Hamburger Werft: Jetzt wird gegen Russen-Chef ermittelt
Die Werft ist pleite, das Inventar wird derzeit verscherbelt. Die 400 Jahre alte Hamburger Traditionswerft Sietas in Neuenfelde, die zuletzt in russischer Hand war, ist am Boden. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen den Geschäftsführer in St. Petersburg wegen Insolvenzverschleppung.
Wie die Hamburger Staatsanwaltschaft der MOPO bestätigte, wird ein entsprechendes Ermittlungsverfahren gegen die Geschäftsführung um den Russen Garegin G. Tsaturov geführt. „Die Ermittlungen dauern an“, so eine Sprecherin. Doch es gibt ein Problem.

Die Werft ist pleite, das Inventar wird derzeit verscherbelt. Die 400 Jahre alte Hamburger Traditionswerft Sietas in Neuenfelde, die zuletzt in russischer Hand war, ist am Boden. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen den Geschäftsführer in St. Petersburg wegen Insolvenzverschleppung.
Wie die Hamburger Staatsanwaltschaft der MOPO bestätigte, wird ein entsprechendes Ermittlungsverfahren gegen die Geschäftsführung um den Russen Garegin G. Tsaturov geführt. „Die Ermittlungen dauern an“, so eine Sprecherin. Doch es gibt ein Problem.

Hamburg: Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Insolvenzverschleppung
Die 1635 gegründete älteste Werft Deutschlands gehörte seit 2014 zur Pella Shipyards Gruppe in St. Petersburg. Und genau das macht die Sache schwierig, da kaum zu erwarten ist, dass die Verantwortlichen aus Russland anreisen werden, um sich hier einem Verfahren zu stellen.
Pella Sietas hatte den Insolvenzantrag Ende Juli 2021 gestellt. Da hatten die damals noch 300 Mitarbeiter schon seit drei Monaten keinen Lohn mehr erhalten. Dem Hamburger Rechtsanwalt Achim Ahrendt, der mit der Insolvenzverwaltung beauftragt wurde, kam der Verdacht der Verschleppung deshalb schon früh.
Sietas: Russen-Chef droht Haft und hohe Geldstrafe
„Die Liquiditätslage war desolat“, so Ahrendt zur MOPO. Neben den Lohnrückständen seien auch zahlreiche Rechnungen seit geraumer Zeit nicht mehr bezahlt worden. Möglicherweise hoffte die russische Geschäftsführung noch auf eine finanzielle Spritze aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds. Der Antrag lief zum Zeitpunkt des Insolvenzantrags noch.
Insolvenzverschleppung ist in Deutschland nach der Insolvenzordnung (§ 15a Abs. 1 InsO) strafbar. Garegin G. Tsaturov und Werft-Chefin Natallia Dean müssten mit Haftstrafen bis zu drei Jahren sowie hohen Geldstrafen rechnen, sollte es je zu einer Anklage kommen.
Auktion des Inventars soll Geld für Gläubiger bringen
Je nach Ermittlungsergebnis würde Insolvenzverwalter Achim Ahrendt auch Schadensansprüche geltend machen. „Das ist momentan nicht realistisch“, so Ahrendt auch im Hinblick auf die Schwierigkeit, der Täter habhaft zu werden. Die weltpolitische Situation mache die Sache nur noch schwieriger.
Einzige Möglichkeit für Ahrendt, das Geld für die Gläubiger und für die Mitarbeiter, die bis heute auf die Auszahlung ihres Lohnes warten, zu bekommen, ist eine Auktion. Sie wurde diese Woche gestartet, um das Werft-Inventar unter den Hammer zu bringen. Auch hofft der Insolvenzverwalter nach wie vor, einen Interessenten für das Gelände in Neuenfelde zu finden. Bisher waren alle Gespräche gescheitert.
Werft-Gelände stößt auf Interesse von Unternehmen
„Dass sich noch jemand findet, der die Werft fortführt bzw. neu aufbaut, ist extrem unwahrscheinlich“, erklärt Ahrendt. Das in unmittelbarer Nähe zu Airbus gelegene Gelände an sich sei aber durchaus attraktiv. Sowohl als Logistikfläche als auch für Recycling-Unternehmen.
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„Es ist eine große Gewerbefläche mit Krananlagen für Schwergut“, so Ahrendt. Weder die Kräne in der Werkshalle noch der große Jucho-Portalkran über dem Hafenbecken seien deshalb Teil der Auktion. Ahrendt: „Für ein Logistik-Unternehmen ist die Fläche sehr interessant.“