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„Ideologisches Gängeln“: Hamburgs künftiger CDU-Chef rechnet mit den Grünen ab

Er wird im September zu Hamburgs neuem CDU-Chef gewählt, alles andere wäre eine große Überraschung. Hoffnungsträger Christoph Ploß (35) soll die Christdemokraten aus dem Umfragetief holen. Die MOPO sprach mit dem designierten Landesvorsitzenden über Fehler der Vergangenheit, den Kampf mit den Grünen und seine persönlichen Ambitionen. 

Herr Ploß, werden Sie jetzt auch Bürgermeisterkandidat der CDU?

CDU-Fraktionschef Dennis Thering ist als Oppositionsführer der Gegenspieler des Bürgermeisters und das Gesicht der CDU in der Hamburger Landespolitik. Er ist damit der erste Anwärter auf die Spitzenkandidatur.

Wer sich Ihren Werdegang anschaut, kommt jedoch nicht umhin, auch Ihnen Ambitionen auf das Bürgermeisteramt nachzusagen. Binnen fünf Jahren haben Sie einen Kreisverband übernommen, wurden Bundestagsabgeordneter, Landes-Vize und jetzt designierter Partei-Chef.

Politische Ämter sind immer Ämter auf Zeit. Deshalb habe auch schon vor einigen Jahren im MOPO-Interview gesagt, dass es eine solche Planung nicht gibt. Politische Karrieren kann man nicht langfristig planen – und sollte das auch nicht. Deswegen gilt die Aussage von damals auch heute noch. Für mich zählt jetzt, dass ich im Falle meiner Wahl zum neuen Landesvorsitzenden, Hamburgs CDU zu neuer Stärke führen möchte und dafür in den nächsten Wochen einen Masterplan vorstellen werde.

Sie meinen, dass sich Ihre Partei bei der nächsten Bürgerschaftswahl nicht die nächste historische Wahlschlappe einfängt, sondern mal wieder bei um die 20 Prozent landet?

Sie soll auf jeden Fall stärker werden, als bei der vergangenen Bürgerschaftswahl. Eine starke Stimme für unsere Kernthemen wie Wirtschaft, innere Sicherheit oder zukunftsfähige Bildung ist für Hamburg wichtig.

Wollen Sie dazu auch auf Leuchtturmprojekte wie eine Stadtbahn setzen?

Das Schlechteste, was dem öffentlichen Nahverkehr passieren kann ist, dass wir alle paar Jahre über ein neues Verkehrssystem diskutieren. Wir sind gut beraten, wenn wir die U- und S-Bahnsysteme in Hamburg ausbauen. Dabei ist jetzt die SPD in der Pflicht, ihre vollmundigen Zusagen gegenüber den Hamburgern einzulösen.

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Beispielsweise ist laut SPD-Wahlversprechen der Bau der neuen U-Bahnlinie U5 noch in diesem Jahr fällig. Wir bleiben als CDU hier im Sinne der Bürger dran.

Können Sie den Druck überhaupt aufbauen, wenn Sie die Hälfte Ihrer Zeit als Bundestagsabgeordneter in Berlin verbringen?

Ja, natürlich! Hamburg braucht eine starke Stimme in Berlin und eine engagierte Opposition vor Ort, das ergänzt sich doch geradezu optimal. Wir waren als CDU auch früher schon sehr erfolgreich mit einem Landesvorsitzenden, der gleichzeitig Bundestagsabgeordneter ist. Dennis Thering macht mit den Kollegen der CDU-Bürgerschaftsfraktion im Rathaus eine hervorragende Arbeit und wird dort auch weiterhin Druck auf den rot-grünen Senat ausüben.

Sie wollen Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) also als Duo in die Mangel nehmen?

Wir sind seit langem ein starkes Team, werden weiterhin sehr eng zusammenarbeiten und uns ideal ergänzen. Dennis Thering wird aus der Bürgerschaft heraus Politik machen und ich konnte schon in den letzten Jahren aus dem Bundestag heraus viel für Hamburg bewegen – das will ich auch weiterhin tun. Dieses Teamwork wird Hamburg beispielsweise beim Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, bei der Entlastung des Hamburger Hauptbahnhofs oder bei besserer Bezahlung der Pflegekräfte zugutekommen.

