Abgeblasen? Wieso der Deutsche Posaunentag für Zoff in Hamburg sorgt
Es ist nach eigenen Angaben das größte Bläserfest der Welt: Rund 15.000 Posaunenfreunde wollen sich im Mai nächsten Jahres auf dem Deutsch-Evangelischen Posaunentag (DETP) in Hamburg treffen. Starten sollte die Veranstaltung eigentlich mit einem abendlichen Gottesdienst auf der Großen Moorweide in Rotherbaum. Doch CDU und Grüne wollen das verhindern.
Es ist nach eigenen Angaben das größte Bläserfest der Welt: Rund 15.000 Posaunenfreunde wollen sich im Mai nächsten Jahres auf dem Deutsch-Evangelischen Posaunentag (DETP) in Hamburg treffen. Starten sollte die Veranstaltung eigentlich mit einem abendlichen Gottesdienst auf der Großen Moorweide in Rotherbaum. Doch CDU und Grüne wollen das verhindern.
„Wir sind verzweifelt. Uns trifft das gerade sehr ins Herz“, sagt Peter Schulze, Organisationsleiter des DEPT zur MOPO. Alle acht Jahre treffen sich zehntausende ehrenamtliche Posaunisten der Evangelischen Kirchen zum gemeinsamen Musizieren – und vom 3. bis 5. Mai 2024 findet das Event erstmals in Hamburg statt.
CDU und Grüne stellen sich gegen den Gottesdienst auf der Moorweide
Seit eineinhalb Jahren laufen die Vorbereitungen: Der Auftaktgottesdienst mit rund 15.000 Blechbläsern soll am 3. Mai um 18 Uhr auf der Großen Moorweide gegenüber vom Dammtorbahnhof starten. Ab 19.30 Uhr werden sich dann 10.000 Posaunisten zu den Anschlussveranstaltungen in die umliegenden Kirchen begeben. Die restlichen 5000 werden bis 22 Uhr ein Konzert vor Ort veranstalten.

CDU und Grüne im Bezirk wollen die Veranstaltung so nicht durchgehen lassen. „Wir haben nichts gegen den Deutschen Evangelischen Posaunentag, es geht uns allein um den Schutz der Fläche. Die Große Moorweide steht unter Gartendenkmalschutz und wurde bei vergangen Veranstaltungen immer wieder schwer beschädigt“, sagt Sascha Greshake von der CDU-Fraktion Eimsbüttel.
Großveranstaltungen schädigen Moorweide
Mehrfach hatte es deshalb politische Diskussionen um die Moorweide gegeben. Die Bezirkspolitik beschloss letztendlich, dort keine kommerziellen Veranstaltungen mehr stattfinden zu lassen. Der Posaunentag der Evangelischen Kirchen würde jedoch nicht darunterfallen.
Im Juni 2022 stellten SPD, FDP und Linke einen Antrag für den Gottesdienst des Posaunentags auf der Moorweide, der abgelehnt wurde. In dieser Woche kam heraus: Auf Verwaltungsebene wäre eine Genehmigung für die Veranstaltung dort grundsätzlich weiterhin möglich. „Wir wurden von den neuen Fakten seitens der Verwaltung überrascht“, so Greshake. Also beschlossen CDU und Grüne einen Gegenantrag: Bis die Bezirksversammlung nicht offiziell zustimmt, darf keine Genehmigung ergehen.
Grüne wollen Wiese bepflanzen – Kulturbehörde lehnt ab
Die Grünen haben aber offensichtlich noch ein weiteres Anliegen: „Ich hoffe immer noch, dass wir einen Kompromiss finden. Wenn sich die Bezirksebene oder die Landesebene bewegen würde und einen ökologischen Ausgleich schafft, dann würden wir auch der Ausnahme für den Posaunentag zustimmen“, sagt Ali Mir Agha von der Grünen-Fraktion Eimsbüttel. Schon länger wollten die Grünen auf der Moorweide gern zusätzliche Sträucher und Bäume pflanzen, doch die Kulturbehörde ist dagegen.

Die Moorweide ist nach Angaben der Kulturbehörde ein Gartendenkmal und Beispiel für eine mittelalterliche Bürgerwiese, die „immer schon weitgehend frei von Bepflanzung war”. Aber: „Eine temporäre Nutzung der Rasenfläche durch den Posaunentag mit vielen Besuchern ist aus denkmalpflegerischer Sicht unbedenklich und steht sogar in der Tradition der Nutzung der Moorweide”, sagt Sprecher Enno Isermann.
Kann der Posaunentag in Hamburg noch stattfinden?
Die SPD im Bezirk ärgert sich über die „Blockadehaltung“ der beiden Fraktionen. Ihm fehle dafür „jegliches Verständnis“, sagte Gabor Gottlieb, SPD-Fraktionschef in Eimsbüttel. „Der Posaunentag ist eine einmalige Chance für Hamburg, Gastgeber eines kulturellen Großereignisses mit enormer Strahlkraft zu werden.“
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Die Leidtragenden des internen Ping-Pongs sind unterdessen die Posaunisten der Evangelischen Kirche: „Ich sehe momentan keine Alternative mehr“, sagt Schulze. „Alle anderen zentralen Plätze wie das Heiligengeistfeld oder die Stadien sind belegt. Der Rathausmarkt oder der Fischmarkt wären zu klein. Aber wir müssen in der Innenstadt präsent sein, sonst schaffen es die Bläser nicht rechtzeitig zu den Anschlussveranstaltungen in den Kirchen.“
Den Antrag für die Genehmigung müssen die Veranstalter zwar erst noch stellen, doch hoffnungsvoll werben sie schon jetzt mit der Moorweide auf ihrer Webseite.