„Platz der leeren Versprechungen“: Wut, Trauer und Champagnerdusche auf dem Kiez
„Stellt sich heraus, dass sich nichts herausstellt“, schallte es am Freitag über den Spielbudenplatz auf St. Pauli: Dort, wo früher einmal die Esso-Hochhäuser standen, klafft seit fast zehn Jahren eine riesige Baulücke – inzwischen schon überwuchert von Grün. Das „Paloma-Viertel“ wurde hier einst versprochen, doch der Investor scheint das Interesse verloren zu haben. Die ehemaligen Mieter, aber auch Geschäftsbetreiber vom Kiez sind stinksauer – und geben dem Ort jetzt einen neuen Namen. Würden sie trotzdem noch dorthin zurückkehren?
„Stellt sich heraus, dass sich nichts herausstellt“, schallte es am Freitag über den Spielbudenplatz auf St. Pauli: Dort, wo früher einmal die Esso-Hochhäuser standen, klafft seit fast zehn Jahren eine riesige Baulücke – inzwischen schon überwuchert von Grün. Das „Paloma-Viertel“ wurde hier einst versprochen, doch der Investor scheint das Interesse verloren zu haben. Die ehemaligen Mieter, aber auch Geschäftsbetreiber vom Kiez sind stinksauer – und geben dem Ort jetzt einen neuen Namen. Würden sie trotzdem noch dorthin zurückkehren?
Unter Applaus enthüllte die ehemalige Hochhaus-Mieterin Aksana (39) am Freitag einen großen Pfeil, den die Initiativen „Planbude“ und „Essohäuser“ aufgehängt hatten und begoss das ganze Paloma-Elend mit Champagner. Der Pfeil zeigt direkt auf das verwaiste Baugrundstück mitten auf dem Kiez. „Platz der leeren Versprechungen“ steht in Großbuchstaben drauf. Eine Anspielung an das Lied der Hamburger Band „Goldene Zitronen“.
Spielbudenplatz: Baugrund ist seit fast zehn Jahren verwaist
Deren Mitglied Ted Gaier ist zu diesem Anlass ebenfalls erschienen. „Als ich den Song 2001 geschrieben habe, war das eine Kritik am Kapitalismus“, erklärt er. „Ich hätte nie gedacht, dass daraus mal ein echter, physischer Platz wird.“

Im Dezember 2013 mussten alle Esso-Mieter ihr Zuhause mitten in der Nacht für immer verlassen. Der Grund: Einsturzgefahr! Schon zwei Monate später rollten die Abrissbagger an. In einer aufwendigen Bürgerbeteiligung rund um die Initiativen aus St. Pauli wurde dann jahrelang an den Plänen für das neue Paloma-Viertel gefeilt: Rund 200 günstige Mietwohnungen, ein Hotel, Werkstätten sowie ein für alle zugängliches Dach zum Skaten, Klettern und Spielen kamen dabei heraus. Sämtliche ehemaligen Mieter sollten zurückkehren dürfen.

Im August 2023 dann der Paukenschlag: Die städtische Wohnungsgesellschaft SAGA bestätigte, dass die Eigentümerin „Bayerische Hausbau“ das immer noch unbebaute Paloma-Grundstück zum Kauf angeboten habe. Seitdem laufen die Gespräche – Ausgang unklar.

Aber nicht nur den ehemaligen Mietern wurde die Rückkehr versprochen: Auch der Musikclub „Molotow“, der nach dem Abriss wegziehen musste, sollte einen neuen Paloma-Platz bekommen. „Das letzte Mal habe ich vor knapp zwei Jahren von dem Investor gehört“, sagt Inhaber Andi Schmidt und zuckt die Schultern. „Damals hieß es noch, dass das Ganze wie geplant gebaut wird.“ Er lacht bitter auf. „Natürlich hoffe ich auf eine Rückkehr, aber es passiert ja nichts. Das sorgt für ein konstant schlechtes Gefühl.“
„Molotow“-Inhaber hofft immer noch auf eine Rückkehr
Auch Riikka Beust würde an den Spielbudenplatz ziehen. „Auf jeden Fall“, bekräftigt die ehemalige Besitzerin des kultigen „Kogge“ – gleichzeitig Hotel und punkige Kneipe. 15 Jahre lang stand es an der Bernhard-Nocht-Straße, bis der Mietvertrag 2019 schließlich auslief und nicht verlängert wurde. In Aussicht gestellt wurde ihr eine Fläche im Paloma-Viertel. Ebenfalls ein bislang leeres Versprechen.

„Aber selbst, wenn das doch noch klappt, muss das Paloma-Viertel ein Ort für den Kiez bleiben“, betonte sie. „Hotel und Touri-Attraktion okay, aber wir brauchen auch unseren gemütlichen Viertel-Treffpunkt und günstige Mieten.“ Das hofft auch Hajo Faerber, Betreiber des Panoptikums und damit unmittelbarer Nachbar der ehemaligen Essohäuser. „Das Paloma-Viertel ist eine St.-Pauli-Herzensangelegenheit.“