• Maryam Blumenthal möchte neue Landeschefin der Hamburger Grünen werden.
  • Foto: Elfriede Liebenow

Gallina geht: Wird diese Frau Hamburgs neue Grünen-Chefin?

Hamburgs Justizsentaorin, Anna Gallina, will sich im Mai von ihrem Posten als Landeschefin der Grünen verabschieden. Ihr Stellvertreter, Martin Bill, ist seit letztem Jahr Staatsrat in der Verkehrsbehörde und wird ebenfalls seinen Platz freigeben. Doch wer könnte jetzt an die Landesspitze vorrücken? Die MOPO stellt die beiden ersten Bewerber vor.

„Erfahrung, ein Blick über den Tellerrand und eine breite Themenaufstellung, das alles bringe ich mit und qualifiziert mich als Landesvorsitzende“, sagt die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Maryam Blumenthal. Fast vier Jahre lang war die 35-jährige Parteichefin in Hamburgs größtem Bezirk Wandsbek. Aus dieser Rolle heraus habe sie einen Blick für die Partei entwickelt, der ihr auch bei dieser Aufgabe helfen soll.

Hamburg: Maryam Blumenthal will Landeschefin der Grünen werden

Blumenthals politischen Schwerpunkte liegen in den Bereich Sport, Bildung und Fachkräfte sowie ihrem „Herzensthema“ Flüchtlingspolitik. Ihre Eltern kamen selbst aus dem Iran nach Deutschland, als sie drei Jahre alt war.

1998 zogen sie nach Hamburg-Steilshoop – 16 Jahre lang war der Stadtteil Blumenthals Zuhause. Auch später lebte sie mit ihrem Mann und zwei der heute drei Kinder dort. „Mit zwei Kindern wurde es irgendwann einfach zu eng in unserer damaligen Wohnung. Da sind mein Mann und ich nach Volksdorf gezogen. Trotzdem bin ich noch eng mit Steilshoop verbunden, weil meine Mutter dort lebt“, erzählt sie.

Maryam Blumenthal: „Wir sind keine Nischenpartei“

Für die Zukunft der Hamburger Grünen hat Blumenthal klare Vorstellungen: „Wir müssen deutlich machen, dass wir keine Nischenpartei sind. Nur die Stimmen und Mitgliederzahlen machen uns nicht nachhaltig zu einer wichtigen Regierungspartei.“ Die Partei mische ihrer Ansicht nach noch nicht genug im laufenden politischen Prozess mit. „Ich bin auch davon überzeugt, dass es zu meiner Rolle als Vorsitzende mit einem Mandat im Parlament einen Ausgleich bräuchte im geschäftsführenden Landesvorstand.“

Anna Gallina wird ihren Posten als Grünenchefin in Hamburg im Mai aufgeben.

Anna Gallina wird ihren Posten als Grünenchefin Hamburgs im Mai aufgeben.

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dpa

Die Wahl des Grünen Landesvorsitz soll voraussichtlich Mitte April stattfinden, sofern die Pandemie es zulässt. Ihren Posten in der Fraktionsspitze würde Blumenthal als Landeschefin natürlich abgeben, auch im Job will die Berufsschullehrerin dann kürzertreten. Mit Anna Gallina, Katharina Fegebank und ihren Mitstreitern im Fraktionsvorstand habe sich Blumenthal im Vorfeld ihrer Kandidatur bereits abgesprochen.

Maryam Blumenthal: Von der Basketballerin zur Quotenfrau

Zur Politik sei Blumenthal ganz zufällig gekommen. „Als vor etwa zehn Jahren der ‚Ausstieg vom Atomausstieg‘ Thema war habe ich beim Wahlkampf geholfen“, sagt sie. Ihr Nachbar in Steilshoop, Dennis Paustian-Döscher, heute ebenfalls Bürgerschaftsabgeordneter, habe gefragt ob sie nicht bei der Bezirksversammlungswahl 2014 auf Platz zwei im Wahlkreis Bramfeld/Farmsen/Berne für die Grünen antreten will. „Sie hatten zu wenig Frauen auf der Liste“, so Blumenthal.

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Zu dieser Zeit war sie aber eigentlich hauptsächlich mit ihrem Lieblingssport beschäftigt. „Ich habe über 20 Jahre sehr aktiv Basketball gespielt bis hin zur Regionalliga“, erzählt sie. Doch dann holte sie tatsächlich das Mandat und verlegte bald ihre Prioritäten in die Politik „weil ich gemerkt habe, dass meine Arbeit tatsächlich wichtig ist.“ Seit etwa zwei Jahren sei sie aus Zeitgründen aber nur noch als Gast bei Spielen dabei und selbst Trainerin einer Kindermannschaft.

Dass sie eine klassische Quotenfrau ist, findet Blumenthal völlig in Ordnung: „Ohne die Quote wäre ich nie in der Politik gelandet. Als Frau und mit meiner Biografie hätte ich mir früher Politik nie zugetraut.“

Junger Grüner will in den Landesvorsitz

Für den Posten des stellvertretenden Landesvorsitz hat sich ebenfalls schon ein erster Bewerber gemeldet: Der 24-jährige Leon Alam, einer der Landessprecher der Grünen Jugend. „Ich möchte für meine Generation Politik machen und kann als junger Typ und ‚Person of Color‘ Verbindungen schaffen, die andere nicht schaffen können“, sagt er. Alam betont, dass er unabhängig von einem Bürgerschaftsmandat kandidiert: „Wir sollten als Partei auch durchaus mal ein Gegengewicht zur Fraktion sein.“

Leon Alam bewirbt sich auf den Posten des stellvertretenden Landeschefs.

Leon Alam bewirbt sich auf den Posten des stellvertretenden Landeschefs.

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hfr

Leon Alam: Das sind seine Themen

Seine Themen: Klimaschutz und Antidiskriminierung. „Das Thema Antidiskriminierung ist mir sehr wichtig, was zum Teil auf eignen Diskriminierungserfahrungen beruht. Aber ich bin mir auch bewusst, dass ich trotzdem in vielerlei Hinsicht privilegiert bin“, sagt er. „Ich bin nicht in Armut aufgewachsen, kann studieren. Ich möchte mich für alle Menschen einsetzen, die Diskriminierung erfahren.“ Der 24-Jährige lebt in Eimsbüttel und studiert Politikwissenschaften. Als Ausgleich zum Politikalltag macht er gern Sport wie Bouldern oder Yoga und ist draußen in der Natur.

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Blumenthal und Alam treten nicht als Team an, einige Schnittmengen sind jedoch offensichtlich. Auf Nachfrage der MOPO sagt Blumenthal: „Wir wertschätzen einander und stehen im Austausch. Aber letztendlich entscheiden die Mitglieder, welche Personen sie zusammen als eine sinnvolle Kombination erachten.“

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