„Strukturelle Diskriminierung“: Hamburgs Kampf gegen Anti-Schwarzen-Rassismus
Ein ungefragter Griff in die Haare, eine Bemerkung über die Herkunft – viele Schwarze Menschen in Deutschland erfahren tagtäglich Rassismus. In Hamburg will die rot-grüne Regierungskoalition jetzt einen Antrag stellen, um Anti-Schwarzen-Rassismus gezielt zu bekämpfen.
„Postkoloniale Verhältnisse prägen bis heute unsere Gesellschaft“, steht in dem Antrag von SPD und Grünen. Hamburg habe als Handelsstadt besonders vom Kolonialismus profitiert. Die Diskriminierung zieht sich dabei noch immer durch diverse Lebensbereiche.
- Deutsch (Deutschland)
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Ein ungefragter Griff in die Haare, eine Bemerkung über die Herkunft – viele Schwarze Menschen in Deutschland erfahren tagtäglich Rassismus. In Hamburg will die rot-grüne Regierungskoalition jetzt einen Antrag stellen, um Anti-Schwarzen-Rassismus gezielt zu bekämpfen.
„Postkoloniale Verhältnisse prägen bis heute unsere Gesellschaft“, steht in dem Antrag von SPD und Grünen. Hamburg habe als Handelsstadt besonders vom Kolonialismus profitiert. Eine wirksame Strategie gegen Anti-Schwarzen-Rassismus müsse daher zwingend die Aufarbeitung der Geschichte berücksichtigen.
Hamburg: Strategie gegen Anti-Schwarzen-Rassismus
„Schwarze Menschen erleben strukturelle Diskriminierung weiterhin in allen Lebensbereichen, angefangen bei der Bildung über den Arbeitsmarkt bis hin zum Gesundheitssystem“, sagt Filiz Demirel, Sprecherin für Antidiskriminierung in der Grünen Bürgerschaftsfraktion.
Die Strategie gegen Anti-Schwarzen Rassismus soll darauf abzielen, Strukturen abzuschaffen, die diese Form von Rassismus verursachen und verstärken. Der Senat solle nun eine solche Strategie erarbeiten, die möglichst viele Fachbereiche einbezieht und mit bereits bestehenden Strukturen wie der Hamburger Antidiskriminierungsstrategie ineinandergreift.
Rassismus: Betroffene sollen ihre Perspektive einbringen
„Die Strategie gegen Anti-Schwarzen Rassismus muss dabei zusammen mit den Betroffenen entwickelt werden. Es ist ihre Perspektive, die zählt“, sagt Danial Ilkhanipour, Experte für Antidiskriminierung der SPD-Fraktion. Deshalb sollen auch Vertreter:innen der Zivilgesellschaft, Schwarze Selbstorganisationen und Expert:innen aus der Wissenschaft beteiligt werden.
„Mit unserem aktuellen Antrag gehen wir nun einen weiteren Schritt, den Rassismus zu bekämpfen. Das ist unsere Pflicht und Verantwortung als Stadt und Gesellschaft“, so Ilkhanipour. Die Hamburgische Bürgerschaft wird am kommenden Mittwoch über den Antrag abstimmen.
Anfrozensus deckt Rassismus auf
Dass Anti-Schwarzer-Rassismus in Deutschland immer noch weit verbreitet ist, hat unter anderem der kürzlich erschienene „Afrozensus 2020“ gezeigt. Es ist die erste großangelegte Onlinebefragung von Schwarzen Menschen in Deutschland – knapp 6000 Personen nahmen daran teil. Erstellt wurde er von dem Verein „Each One Teach One“ und der Organisation „Citizens For Europe“.
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Ein Großteil der Befragten gab an unter anderem von Exotisierung, Sexualisierung und Kriminalisierung betroffen zu sein. Mehr als 90 Prozent der Befragten bejahten die Frage, ob ihnen schon einmal ungefragt in die Haare gegriffen wurde. Fast 80 Prozent sagten, dass sie auf Dating-Apps schon mal sexualisierte Kommentare bezüglich ihrer Herkunft erhalten haben. Mehr als die Hälfte alle Befragten gab an, dass sie schon mal gefragt wurde, ob sie Drogen verkaufen. (abu)