Hamburg investiert Riesensumme in den Treibstoff der Zukunft
Weg mit dem CO2, her mit grünem Wasserstoff: Hamburg will zur Versorgung des Hafens, der Luftfahrt und des Verkehrssektors in Zukunft so weit es geht auf fossile Brennstoffe verzichten. Als klimafreundliche Alternative baut die Stadt auf grüne Wasserstoff-Projekte. Die werden zwar vom Bund gefördert, aber auch der Senat greift dafür ordentlich in die Tasche. Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) und Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos) haben am Dienstag die Kofinanzierung vorgestellt.
Weg mit dem CO2, her mit grünem Wasserstoff: Hamburg will zur Versorgung des Hafens, der Luftfahrt und des Verkehrssektors in Zukunft so weit es geht auf fossile Brennstoffe verzichten. Als klimafreundliche Alternative baut die Stadt auf grüne Wasserstoff-Projekte. Die werden zwar vom Bund gefördert, aber auch der Senat greift dafür ordentlich in die Tasche. Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) und Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos) haben am Dienstag die Kofinanzierung vorgestellt.
Was kann grüner Wasserstoff leisten?
Wasserstoff ist ein Gas, das in der Natur nur gebunden auftritt, etwa in Wasser. Um es aus dieser Verbindung zu lösen wird Energie benötigt, zum Beispiel Erdgas. Bei diesem Vorgang entsteht allerdings umweltschädliches CO2. Sogenannter grüner Wasserstoff wird komplett aus erneuerbaren Energien produziert wie Sonnenenergie und ist fast die einzige Möglichkeit für die Industrie, klimaneutral zu wirtschaften. Daher wird es vor allem dort als Energieträger der Zukunft gehandelt. Grüner Wasserstoff kann zum Beispiel Kraftstoffe ersetzen, die heute noch aus fossilen Energieträgern gewonnen werden wie Erdgas, Kohle oder Erdöl.
Welche Bereiche betrifft das Wasserstoff-Projekt?
Im Rahmen der „Important Projects of Common European Interest“ (IPCEI) werden in ganz Europa mit öffentlichen Haushaltsmitteln Wasserstoff-Projekte der Mitgliedstaaten gefördert. Allein in Deutschland werden 62 große Wasserstoff-Projekte der Industrie bezuschusst. Mit den aktuell geplanten Wasserstoffprojekten will Hamburg ab 2028 rund 60.000 Tonnen CO2 jährlich einsparen können.
„Wir haben heute einen großen Schritt Richtung Dekarbonisierung der Industrie vollzogen. Mit der beschlossenen Kofinanzierung der IPCEI-Wasserstoffprojekte unterstützen wir maßgeblich die Transformation der Hamburger Wirtschaft hin zu Klimaneutralität und hin zu innovativen und grünen Produkten“, sagte Umweltsenator Kerstan am Dienstag.
Welche Projekte in Hamburg werden gefördert?
Insgesamt acht der bundesweit geförderten Wasserstoffprojekte sind in Hamburg zu Hause. Alle sind Teil eines Kreislaufs: Shell, Mitsubishi und die Hamburger Energiewerke sollen gemeinsam den grünen Wasserstoff im neuen Hamburg Green Hydrogen Hub in Moorburg herstellen, diesen in das neue Hamburger Wasserstoff-Industrie-Netz speisen und ihn zum Beispiel zu den Industrien im Hafen oder zu Airbus transportieren. Das ehemalige Kohlekraftwerk Moorburg wird dafür zu einer Produktionsstätte für grünen Wasserstoff ausgebaut.
Was passiert im alten Kraftwerk Moorburg?
Das Kohlekraftwerk Moorburg ging im vergangenen Jahr vom Netz. Nun werden die Hamburger Energiewerke den Betrieb und das Grundstück übernehmen. In Moorburg soll ein großer Elektrolyseur entstehen, der Wasser durch Ökostrom aus der Region in Sauerstoff und Wasserstoff trennt. Bis zu 100 Megawatt Stromleistung kann er dafür nutzen – und gehört damit zu einer der größten solcher Anlagen in Europa.
Wenn der Elektrolyseur wie geplant 2025 in Betrieb geht, werden mit der aktuell verfügbaren grünen Energie mindestens 10.000 Tonnen Wasserstoff pro Jahr erzeugt. „Mit unserem Elektrolyseur, der perspektivisch höher skaliert werden soll, setzen wir einen sehr deutlichen Meilenstein für unsere Ambitionen“, sagte Wirtschaftssenator Westhagemann.
Wer finanziert das Ganze?
Die staatliche Förderung der deutschen IPCEI-Projekte entfällt zu 70 Prozent auf den Bund und zu 30 Prozent auf das jeweilige Bundesland. Der Senat hat am Dienstag die Hamburger Kofinanzierung in Höhe von 223 Millionen Euro beschlossen, vom Bund kommen rund 500 Millionen Euro.
Wird grüner Wasserstoff in Hamburg schon eingesetzt?
Tatsächlich gibt es bereits einzelne Projekte in Hamburg, bei denen grüner Wasserstoff eine Rolle spielt. Im vergangenen Jahr ist erstmals im Hamburger Werk des Kupferkonzerns Aurubis eine Kupferanode mit Wasserstoff in industriellem Maßstab produziert worden. Bisher wird Erdgas zur Herstellung der Kupferanoden verwendet. Als Nebenprodukt entsteht dabei klimaschädliche Kohlendioxid, bei der Verwendung von Wasserstoff verdampft lediglich Wasser. Allein in Hamburg könnten so rund 6200 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden.
Ein weiteres Projekt: Als erstes Festival weltweit wird das „Futur 2 Festival“ im Entenwerder Elbpark in diesem Jahr mit grünem Wasserstoff versorgt. Start ist am 27. August 2022. Der Wasserstoff wird aus Windenergie in Nordfriesland gewonnen und versorgt das Festival komplett ohne schädliche CO2 Emissionen mit grüner Energie.
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Die Brennstoffzelle kann in der Spitze bis zu 5 Kilowattstunden erzeugen. Für darüberhinausgehende Bedarfe wird weiterhin auf die bewährten Energiequellen Solarenergie und Muskelkraft gesetzt.