Platzt jetzt der MSC-Deal? HHLA-Vorstand will Aktien nicht verkaufen!
Am Samstag haben sie demonstriert. Mehr als 600 Hafenarbeiter protestierten gegen den geplanten Teilverkauf des städtischen Hafenkonzerns HHLA an die Schweizer Reederei MSC. Dabei forderten sie die Aktionäre auf, ihre Anteile nicht zu veräußern. Pikant: Ein HHLA-Vorstand will seine Aktien tatsächlich lieber behalten! Über die Motive wird spekuliert.
Am Samstag haben sie demonstriert: Mehr als 600 Hafenarbeiter protestierten gegen den geplanten Teilverkauf des städtischen Hafenkonzerns HHLA an die Schweizer Reederei MSC. Dabei forderten sie die Aktionäre auf, ihre Anteile nicht zu veräußern. Und tatsächlich: Ein HHLA-Vorstand will seine Aktien lieber behalten! Über die Motive wird spekuliert.
Eine Woche ist es her, dass der Vorstand und der Aufsichtsrat der HHLA den Aktionären in einer Stellungnahme empfohlen haben, ihre Anteile an dem Hamburger Hafenkonzern an MSC zu verkaufen. Nur so kann die Schweizer Reederei auf die anvisierten 49,9 Prozent des Unternehmens kommen, wie es der mit dem Hamburger Senat ausgehandelte Plan vorsieht, nach dem die Stadt 50,1 Prozent behält.
HHLA-Vorstand Jens Hansen will seine 52 Unternehmens-Aktien nicht verkaufen
Skurril: In einem Nebensatz der Stellungnahme wird erwähnt, dass der Vorstand selbst offenbar nicht geschlossen hinter seiner eigenen Empfehlung steht. So jedenfalls interpretieren die Hafenarbeiter die Textstelle auf Seite 51, in der festgehalten wird: „Von den Mitgliedern des Vorstands hält zum Zeitpunkt des Angebots Herr Jens Hansen 52 A-Aktien. Herr Jens Hansen beabsichtigt derzeit nicht, das Angebot bezüglich der von ihm gehaltenen A-Aktien anzunehmen.“

Warum Hansen nicht verkaufen will, ist unklar. Eine HHLA-Sprecherin erklärte auf Anfrage, bei der Entscheidung zum Aktienkauf oder -verkauf handele es sich um eine private Angelegenheit.
Konzernbetriebsrat Christian Baranowski sieht in der Angelegenheit ein klares Zeichen, dass Hansen mit dem MSC-Deal nicht einverstanden ist. Selbst die CDU sieht in Hansens Nein eine Positionierung. Der Bürgerschaftsabgeordnete Götz Wiese spricht gar von einem „Misstrauensvotum aus den eigenen Reihen“.
Geplanter MSC-Deal: Große Skepsis innerhalb der HHLA
Auch der hafenpolitische Sprecher der Linksfraktion Norbert Hackbusch sieht das so: „Es gibt innerhalb der HHLA eine große Skepsis, was den Deal angeht“, so Hackbusch zur MOPO. Hintergrund seien die geheimen Absprachen zwischen der Stadt und MSC gewesen, in die die HHLA nicht eingebunden wurde.
Gerade der Vorstand fühle sich daher übergangen. Zumal das geplante Gemeinschaftsunternehmen von Stadt und MSC, das den Namen „Port of Hamburg Beteiligungsgesellschaft SE“ tragen soll, dem HHLA-Vorstand übergeordnet wäre. Die bisherige Führung würde dann zum „Schönwettervorstand“, so Hackbusch.
Lassen HHLA-Aktionäre den Deal doch noch platzen?
Auf der Kundgebung am Sonnabend auf dem Rathausmarkt hatten die HHLA-Betriebsräte die Aktionäre aufgefordert, ihre Anteile nicht zu verkaufen, um so den geplanten Deal zu verhindern und den Kampf der Hafenarbeiter zu unterstützen. Nach MOPO-Informationen fehlten bis zum vergangenen Dienstag tatsächlich noch zwölf Prozent der Anteile, um das Aktienpaket zu schnüren. Und die Zeit läuft: Bis zum 20. November beziehungsweise allerspätestens bis zum 7. Dezember muss die Sache stehen. Sonst platzt der Deal.
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Ganz so unwahrscheinlich ist das nicht. Denn die HHLA hatte auch eine größere Summe von Belegschaftsaktien ausgegeben. Wie viele Mitarbeiter das Angebot angenommen hatten und über Anteile verfügen, ist offiziell nicht bekannt. Hackbusch hält es jedoch für recht wahrscheinlich, dass viele von ihnen nicht verkaufen – und so vielleicht den Deal doch noch verhindern.