„Planungsdesaster”: Warum der Köhlbrandtunnel wohl niemals kommen wird
Jetzt steht alles auf der Kippe: Eigentlich sollte ein Tunnel die marode Köhlbrandbrücke ersetzen, die Stadt hat schon Millionen für die Planung ausgegeben. Doch jetzt steht sie vor einer riesigen Misere – der Tunnel wird so wohl kaum kommen. Die Opposition ist auf Zinne. Was das Problem ist und wie es jetzt weitergeht.
Jetzt steht alles auf der Kippe: Eigentlich sollte ein Tunnel die marode Köhlbrandbrücke ersetzen, die Stadt hat schon Millionen für die Planung ausgegeben. Doch jetzt steht sie vor einer riesigen Misere – der Tunnel wird so wohl kaum kommen. Die Opposition ist auf Zinne. Was das Problem ist und wie es jetzt weitergeht.
Jetzt wird die Planung für eines der wichtigsten Verkehrsprojekte im Hafen komplett über den Haufen geworfen: Schon im April gab es Berichte, dass die Planung des künftigen Köhlbrandtunnels wankt. Nun wird in einem Schreiben der für den Hafen zuständigen Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard (SPD) an die Bürgerschaft das volle Ausmaß der Misere deutlich: 5,31 Milliarden Euro würde der Tunnel voraussichtlich kosten. Viel teurer als erwartet.
Köhlbrandbrücke: Darum wird der Tunnel so viel teurer
Ein Baugrundgutachten hat gezeigt, dass die bisherigen Annahmen in einer Machbarkeitsstudie von 2018 nicht stimmen. Wegen einer unregelmäßigen Bodenschicht müsste der Tunnel 5,40 tiefer verlaufen als bisher geplant. Das hat Auswirkungen auf die Länge (165 Meter länger), die Anzahl der Zugänge und Rampen und die Verkehrsführung, zum Beispiel wegen kreuzender Bahnverkehre, was die Kosten in die Höhe treibt.

Die Senatorin zieht die Notbremse: Eine Neubewertung des Projekts sei erforderlich, eine Fortführung ohne die Prüfung von Alternativen „nicht angezeigt“, schreibt sie. Ein harter Schlag, schließlich läuft die Planung seit Jahren und hat schon 56 Millionen Euro verschlungen.
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Jetzt wird geprüft, ob der Tunnel durch eine andere bauliche Konstruktion günstiger werden könnte. Aber auch eine neue, höhere Brücke steht wieder zur Debatte. Das wurde bisher verworfen, weil ein Tunnel weniger anfällig für Einflüsse von außen und robuster ist. Doch auch für den schwächelnden Hafen wäre ein Tunnel ein strategischer Vorteil, weil er keine Höhenbeschränkung für Schiffe darstellt. Wird das mit einer Brücke nun doch in Kauf genommen? Leonhard betont in dem Schreiben, dass eine nautische Zugänglichkeit des südlichen Hafens weiterhin Ziel sei.
Hamburg: Deshalb ist die Querung so wichtig
Eine Entscheidung soll schnellstmöglich fallen. Die Zeit drängt, denn die Köhlbrandquerung verbindet nicht nur den östlichen und westlichen Hafenteil, sondern bindet ihn auch ans überregionale Verkehrsnetz an. Die heutige Brücke aus den 1970er Jahren kann ab 2030 aber wohl nur noch unter hohem Aufwand und etwaigen Verkehrsbeschränkungen genutzt werden. Eigentlich sollte die neue Querung 2034 fertig sein, zuletzt wurde 2036 gemutmaßt. Doch ob sich dieser Zeitplan jetzt noch halten lässt, ist fraglich.
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„Avanti dilettanti im Hamburger Hafen“, kritisiert Norbert Hackbusch (Linke). „Die mehrjährigen Untersuchungen in der HPA mit 20 Ingenieuren, die um 80 externe Kräfte verstärkt wurden, haben sich in entscheidenden Punkten geirrt.” 56 Millionen Euro seien verschwendet worden und kostbare Zeit verloren gegangen. Er fordert, dass sich der Wirtschaftsausschuss mit dem Thema befasst.
„Planungsdesaster”: Aus der Opposition hagelt es Kritik
„Das Planungsdesaster um die Köhlbrandquerung ist beschämend“, meint auch Götz Wiese (CDU). Die Verlässlichkeit des Hafens stehe in Frage, wenn Leonhard die Planung von vorne beginne. Die Hafenverwaltung brauche einen „kompletten Neustart mit Personen an der Spitze, die etwas von ihrem Fach verstehen.” Sechs Jahre Planung ohne vorzeigbare Ergebnisse für die Hafenwirtschaft – es müsse „endlich eine Köhlbrandquerung entstehen, die den Ansprüchen der Unternehmen und den wirtschaftlichen Herausforderungen der Zukunft gerecht wird”, sagt er der MOPO.