Der unglaubliche Geldsegen bei Hapag-Lloyd – und wie Hamburg profitiert
Die Hamburger Reederei Hapag-Lloyd erwartet für das Jahr 2022 einen Gewinn von bis zu 18,3 Milliarden Euro – im Vergleich zum Vorjahr eine Verdopplung. Als Anteilseigner am Unternehmen erhält die Stadt eine ordentliche Summe aus diesem Topf. Ansonsten ginge Hamburg allerdings fast leer aus, denn in der Schifffahrt gilt die extrem niedrige sogenannte „Tonnagesteuer“. Das sorgt für Kritik.
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Die Hamburger Reederei Hapag-Lloyd erwartet für das Jahr 2022 einen Gewinn von bis zu 18,3 Milliarden Euro – im Vergleich zum Vorjahr eine Verdopplung. Als Anteilseigner am Unternehmen erhält die Stadt eine ordentliche Summe aus diesem Topf. Ansonsten ginge Hamburg allerdings fast leer aus, denn in der Schifffahrt gilt die extrem niedrige sogenannte „Tonnagesteuer“. Das sorgt für Kritik.
Bereits 2021 war für die Reederei ein Ausnahmejahr. 9,4 Milliarden Euro – etwa siebenmal mehr als 2020 – erwirtschaftete Hapag Llloyd. Die Stadt Hamburg erhält davon gut 800 Millionen Euro, denn sie hält 13,9 Prozent an Unternehmensanteilen. Es ist die größte Dividende, die Hamburg je aus einer Firmenbeteiligung erzielt hat. Und es könnte 2022 noch mehr werden.
Hapag Lloyd verdoppelt seinen Gewinn
Wenn Hapag Lloyd im Jahr 2022 den Gewinn auf 18,3 Milliarden Euro verdoppelt, würde auch Hamburg doppelt so viel Dividende einstreichen – rund 1,6 Milliarden. Der große Geldsegen für Hapag Lloyd kommt durch gestörte Lieferketten und knappe Kapazitäten zustande, die lassen die Preise für Transporte auf See enorm steigen.
2009 war der Senat unter CDU-Bürgermeister Ole von Beust bei Hapag Lloyd eingestiegen, um das Unternehmen in Hamburg zu halten. Im vergangenen Jahr gab es jedoch vor allem aus der CDU und FDP Kritik daran, dass Hamburg seine Anteile weiter behält, obwohl das primäre Ziel erreicht wurde.
Hamburg nutzt Dividende, um durch die Krise zu kommen
Was macht Hamburg mit der ganzen Kohle? „Wir nutzen die Hapag Lloyd Dividende in diesem und den nächsten Jahren, um wichtige Investitionen in der Stadt tätigen zu können – vom Wohnungsbau über den Schulbau, den Klimaschutz und die Mobilitätswende“, sagte Finanzsenator Andreas Dressel (SPD).
Die Dividende helfe der Stadt, durch diese schwere Krisenzeit zu kommen – etwa bei der Kompensation der in der Pandemie entstandenen hohen Verluste bei den Mobilitätsunternehmen. Hamburg will auch weiterhin Anteilseigner bei Hapag Lloyd bleiben, da es sich nach Angaben der Finanzbehörde um eine „strategisch wichtige Beteiligung“ handele, die den Standort von Hapag Lloyd in Hamburg sichere.
Tonnagesteuer: Hapag Lloyd kann fast alles behalten
Ohne die Anteile würde Hamburg tatsächlich fast leer ausgehen, denn Steuern fallen auf den Gewinn von Hapag Lloyd so gut wie keine an. In der Schifffahrt zahlen Unternehmen keine Kapitalertragssteuer, sondern eine sogenannte „Tonnagesteuer“.
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Das heißt: Der Gewinn wird pauschal nach der Größe der Schiffe eines Unternehmens und nicht nach dem tatsächlichen Gewinn oder Verlust bemessen. Die Tonnagesteuer liegt meistens bei unter einem Prozent, während die Kapitalerstragssteuer bei rund 25 Prozent liegt.
Linke fordert Abschaffung der Tonnagesteuer
Die Linksfraktion will deshalb in der nächsten Bürgerschaftssitzung einen Antrag einbringen, um die Tonnagesteuer langfristig abzuschaffen. Die Forderung: Hamburg soll im Bundesrat eine Initiative zur Abschaffung des entsprechenden Paragraphen im Einkommenssteuergesetz zu streichen.
„Die Tonnagesteuer führt zu unverschämten Gewinnexplosionen“, sagt Norbert Hackbusch, wirtschaftspolitischer Sprecher der Linken. Milliardäre wie Klaus-Michael Kühne, der knapp 30 Prozent an dem Unternehmen hält, würden fast zwei Milliarden Euro Gewinn allein von Hapag Lloyd erhalten.
Dressel: „Wir setzen uns für die Übergewinnsteuer ein“
„Diese Gewinne werden mit 0,65 Prozent versteuert. Das ist obszön“, so Hackbusch. Wenn Hapag Lloyd den Gewinn verdoppeln könnte, würde sich die Tonnagesteuer sogar noch einmal auf 0,50 Prozent herabsenken.
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„Bei der Tonnagesteuer kann ich das Störgefühl gut verstehen angesichts der großen Gewinne – wir setzen uns auf Bundesebene in dieser Lage für die Übergewinnsteuer ein, haben dafür in der Finanzministerkonferenz mit roten und grünen Stimmen eine Mehrheit erreicht. Jetzt muss sich die FDP bewegen“, so Finanzsenator Dressel auf MOPO-Anfrage.