Hamburg-CDU: Kann Dennis Thering auch Wahlkampf?
Man hört fast nur Gutes über ihn, zumindest aus den eigenen Reihen. Dennis Thering, Fraktionschef und designierter Parteivorsitzender der Hamburger CDU, genießt in seiner Partei einen breiten Rückhalt. Man muss den neuen starken Mann der Elb-Christdemokraten, den ein Parteitag am 3. April aller Voraussicht zum neuen Landeschef wählen wird, auch einfach mögen, so angenehm und unkapriziös ist er im Umgang, schreibt MOPO-Kolumnist Marco Carini. Was seine Parteifreunde trotzdem an Thering kritisieren.
Man hört fast nur Gutes über ihn, zumindest aus den eigenen Reihen. Dennis Thering, Fraktionschef und designierter Parteivorsitzender der Hamburger CDU, genießt in seiner Partei einen breiten Rückhalt. Man muss den neuen starken Mann der Elb-Christdemokraten, den ein Parteitag am 3. April aller Voraussicht zum neuen Landeschef wählen wird, auch einfach mögen, so angenehm und unkapriziös ist er im Umgang, schreibt MOPO-Kolumnist Marco Carini. Was seine Parteifreunde trotzdem an Thering kritisieren.
Mit wem er auch spricht, immer ist Thering zugewandt. Selbst der Fraktionschef der Grünen, Dominik Lorenzen, schätzt ihn als „verbindlichen und verlässlichen Gesprächspartner.“
Im Gegensatz zum abtretenden Parteichef, Christoph Ploß, hört er sich nicht vor allem gern selbst reden, sondern kann auch zuhören. Stets sucht Thering Augenhöhe mit seinem Gegenüber, nie kommt er arrogant oder überheblich daher. Er ist kein begnadeter Rhetoriker, packt viele Überbrückungs-„ähs“ in seine Sätze, doch er äußert sich nur zu Themen, von denen er auch etwas versteht. Keiner, der Alles und Jedes kommentieren muss und gern mal einen raushaut, ohne Rücksicht auf Verluste.

Wer Thering in Schlagworten charakterisieren will: Bodenständig, bescheiden, bürgerlich und ein bisschen bieder. 2001 trat er, damals 17 Jahre alt, nach einer Wahlveranstaltung, auf der auch Ronald Schill auf dem Podium saß, in die CDU ein. Die unappetitlichen Auseinandersetzungen zwischen CDU-Bürgermeister Ole von Beust und dem Rechtspopulisten Schill haben Thering politisch sozialisiert. Nach Rechtsaußen grenzt er sich anders als Ploß deutlich ab, zuletzt mit seiner Kritik an dem Eintritt von Ex-AfD-Chef Jörn Kruse in die CDU und an den homophoben Äußerungen der Frontfrau der Anti-Gender-Volksinitiative, Sabine Mertens.
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Später erlebte Thering aus nächster Nähe die schwarz-grüne Koalition mit, die erste auf Landesebene, die bis zu von Beusts Ausstieg aus der Politik gut funktionierte. Das hat ihn geprägt, eine gewisse schwarz-grüne Affinität befördert. Geprägt hat Thering auch seine Herkunft. Mit Frau und Tochter wohnt er im Alstertal, wo er auch aufwuchs und wo der gehobene Mittelstand und der Teil der Oberschicht, der es nicht ganz nach Blankenese geschafft hat, ein Leben fernab von sozialen Brennpunkten genießt. Thering hat den Norden Hamburgs nie verlassen: Schule in Hummelsbüttel, Zivildienst in Poppenbüttel, erstes Mandat im Ortsausschuss Alstertal. Das gibt ihm eine provinzielle, aber eben auch sehr heimatverbundene Note.
Wenn es für seine Parteifreunde etwas an Thering zu kritisieren gibt, dann, dass er etwas zu harmoniebedürftig ist. Das tut der eigenen Partei gut, deren Flügel er eher eint, als den Laden zu spalten. Das tut aber mitunter auch dem politischen Gegner gut. Wenn Thering die Stimme erhebt, um in der Bürgerschaft gegen die rot-grüne Koalition die Abteilung Attacke zu reiten, dann wirkt das immer ein wenig gewollt, gekünstelt und gespielt. Dass er wirklich ein „leidenschaftlicher Wahlkämpfer“ ist, muss er noch beweisen. Im Wahlkampf, wenn der Umgangston ruppiger wird, könnte seine Besonnenheit zu wenig sein. Auch deshalb ist für den Hamburger Parteienforscher Elmar Wiesendahl eine Spitzenkandidatur von Dennis Thering, „ein Abonnement auf Niederlage.“
Thering: Bodenständig, bescheiden, bürgerlich, bieder
Dabei steht Thering inhaltlich für die konservative Wende der Hamburger CDU. Beim Thema Mobilität ist der ehemalige verkehrspolitische Sprecher der CDU-Fraktion ganz Lobbyist der Autofahrer, die sich von der rot-grünen Verkehrswende und der Baustellenflut gegängelt und ausgebremst fühlen. Im Klimakonflikt steht er für Besitzstandswahrung und auf klimafreundliche Maßnahmen, die den Konsum und den motorisierten Individualverkehr nicht wirklich einschränken. Ein politischer Standpunkt, der auch in Hamburg nicht für nur elf, sondern für doppelt so viele Wahlprozente gut sein könnte, ein Bündnis mit den Grünen aber nicht leichter macht.
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Doch Thering, der in der Arbeitnehmervereinigung der CDU, der CDA aktiv ist, brennt auch für soziale Themen. Und fischt nicht am rechten Rand, sondern zielt in die politische Mitte. Das macht ihn wieder anschlussfähiger an die Grünen, mit der er sich eine Koalition nach der Bürgerschaftswahl 2025 durchaus vorstellen könnte – auch als Juniorpartner. Ein erster Schritt, um regierungsfähig zu werden und später dann den Bürgermeister zu stellen. Denn Therings bereits zurückweichender Haaransatz täuscht: Er ist mit 38 noch jung und könnte – sollte er die Wahl nicht krass vergeigen – Hamburgs CDU noch lange führen.