Erstaunliche Umfrage: Wird die AfD in diesen Bezirken bald wirklich stärkste Kraft?
Die AfD wird bei der Europawahl 2024 in gleich zwei Hamburger Bezirken stärkste Kraft – zumindest, wenn es nach dem neuesten Stimmungsbild des Wahlforschungsinstituts „Wahlkreisprognose“ geht. Die Daten haben in den vergangenen Tagen für ordentlich Aufsehen in sozialen Netzwerken gesorgt. Jetzt hat die MOPO sie sich genauer angesehen und nachgefragt, wie realistisch das Ergebnis wirklich ist. Danach sieht das Ganze schon anders aus.
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Die AfD wird bei der Europawahl 2024 in gleich zwei Hamburger Bezirken stärkste Kraft – zumindest, wenn es nach dem neuesten Stimmungsbild des Wahlforschungsinstituts „Wahlkreisprognose“ geht. Die Daten haben in den vergangenen Tagen für ordentlich Aufsehen in sozialen Netzwerken gesorgt. Jetzt hat die MOPO sie sich genauer angesehen und nachgefragt, wie realistisch das Ergebnis wirklich ist. Danach sieht das Ganze schon anders aus.
In den Bezirken Harburg und Hamburg-Mitte hätte die AfD von allen Parteien nach Angaben des Instituts die höchste Chance auf eine Mehrheit. In Altona, Eimsbüttel und Hamburg-Nord wären die Grünen vorn, in Wandsbek die CDU. Die SPD ginge bei der Europawahl leer aus.
CDU und AfD als große Wahlsieger?
Im Gesamtergebnis für Hamburg rechnet das Institut mit der CDU als stärkster Kraft bei der kommenden Europawahl mit 24,5 Prozent. Dahinter folgen die Grünen mit 20,5 Prozent, die AfD als großer Wahlsieger mir 17 Prozent und die SPD als großer Verlierer mit 14 Prozent. Die Linken und die neue Partei von Sarah Wagenknecht könnten jeweils sechs Prozent erreichen. Die FDP käme gerade Mal auf drei Prozent. Aber wie realistisch ist das?
Das Berliner Institut „Wahlkreisprognose“ hat vom 1.12. bis 7.12.2023 unter 1440 wahlberechtigten Personen ab 16 Jahren nach eigenen Angaben eine repräsentative Online-Befragung durchgeführt. In den Fragebögen wurden alle möglichen soziodemographischen Faktoren wie Alter, Beruf und Wahlpräferenzen, abgefragt, erklärt Gründer Valentin Blumert im Gespräch mit der MOPO.
Darüber hinaus kommt auch ein Algorithmus zum Einsatz: Wenn Wähler in der aktuellen Umfrage plötzlich ein ganz anderes Wahlverhalten zeigen als in bisherigen, verbindet „Wahlkreisprognose“ dies mit Bestandsdaten aus einem Algorithmus. „Wir schätzen im Grunde genommen auf Grundlage dieser Verbindung ein Ergebnis und bereiten das noch einmal mit den tatsächlichen Wahlergebnissen von früheren Wahlen auf“, sagt Blumert. Die Fehlertoleranz belaufe sich dabei auf durchschnittlich +/- 3,1 Punkte.
Umfrage zur Europawahl: „Mit Fragezeichen behaftet“
Klingt nach wenig, kann aber entscheidend sein: Im Bezirk Hamburg-Mitte sagt das Institut für die AfD einen Wahlsieg mit 20 Prozent voraus – das wäre ein Plus von 12,4 Prozentpunkten. Dahinter folgen die Grünen mit 19 Prozent (-9,5) und die CDU mit 17 Prozent (+4,8). Eine Abweichung um drei Prozentpunkte kann dabei alles ändern.
Darauf angesprochen, sagt Blumert selbst, dass die Methode nicht so valide sei wie eine gesonderte regionale Stichprobe, aber für den Eurowahltrend sei man so vorgegangen. „Wenn man sich Hamburg-Mitte anschaut, dann sind diese 20 Prozent AfD auch schon mit größeren Fragezeichen behaftet“, sagt er. Aber von einem engen Rennen gehe er trotzdem aus. „Es ist immer eine Momentaufnahme. In die Zukunft können wir nicht schauen, sonst wären wir alle richtig reich.“
Grüne mit historischem Sieg bei Europawahl 2019
Der Hamburger Professor für Politikwissenschaft, Kai-Uwe Schnapp, hatte bereits im Oktober 2023 im „Abendblatt“ angemahnt, dass man eine solche Online-Umfrage mit Vorsicht genießen sollte. Sie könne zwar eine Orientierung geben, aber nur begrenzt. Damals hatte „Wahlkreisprognose“ ein Stimmungsbild zur Bürgerschaftswahl 2025 veröffentlicht.
Der große Wahlsieger bei der letzten Europawahl 2019 waren die Grünen, sie wurden in allen sieben Bezirken die stärkste Kraft. Im Gesamtergebnis kamen sie auf 31,1 Prozentpunkte – legten also knapp 14 Prozentpunkte zu. Die SPD rutschte hingegen um ganze 14 Prozentpunkte auf 19,8 Prozent ab. Auch die CDU musste einen Verlust von fast sieben Prozentpunkten einstecken und kam auf 17,7 Prozent. Die Linke erreichte 7 Prozent (-1,6), die FDP 5,6 Prozent (+1,9).
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Die AfD schaffte es auf 6,5 Prozent (+0,5). Besonders in Bergedorf, Harburg und Hamburg-Mitte holte sie damals Stimmen. Ob sie das bei der nächsten Wahl tatsächlich mehr als verdoppeln kann, wird sich zeigen.