – dafür setzt er notfalls auch auf die Stimmen der AfD.
„Am allerschlimmsten finde ich es, wenn die CDU sagt, dass alle Probleme weg seien, wenn Ausländer nicht ins Land kommen. Die Probleme sind dann nicht weg – auch nicht unter einer CDU-Regierung“, sagte Fegebank. Das führe nur zu einer Wählerenttäuschung und weiterer Unzufriedenheit.
Fegebank: „Friedrich Merz leidet unter Kontrollverlust“
„Friedrich Merz scheint hin und wieder einen Kontrollverlust zu erleiden“, resümiert Fegebank. Lang stimmt zu: „Es wird behauptet, man könne nur für eines sein: Entweder für Sicherheit oder gegen Rechtsextremismus. Das ist Unsinn.“ Sie appellierte an die Union: „Wenn man nicht diesen österreichischen Weg gehen will, ist es jetzt an der Zeit, diesen Wahnsinn zu stoppen.“

Im N-Klub-Talk ging es natürlich auch um Ricarda Langs Entscheidung, nach den Wahlen in Brandenburg, Sachsen und Thüringen 2024 ihre Karriere als Grünen-Bundeschefin zu beenden. „Es war ein Signal: Es geht nicht weiter so; und dass es auch in der Politik noch Übernahme von Verantwortung gibt“, sagte Lang. Inzwischen hat die 31-Jährige eine große Wandlung vollzogen und meldet sich regelmäßig mit humorigen Beiträgen zum Politikgeschehen in den sozialen Medien.
Ricarda Lang: „Ich hatte wahnsinnige Angst vor Fehlern“
Was hat sich geändert? „Ich hatte immer eine wahnsinnige Angst vor Fehlern und wollte niemandem vor den Kopf stoßen“, sagte Lang über ihre Zeit als Bundeschefin. Oft sei es nur darum gegangen, welche Partei sich womit durchsetzen konnte. „Wir sollten endlich aufhören, Politik in den Maßstäben von gewinnen und verlieren zu definieren“, fand Lang. Fegebank stimmte zu: „Das mit der Angst vor Fehlern kenne ich auch. Ich trage mein Herz auch gern auf der Zunge.“
Trotzdem sei es in der Politik sehr wichtig, authentisch zu sein. Auch darin waren sich beide Frauen einig: „Man muss nicht hart sein, um eine Führungsfigur zu sein“, sagte Fegebank. Lang stimmte zu: „Es ist wichtig, sich auch nach den Koalitionsverhandlungen noch in die Augen schauen zu können.“ Hier verwies sie erneut auf die gescheiterten Koalitionsverhandlungen in Österreich, wo nun der rechte FPÖ-Hardliner Herbert Kickl Kanzler werden könnte.
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„Ich träume nachts nicht davon, mit Friedrich Merz zu koalieren und es ist auch nicht mein größter Wunsch, dass Markus Söder im Koalitionsausschuss sitzt und den ganzen Tag das Essen fotografiert“, scherzt Lang. Dann wird sie wieder ernst: „Aber, wenn die Demokraten untereinander nicht gesprächs- und koalitionsfähig sind, dann werden die Antidemokraten gewinnen. Das müssen wir verhindern.“
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