Erstmal wird aber gesprochen. Sie haben selbst gesagt, dass Sie mehr für den Klima- oder Tierschutz tun möchten. Auf der anderen Seite kritisieren Sie, dass die CDU sich in der Vergangenheit bei den Grünen angebiedert hat. Wie passt das zusammen?

Sehr gut sogar. Die Grünen wollen die Menschen von oben herab ideologisch gängeln und umerziehen. Wir als CDU wissen hingegen, dass Klimaschutz nur zusammen mit den Menschen und neuen Technologien durchgesetzt werden kann. Wir wollen Klimaschutz weiterdenken, ihn mit einer vernünftigen Wirtschaftspolitik verknüpfen und dadurch auch neue Arbeitsplätze schaffen. So soll Hamburg mit unseren Konzepten etwa zur Wasserstoffhauptstadt Europas werden.

Mit Verlaub. Das wollen die Grünen auch.

Da zeigt sich die Scheinheiligkeit der Grünen. Die blockieren immer noch Initiativen zur Förderung von Wasserstoff oder klimaneutralen Kraftstoffen, da sie sich fast ausschließlich auf batteriegetriebene Elektroautos fokussieren. Ihre Politik hat fatale Auswirkungen auf die Hamburger Wirtschaft…

…erklären Sie das bitte.

Wir wollen zum Beispiel das Verbandsklagerecht einschränken, um Hamburger Infrastrukturprojekte schneller zu planen und zu bauen. Das lehnen die Grünen vehement ab. Wenn wir aber etwa mehr Güter auf die Schiene verlagern wollen, um CO2-Emissionen zu reduzieren, müssen wir auch schnell neue Bahnstrecken bauen. Ähnliches gilt für die Energiewende und den Ausbau von Stromleitungen. Die Blockadehaltung der Grünen ist in vielen Fällen schlecht für den Klimaschutz.

Sie stellen sich recht deutlich gegen die Grünen. Ist das im Hinblick auf eine mögliche Koalition in Zukunft nicht problematisch?

Die Grünen gehören zu unseren politischen Mitbewerbern. Es hat der CDU noch nie geholfen, sich bei anderen Parteien anzubiedern. Deswegen werde ich als Landesvorsitzender auch nicht hinter den Grünen hinterherlaufen oder dafür plädieren, sie zu kopieren. In einer Demokratie wirbt jeder für seine Ideen und manchmal muss das auch zu scharfen Diskussionen über den richtigen Weg führen.

Sie sagen, dass Sie die CDU neu aufstellen wollen. Wie soll das aussehen?

Ich habe das Ziel, insbesondere mehr jüngere Personen und starke Frauen für den neuen Landesvorstand zu gewinnen.

Die CDU soll also keine Alt-Herren-Partei mehr sein?

Das haben Sie jetzt gesagt. Ich freue mich über alle, die sich in der CDU Hamburg engagieren wollen – unabhängig von Alter oder Geschlecht.

Meinen Sie nicht, es hätte geholfen, wenn eine Frau künftig Hamburgs CDU anführt?

Ich bin davon überzeugt, dass kaum jemand seine Wahlentscheidung allein vom Geschlecht abhängig macht. Am Ende geht es doch um politische Inhalte und darum, sich für Hamburg einzusetzen. Diese Kriterien sollten daher auch bei der Besetzung von Ämtern und Mandaten entscheidend sein.

Aber es wird unter Ihrer Regie mehr starke Frauen bei Hamburgs CDU geben?

Roland Heintze hat den Frauenanteil im Landesvorstand bereits erfolgreich gesteigert. Unter meinem Vorsitz wird es einen ähnlich hohen Anteil geben. Und ich werde im Falle meiner Wahl zum Landesvorsitzenden unter den ersten beiden Listenplätzen für die Bundestagswahl eine Frau vorschlagen.

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