Goldene Zukunft? Ein Hafen-Deal mit vielen Fragezeichen
Sie überschlugen sich mit Superlativen. Kaum hatte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) verkündet, die in Genf ansässige Reederei Mediterranean Shipping Company (MSC) werde der Stadt voraussichtlich Teile des Hafenbetreibers HHLA abkaufen, da hagelte es auch schon rot-grünes Selbstlob für den avisierten Deal.
„Großartiges Vorhaben“ und „wegweisende Partnerschaft für eine erfolgreiche Zukunft“, jubelt SPD-Fraktionschef Dirk Kienscherf, während Tschentscher selbst von einem „Meilenstein in der weiteren Entwicklung unseres Hafens“ spricht. „Zweifelsfrei ein historischer Deal“, ist der MSC-Einstieg auch für die Grünen. Und selbst die CDU fand kaum ein Haar in der Suppe, außer dass der MSC-Einstieg fast zu spät komme.
Hamburger Hafen-Deal: MSC steigt in die HHLA ein
Sie überschlugen sich mit Superlativen. Kaum hatte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) verkündet, die in Genf ansässige Reederei Mediterranean Shipping Company (MSC) werde der Stadt voraussichtlich Teile des Hafenbetreibers HHLA abkaufen, da hagelte es auch schon rot-grünes Selbstlob für den avisierten Deal.
„Großartiges Vorhaben“ und „wegweisende Partnerschaft für eine erfolgreiche Zukunft“, jubelt SPD-Fraktionschef Dirk Kienscherf, während Tschentscher selbst von einem „Meilenstein in der weiteren Entwicklung unseres Hafens“ spricht. „Zweifelsfrei ein historischer Deal“, ist der MSC-Einstieg auch für die Grünen. Und selbst die CDU fand kaum ein Haar in der Suppe, außer dass der MSC-Einstieg fast zu spät komme.
Hamburger Hafen-Deal: MSC steigt in die HHLA ein
Hört man die Stimmen aus dem Rathaus, so scheint es, als sei die seit Jahren währende Hafenkrise auf einen Schlag gelöst. Immer mehr verlor Hamburg zuletzt den Anschluss zu den Konkurrenzhäfen in Antwerpen und Rotterdam, brach der Containerumschlag dramatisch ein. Auch die HHLA selbst schwächelte, legte zuletzt eine Halbjahresbilanz mit rapiden Umsatz- und Gewinneinbußen vor.

Kommt nun also die große Wende? Das Übernahme-Paket ist gespickt mit frohen Botschaften. Die MSC, die 49,9 Prozent der HHLA-Aktien erwerben will, sichert zu, ihre Ladungsmenge in Hamburg bis 2031 auf eine Million Container jährlich hochzuschrauben, Tarifverträge zu wahren und die Zahl ihrer Hamburger Angestellten auf 700 zu verdoppeln. Zudem will die weltgrößte Reederei in der HafenCity ihre Deutschlandzentrale einrichten. Die Hansestadt würde 50,1 Prozent der HHLA-Aktien behalten und damit das letzte Wort im Unternehmen, betont Tschentscher.
Hat der Hamburger Hafen jetzt eine goldene Zukunft?
Doch dass der Hafen nun eine goldene Zukunft hat, darf bezweifelt werden. Das letzte Wort, das Hamburg hat, ist nur die halbe Wahrheit: Denn gegen den Willen der MSC geht in Zukunft gar nichts mehr. Zudem wirft der Deal viele Fragen auf und hat auch ein paar Probleme im Schlepptau.
Da ist etwa das Problem Klaus-Michael Kühne. Als der 86-jährige Multimilliardär von dem MSC-Deal erfuhr, bekam er gewaltig Schaum vorm Mund. Hatte er doch selbst die HHLA-Mehrheit übernehmen wollen und von der Stadt gerade erst eine Abfuhr und böse Kommentare kassiert. So sagte die Grünen-Abgeordnete Miriam Putz Kühne hinterher, Hamburg sei „kein Selbstbedienungsladen für in der Schweiz ansässige Milliardäre“.
Hafen-Deal: Kühne polterte nach Senat-Entscheidung
Der HHLA-Einstieg von MSC sei „ein Affront“ gegenüber Hapag-Lloyd als größtem Reedereikunden des Hafens, polterte Kühne in mehreren Medien. Die Kühne Holding hält 30 Prozent an Hapag-Lloyd. Kühne kündigte an, entweder Hapag-Lloyd oder seine „Kühne Holding AG“ werde ein Gegen-Übernahmeangebot für 49,9 Prozent der HHLA-Aktien abgeben. Doch der Deal mit MSC ist bereits fast in trockenen Tüchern. Wer Kühne kennt, weiß aber, dass er eine solche Niederlage nicht auf sich sitzen lässt.
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Man kann von Kühne halten, was man will, doch legt er seinen Finger in eine klaffende Wunde – die gescheiterte Hafenkooperation: „Hamburg, Bremen und Wilhelmshaven arbeiten teilweise gegeneinander, die Reedereien spielen die Häfen gegeneinander aus. Wichtig ist, dass eine Interessengemeinschaft zwischen diesen drei deutschen Seehäfen gebildet wird.“
Opposition fürchtet Abkehr von anderen Reedereien
Das alles hätte Kühne gerne unter seiner Führung vorangebracht, auch deshalb machte er Hamburg sein HHLA-Übernahmeangebot und kaufte sich über Hapag-Lloyd schon vor Monaten im Tiefseehafen Wilhelmshaven ein. Nun könnte er sein Engagement dort ausbauen – zum Schaden des Hamburger Hafens. Denn die Containerriesen, die ihre Fracht in Wilhelmshaven löschen, müssen nicht die Fahrt durch die für große Pötte kaum schiffbare Elbe antreten. Dass sich nun „andere Reedereien von Hamburg abwenden“, befürchtet auch die FDP-Abgeordnete Anna von Treuenfels-Frowein.
Statt der Politik regieren nun immer mehr die Reeder, die gegeneinander um Marktanteile kämpfen, die Hafenlandschaft. Die HHLA, die in Zukunft stark unter MSC-Einfluss steht, hat in Hamburg bei den Containerverkehren einen Marktanteil von immerhin 75 Prozent. Und es liegt auf der Hand, dass die MSC-Reederei ihre HHLA-Beteiligung für eigene Interessen nutzen wird. Die Zeichen deuten seit Mittwoch damit noch weniger auf Hafenkooperation, sondern auf immer mehr Reederkonkurrenz in den norddeutschen Häfen hin. Die könnten dabei langfristig zerrieben werden.