Wissenschaftssenatorin Maryam Blumenthal (Grüne) wehrt sich gegen die Äußerungen von Friedrich Merz.

Wissenschaftssenatorin Maryam Blumenthal (Grüne) wehrt sich gegen die Äußerungen von Friedrich Merz. Foto: Christian Charisius/dpa

Hamburger Senatorin startet Petition gegen „Brandstifter“ Merz

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„Herr Bundeskanzler, hören Sie auf, unsere Kinder zu instrumentalisieren und in Gefahr zu bringen und entschuldigen Sie sich bei ihnen!“ Mit diesen Worten endet eine flammende Petition mit prominenter Absenderin: Maryam Blumenthal, Hamburger Wissenschaftssenatorin, Grüne, Deutsche mit iranischen Wurzeln – und Mutter dreier Söhne, die sie durch Friedrich Merz‘ Polemik gefährdet sieht.

„Sie bringen die Gesellschaft gegen unsere Söhne auf!“ Es sind emotionale Worte, mit denen Maryam Blumenthal sich an den deutschen Bundeskanzler wendet, nicht als Hamburger Wissenschaftssenatorin, die gerade mit den Planungen für Hamburgs neues Naturkundemuseum zu tun hat, sondern als Mutter, die „ein Ventil“ brauchte, wie sie im Gespräch mit der MOPO sagt.

Die Aussagen des Kanzlers haben sie tief getroffen. Erst die Sache mit dem „Stadtbild“, mit der Friedrich Merz pauschal alle nicht-deutsch aussehenden Menschen – wie sie und ihre Teenager-Söhne – als „Problem im Stadtbild“ verunglimpfte. Und dann legte er auf einer Pressekonferenz auch noch nach: „Fragen Sie mal Ihre Töchter!“ Das war der Moment, als die Mutter Maryam Blumenthal richtig sauer wurde: „Mit diesen Worten erzeugt Friedrich Merz eine Stimmung, die meine Söhne in Gefahr bringt.“

Friedrich Merz „bringt Söhne in Gefahr“

Mit seiner Töchter-Aussage würde Merz einerseits Mädchen instrumentalisieren und verunsichern und andererseits Jungen wie ihre Söhne explizit als Gefahr für diese Mädchen darstellen: „Friedrich Merz adressiert ausdrücklich junge, dunkelhaarige Männer, pauschal, ohne Unterschied. Dabei sind meine Söhne Deutsche, er ist auch ihr Kanzler, eine andere Heimat kennen sie nicht.“

Um ihren Kindern Diskriminierung zu ersparen, tragen die Jungen den deutschen Nachnamen ihres Vaters, dazu betont deutsche Zweitnamen: „Das Einzige, was ich nicht ändern kann, ist ihre Optik und wenn der Kanzler immer wieder die Optik zum Thema macht, dann ist das gefährlich für sie und für die Söhne vieler migrantischer Familien, die schon lange für unser Land arbeiten.“

Der Kanzler, sagt Blumenthal, zündele mit seinen Worten in der Gesellschaft: „Er ist ein Brandstifter.“ Dass Menschen wie sie und ihre Söhne „doch gar nicht gemeint“ seien, lässt Maryam Blumenthal nicht gelten: „Wenn der Bundeskanzler über Kriminelle, Gefährder oder Ausreisepflichtige sprechen will, soll er das tun. Hat er aber nicht. Er hat mit voller Absicht einen riesigen Interpretationsspielraum gelassen.“ Darum die Petition mit der Aufforderung an Friedrich Merz, sich bei den Söhnen und Töchtern im Land für seine Worte zu entschuldigen: „Eine Petition ist ein gutes demokratisches Mittel, um sich zu äußern.“

Stadtbild-Aussage sorgt weiter für Diskussionen

Friedrich Merz hatte mit seiner Stadtbild-Aussage für viel Empörung besonders in den Sozialen Medien gesorgt – mit der Wortwahl aber auch in den eigenen Reihen Kopfschütteln ausgelöst. Der Chef des CDU-Sozialflügels, Dennis Radtke, sagte in den Zeitungen der Funke-Mediengruppe, er erwarte einen anderen Stil von Merz. Der Landeschef der baden-württembergischen CDU, Manuel Hagel, sagte im ZDF, es habe sich in Deutschland etwas verändert – „und das habe etwas mit Migration zu tun, aber nicht nur. “

Der Kommentar zum Thema: Friedrich Merz‘ falsches Spiel mit der Angst

Am Dienstag sprang nun Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) dem Kanzler zur Seite. Bei RTL Nord sagte Günther, der Kanzler habe ein Problem angesprochen, „was viele Menschen empfinden”. Auch Menschen mit Einwanderungsgeschichte fragten sich, warum Gefährder nicht konsequenter abgeschoben werden.

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