Hamburgs Linke und der Wagenknecht-Sumpf
Machtkämpfe, eine unklare Russland-Haltung und jetzt der nächste Aufreger: Die einzige Bundestagsabgeordnete der Hamburger Linken, Zaklin Nastic, hält die Grünen für die „gefährlichste Partei im Bundestag“. Damit schließt sie sich einer Analyse ihrer umstrittenen Genossin Sahra Wagenknecht an. Für viele Hamburger Mitglieder geht das gar nicht – doch nur wenige äußern sich öffentlich. Klare Abgrenzung sieht anders aus.
- Deutsch (Deutschland)
MOPO+ Abo
für 1,00 €Jetzt sichern!Die ersten 4 Wochen für nur 1 € testen!Unbeschränkter ZugangWeniger Werbung
Danach nur 7,90 € alle 4 Wochen
Wenn Sie E-Paper Kunde sind, betrifft diese Änderung Sie nicht.
Machtkämpfe, eine unklare Russland-Haltung und jetzt der nächste Aufreger: Die einzige Bundestagsabgeordnete der Hamburger Linken, Zaklin Nastic, hält die Grünen für die „gefährlichste Partei im Bundestag“. Damit schließt sie sich einer Analyse ihrer umstrittenen Genossin Sahra Wagenknecht an. Für viele Hamburger Mitglieder geht das gar nicht – doch nur wenige äußern sich öffentlich. Klare Abgrenzung sieht anders aus.
Die Grünen seien „die heuchlerischste, abgehobenste, inkompetenteste und derzeit auch die gefährlichste Partei, die wir im Bundestag haben“, sagte Wagenknecht vor Kurzem in einem Video. Darin kritisiert sie die Grünen-Forderungen nach Waffenlieferungen an die Ukraine. Nastic pflichtete ihr auf Twitter bei, nannte die AfD die „abscheulichste“ Partei im Parlament, die „gefährlichste“ wären aber die Grünen.
Hamburgs Linke äußern sich zurückhaltend
Die Grünen würden den rechten AfDlern mit ihrer Politik einen „Nährboden“ bereiten. Eine These, die viele Linke so sicher nicht teilen. Doch es bleibt auffällig still, keiner der Fraktionsabgeordneten will sich zu dem heiklen Thema äußern. Lediglich die ehemalige Bürgerschaftsabgeordnete Christiane Schneider twittert am nächsten Morgen: „Tritt zurück“.
Um die Mittagszeit schreibt Hamburgs Linken-Landessprecher Thomas Iwan, dass Wagenknecht ihre Kritik bewusst so rechtsoffen formuliert habe, um dort anschlussfähig zu sein und die Gefahren der Faschisten in den Parlamenten verharmlose. „Das kann man machen. Aber wenn man den antifaschistischen Grundkonsens unserer Partei nicht mittragen möchte, dann ist man bei der Linken falsch“, so Iwan.
Linken-Landessprecher: „Tweet fand ich daneben”
Der Grünen-Verkehrssenator Anjes Tjarks kommentiert: „Nicht gerade harte Kritik für den Unfug“. Von der MOPO darauf angesprochen sagt Iwan, die Kritik gelte in erster Linie dem Video von Wagenknecht. Es verharmlose die Gefahr, die von der AfD ausgeht.
Das könnte Sie auch interessieren: Russland und die NATO: Wie sich die Linke überflüssig macht
„Den Tweet von Zaklin Nastic fand ich allerdings ebenfalls daneben, da darf sie sich ruhig angesprochen fühlen“, so Iwan. „Die AfD ist die gefährlichste Partei im deutschen Bundestag. Die Grünen so zu bezeichnen ist, bei aller Kritik, kein Umgang miteinander und stimmt auch einfach nicht.“ Mitgliedern wegen so etwas einen Austritt nahezulegen sei aber nicht seine Art. „Aber so wie es sich liest, geht es eben nicht.“ Alles weitere werde man erst einmal untereinander klären.
Das sagt Zaklin Nastic zu der Kritik
Warum wendet sich Nastic mit ihrem Lob für Wagenknecht gegen den Tenor im eigenen Landesverband? Die Aussagen von Thomas Iwan seien nicht die Meinung des Landesverbandes, sondern „eines neu gewählten Landessprechers“, sagt Nastic zur MOPO. Sie behauptet, dass es im Landesverband auch ganz andere Stimmen gebe.
Dazu muss man wissen: Bevor die Hamburger Linke Thomas Iwan und Sabine Ritter im September dieses Jahres zu den Landessprechern wählte, hatten Nastic und Keyvan Taheri den Job. Öffentlich ist ihr bisher auch lediglich Taheri zur Seite gesprungen.
Gründet Wagenknecht eigene Partei?
Auf die Frage, warum sie die Grünen für gefährlicher als die AfD hält, verweist Nastic auf deren Regierungsverantwortung. Und schiebt noch hinterher: „Mit ihrer rein auf Eskalationskurs orientierten Außenpolitik im Ukrainekrieg könnten sie uns sogar in einen Weltkrieg hineinziehen.“ Sahra Wagenknechts Äußerungen seien angeblich weder nach rechts offen noch populistisch.
Das könnte sie auch interessieren: Gefahr der Erneuerung: Hamburgs CDU, FDP und Linke sind mit sich selbst beschäftigt
Wagenknecht-Kumpanin Nastic gehörte schon zu den Unterzeichner:innen von Wagenknechts Papier „Für eine populäre Linke“, ein Aufruf zur Erneuerung der Partei. Seit Monaten heißt es in den Reihen der Linken, Wagenknecht plane mit ihrer Anhängerschaft die Gründung einer neuen Partei. Ob Nastic dann auch dabei wäre? Auf diese Frage reagiert sie ausweichend: Andere Linke wie der ehemalige Parteichef Bernd Riexinger würden auf Bundesebene die Partei spalten wollen.