Politiker fordern: Macht das Karstadt-Haus zur Flüchtlingsunterkunft
Nur noch gut drei Monate wird es Karstadt am Schloßmühlendamm in Harburg geben. Dann schließt das Kaufhaus wegen der finanziellen Schieflage des Mutterkonzerns. Die Harburger Lokalpolitik diskutiert seither, wie das Gebäude künftig genutzt werden soll. Ein Vorschlag des CDU-Kreisverbandes überraschte dabei einige Beobachter:innen: Warum schlagen ausgerechnet die Konservativen eine Flüchtlingsunterkunft vor? Die Linken-Fraktionschefin vermutet gegenüber der MOPO, dass der Vorschlag eine Art Marketing-Gag ist.
Nur noch gut drei Monate wird es Karstadt am Schloßmühlendamm in Harburg geben. Dann schließt das Kaufhaus wegen der finanziellen Schieflage des Mutterkonzerns. Die Harburger Lokalpolitik diskutiert daher seit einigen Tagen, wie das Gebäude künftig genutzt werden soll. Ein Vorschlag des CDU-Kreisverbandes überraschte dabei einige Beobachter:innen: Warum schlagen ausgerechnet die Konservativen eine Flüchtlingsunterkunft vor?
Kommende Woche will die Harburger Bezirksversammlung über die weitere Nutzung des Gebäudes debattieren. Zwei Dringlichkeitsanträge liegen vor. Einer der Fraktionen von SPD, Grünen, FDP und Linken – dieser macht mehrere Vorschläge, unter anderem eine kreativ-kulturelle Zwischennutzung. Als Blaupause diente hier das Gebäude von Karstadt Sports in der Hamburger Innenstadt, bei dem der Senat über das Programm „Frei_Fläche“ eine Zwischennutzung durch die Hamburger Kreativ-Gesellschaft ermöglicht hat.
Fraktionen einig: kein Leerstand!
Dem gegenüber steht der Antrag der CDU-Fraktion im Bezirk, über den die MOPO auch schon kurz berichtete: Mittelfristig biete das Gebäude die Möglichkeit, den Binnenhafen stärker an das Harburger Zentrum anzuschließen, schreiben die Abgeordneten. Bis dahin brauche es aber dringend eine Zwischennutzung – da sind sich alle Fraktionen einig, ein langer Leerstand wie einst im „Harburg Center“ soll unbedingt vermieden werden.
Die CDU-Idee: „Vorstellbar wäre z.B. eine vorübergehende Unterbringung von (Ukraine-)Flüchtlingen in einem oder mehreren Stockwerken des Gebäudes.“ Eine zentrale Essensausgabe im ehemaligen Gastronomiebereich wäre dann erforderlich. Auch eine Nutzung durch die „Tafel“ oder durch freie Träger im Sozial- oder Kulturbereich seien vorstellbar. Aber die bevorzugte Idee scheint die Unterbringung von Menschen aus der Ukraine.
Peter Tschentscher: „Wir sind am Limit“
Dabei hat Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) gerade erst betont, dass die Hansestadt kaum noch weitere Menschen aufnehmen könne. „Wir sind auch am Limit“, sagte er in der ntv-Sendung „#beisenherz“. Hamburg habe allein aus der Ukraine mehr als 30.000 Geflüchtete aufgenommen.

Der CDU-Vorschlag könnte da allerdings auch Abhilfe schaffen. Nur die Kostenfrage müsste dann noch geklärt werden, Tschentscher sieht den Bund in der Pflicht und will beim Bund-Länder-Gipfel am 10. Mai entsprechend Druck machen.
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Scharfe Kritik am CDU-Vorschlag kommt indes von der Linken. Der Standort müsse natürlich unbedingt erhalten bleiben, sagt Sabine Boeddinghaus, Fraktionschefin in der Bürgerschaft und dort auch Abgeordnete für Harburg, gegenüber der MOPO. Aber: „Der CDU-Antrag ist für die Galerie, denn das Ansinnen, dort Geflüchtete unterzubringen, ist ja nicht falsch, aber angesichts der fehlenden Infrastruktur und notwendigen sanitären Anlagen in diesem Gebäude völlig unrealistisch.“

Interessanterweise sieht das der Sprecher für Integrationsfragen der CDU-Bürgerschaftsfraktion sogar ähnlich. Der Harburger Antrag sei ja erstmal ein Vorschlag, der noch geprüft werden müsse, sagt Andreas Grutzeck der MOPO. Aber: „Ich wage zu bezweifeln, dass das Gebäude wirklich geeignet ist.“ Dass aber die Opposition sich schon bemühen müsse, mögliche Unterkünfte für Geflüchtete zu finden, das finde er doch bemerkenswert.