Die Gründe für den plötzlichen Abgang des Christoph Ploß
Das Ende der Hamburger CDU-Doppelspitze: Christoph Ploß tritt am Sonntag als CDU-Landeschef gesichtswahrend zurück und überlässt dem designierten Bürgermeister-Kandidaten Dennis Thering ganz das Feld. Welche Gründe dahinterstecken: Lesen Sie mehr mit MOPO+ – jetzt vier Wochen lang für nur 99 Cent testen!
Das Ende der Hamburger CDU-Doppelspitze: Christoph Ploß tritt am Sonntag als CDU-Landeschef gesichtswahrend zurück und überlässt dem designierten Bürgermeister-Kandidaten Dennis Thering ganz das Feld.
Christoph Ploß tritt als Landesvorsitzender der Hamburger CDU zurück und wird durch den CDU-Fraktionsvorsitzenden und designierten Spitzenkandidaten Dennis Thering beerbt. Mit dieser überraschenden Neuigkeit traten Thering und Ploß am Sonntag gemeinsam vor die Presse. Kurz zuvor hatte der CDU-Landesvorstand den Wechsel an der Parteispitze einstimmig beschlossen. Am 3. April soll ein Landesparteitag Thering zum neuen Landeschef wählen.
CDU Hamburg: Der Fokus liegt auf Thering
Für Ploß, der die Hamburger CDU auch im Bundestag vertritt, ist die Entscheidung eine Zäsur: Bisher führte die Parteikarriere des 37-Jährigen steil nach oben. So ging es am Sonntag vor allem darum, den Rücktritt für Ploß gesichtswahrend zu gestalten. Ploß selbst habe diesen Vorschlag unterbreitet, um sich ganz auf seine Arbeit in Berlin konzentrieren zu können, heißt die offizielle Sprachregelung.
Teil des Deals: Seinen Rückzug aus dem Parteivorsitz knüpfte Ploß an die Bedingung, 2025 erneut als Spitzenkandidat der Hamburger CDU für die Bundestagswahl aufgestellt zu werden. Der Hamburger Fokus solle nun allein auf Thering liegen, damit dieser die CDU erfolgreich in den kommenden Bürgerschaftswahlkampf führen könne.
Ploß und Thering könnten nicht unterschiedlicher sein
„Teile der CDU atmen auf“, sagt ein CDU-Bürgerschaftsabgeordneter, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Schon seit Monaten quält sich die Hamburger CDU mit der Frage, wie und ob eine Doppelspitze Thering/Ploß funktionieren könnte. Während Thering eher ein Mann der leisen, moderaten Töne ist, gilt Ploß vielen CDU-Parteimitgliedern als populistischer Lautsprecher, der mit zugespitzten Thesen, etwa zum Thema „Gendern“ von Talkshow zu Talkshow reist, um vor allem sich selbst zu Markte zu tragen.
Die mediale Allgegenwärtigkeit von Christoph Ploß machte es unmöglich, Thering als starken Mann der Hamburger CDU aufzubauen, zumal er bislang Ploß auch noch als Parteichef vor sich hatte. Ploß gilt zudem in Teilen der CDU als Politiker, der die verschiedenen Partei-Strömungen nicht integriert, sondern polarisiert und eher versucht, seine politischen Gegner kaltzustellen.
Streit um CDU-Eintritt von Ex-AfD-Mann Jörn Kruse
Immer wieder sprachen Ploß und Thering mit unterschiedlichen Stimmen: Als Ploß den Ex-AfD-Fraktionschef Jörn Kruse im Alleingang in die von ihm geführte CDU-Hamburg Nord aufnahm, knirschte es gewaltig zwischen den beiden Politikern, die sich öffentlich stets als beste Freunde darstellen. Ein Formelkompromiss beendete den Streit zwischen beiden Politikern, doch schon damals geriet ein Abtritt von Ploß als Landeschef in den Fokus. Die Devise damals: Wir warten, damit der Rückzug von Ploß nicht so wirkt, als müsse er weichen, weil er mit der Causa Kruse einen Fehler gemacht habe.
Zuletzt sprachen Ploß und Thering beim Thema „Gender-Verbot“ mit verschiedenen Zungen. Während Ploß die Hamburger CDU darauf einschwor, die Volksinitiative „Schluß mit Gendersprache in Verwaltung und Bildung“ bedingungslos aktiv zu unterstützen, stellte sich Thering homosexuellen-feindlichen Aussagen der Initiativengründerin Sabine Mertens „klar entgegen“ und geißelte sie als „inakzeptabel“.
Signale zwischen CDU und Grünen
Vor allem aber für die Zeit nach der kommenden Bürgerschaftswahl stand Ploß Thering bislang im Weg: Auch wenn er am Sonntag von einem „offenen Dreikampf“ zwischen SPD, Grünen und CDU um das beste Wahlergebnis bei der kommenden Bürgerschaftswahl sprach, hält er es für am realistischsten, als Juniorpartner der Grünen seine Partei wieder in die Regierungsverantwortung zu bringen.
Für die Grünen würde das die Chance bedeuten, ihre Spitzenkandidatin Katharina Fegebank zur ersten Hamburger Bürgermeisterin zu küren. Doch gerade Fegebank sendete deutliche Signale an die CDU, dass eine Koalition mit einer von Ploß in Hamburg geführten CDU undenkbar und der grünen Parteibasis auch nicht zu vermitteln sei. Ein Hindernis, das ab dem 3. April nun der Vergangenheit angehören dürfte.
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Wenige Minuten nach der Bekanntgabe von Ploß‘ Abgang meldete sich schon Grünen Fraktionschefin Jenny Jasberg auf Twitter zu Wort. Es sei ein „guter Tag” für die CDU Hamburg, die nun die Chance habe sich „wieder als demokratische Großstadtpartei zu etablieren und Themen jenseits von Gendern und populistischem Geschrei zu bewegen. Die Erfahrung in der Bürgerschaft mit Dennis Thering lässt hoffen.”