Hamburger Eltern wollen G9 zurück – und haben schon viele Unterstützer
„Mehr Zeit zum Lernen!“, das fordert die Initiative „G9 Hamburg“. Fünf Elternteile haben sich zusammengetan, um an allen Gymnasien der Stadt wieder das Abitur nach neun Jahren – statt wie aktuell nach acht – einzuführen. Nächster Schritt: Volksinitiative. Schulsenator Ties Rabe (SPD) ist von solchen Ideen gar nicht begeistert. Eine Partei aber freut‘s.
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„Mehr Zeit zum Lernen!“, das fordert die Initiative „G9 Hamburg“. Fünf Elternteile haben sich zusammengetan, um an allen Gymnasien der Stadt wieder das Abitur nach neun Jahren – statt wie aktuell nach acht – einzuführen. Nächster Schritt: Volksinitiative. Schulsenator Ties Rabe (SPD) ist von solchen Ideen gar nicht begeistert. Eine Partei aber freut‘s.
„Die Kinder sind in acht Jahren viel Lerndruck ausgesetzt, aber sie müssen auch Zeit haben ihre Persönlichkeit zu entwickeln“, sagt Sammar Rath von „G9 Hamburg“. Der letzte G9-Jahrgang in Hamburg machte 2010 als „Doppeljahrgang“ parallel zum ersten G8-Jahrgang Abitur.
Andere Nord-Länder haben wieder G9
Andere Bundesländer wie Schleswig-Holstein oder Niedersachsen haben nach langen Debatten schon wieder auf G9 umgestellt. „Das heißt, es gibt keine echte Vergleichbarkeit mehr zwischen den Abschlüssen“, sagt Mitinitiatorin Iris Wenderholm. Eine Online-Petition von „G9 Hamburg“ hat bisher mehr als 7000 Unterstützer.
An den Stadtteilschulen können Schüler weiterhin nach neun Jahren ihr Abi machen. Warum reicht den Eltern das nicht? „Stadtteilschulen und Gymnasien haben andere Konzepte, das kann man nicht vergleichen“, sagt Wenderholm. „Wenn das Kind nach der vierten Klasse aufs Gymnasium geht, muss doch danach entschieden werden, welche Lernbedingungen es braucht und nicht, wie lange es lernen soll.“
Schulsenator Rabe: „G9 ist ein leeres Versprechen”
2014 gab es bereits eine Initiative, die versuchte G9 zurückzubringen. Sie scheiterte an einer Mehrheit für den Volksentscheid. Die Eltern von „G9 Hamburg“ sind trotzdem optimistisch: „Es war einfach noch zu früh. Damals wurde gerade erst auf G8 umgestellt und Schulleiter und Lehrer waren nicht offen für einen Wechsel.“
Nach wie vor ist die Schulbehörde nicht offen für einen Wechsel. „G9 ist ein leeres Versprechen mit erheblichen Schäden für die Hamburger Schülerinnen und Schüler“, sagt Senator Rabe auf MOPO-Anfrage. Zudem gehe es nur um einen Zeitvorteil von „in der Regel 19 Minuten weniger Unterricht am Tag“. Hamburg müsse dann auch alle Schulbaumaßnahmen stoppen, weil an anderer Stelle mehr Räume gebraucht werden. Etwa 6000 zusätzliche Schüler würde G9 mit sich bringen.
Das sagt die Hamburger Opposition zum G9-Vorstoß
Vor 2025 ändert sich beim Thema G8 sowieso nichts. Bis dahin gilt der „Schulfrieden“. Ein Abkommen zwischen SPD, Grünen, CDU und FDP, wonach an der bestehenden Schulstruktur nicht gerüttelt wird. Auf den Schulfrieden verweist auch CDU-Fraktionschef Dennis Thering und sagt: „Als CDU Hamburg werden wir zu gegebener Zeit einen Vorschlag machen, wie es danach weitergehen soll.“
Der Senator sollte die im Schulfrieden versprochenen Verbesserungen umsetzen, findet die FDP-Abgeordnete Anna von Treuenfels-Frowein: „Mehr und anspruchsvollere Kerninhalte im Unterricht, weniger Fokussierung auf Kompetenzen.“ Erst nachdem das umgesetzt ist, könne darüber diskutiert werden, ob Gymnasien, die wieder zum G9 zurückkehren wollen, dies unter bestimmten Bedingungen tun können.
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Die Schulexpertin der Linken, Sabine Boeddinghaus, sagt sie „feiere” die Initiative sehr. Allerdings verbinde sie ihre Unterstützung für ein zusätzliches Lernjahr an den Gymnasien mit der Erwartung, dass diese auch deutlich mehr Verantwortung für inklusive und integrative Aufgaben übernehmen und das Abschulen nach Klasse 6 beenden.
Die Elterninitiative „G9 Hamburg“ will jetzt den nächsten Schritt wagen. „Wir stimmen noch letzte Feinheiten ab und werden demnächst mit der Volksinitiative starten“, kündigt Sammar Rath an.