Zu stinkig und zu laut: Warum hier 4000 benötigte Wohnungen nicht gebaut werden
Die Verlegung der Wilhelmsburger Reichsstraße macht es möglich: Auf der Elbinsel sollen in den nächsten Jahren in zentraler Lage knapp 4000 Wohnungen gebaut werden. Doch obwohl die Planungen fürs Wilhelmsburger Rathausviertel bereits 2016 gestartet sind, ist noch immer kein einziges neues Gebäude entstanden. Stattdessen wird immer aufs Neue geplant, geschnüffelt und gehorcht. Was steckt dahinter?
- Deutsch (Deutschland)
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Die Verlegung der Wilhelmsburger Reichsstraße macht es möglich: Auf der Elbinsel sollen in den nächsten Jahren in zentraler Lage knapp 4000 Wohnungen gebaut werden. Doch obwohl die Planungen für das Wilhelmsburger Rathausviertel bereits 2016 gestartet sind, ist noch immer kein einziges neues Gebäude entstanden. Stattdessen wird immer aufs Neue geplant, geschnüffelt und gehorcht. Was steckt dahinter?
Neue Wohnungen werden so dringend gebraucht, und trotzdem dauern Planungen fast zehn Jahre. Das ist kaum zu glauben. Doch am Willen liegt es nicht, das beteuert Mittes Bezirksamtsleiter Ralf Neubauer (SPD): „Diese Bebauungspläne haben für uns im Bezirk eine sehr hohe Priorität.“ Man setze alles daran, das Rathausviertel und den Nordteil des Elbinselquartiers „möglichst im Jahr 2024 zur Vorweggenehmigungsreife zu bringen“.
Wilhelmsburg: 4000 Wohnungen geplant von IBA
Im Klartext: Vor 2026 passiert dort weiterhin wenig. Die planende IBA Hamburg kann Ende dieses Jahres höchstens schon mal mit der Vorbereitung des Baugrundes und den Kanalarbeiten beginnen und auch die dauern dann. Dabei geht es um 4000 Wohnungen entlang der Strecke der alten B75, die extra dafür nach Osten an den Bahndamm verlegt wurde. Die Autos rollen seit Jahren dort durch Wilhelmsburg. Sieben Hektar Fläche wurden so für den Wohnungsbau gewonnen.
Dabei klang für die städtischen Planer zunächst alles so gut, als 2017 das bundesweite Baurecht geändert wurde, damit eine dichtere Bebauung und eine größere Nähe von Wohnungen zum Gewerbe zulässig ist – und auch mehr Lärm geduldet wird. Doch offenbar ist die Lärmbelastung und auch die Geruchsbelastung dort selbst für die geänderten Bedingungen deutlich zu hoch.
„Es gibt dort große und wichtige Industrie- und Gewerbestandorte im Westen mit mehreren tausend Unternehmen.“ An die rücke man nun mit dem Wohnungsbau deutlich näher heran. „Und das mit den heutigen rechtlichen Standards“, gibt Neubauer zu bedenken.
Mitte-Chef Neubauer: Darum dauert die Planung so lange
Der Bezirkschef nennt Beispiele: „Hier musste für den gesamten Planungsbereich ein Geruchsminderungskonzept über mehrere Jahre unter der Federführung der Umweltbehörde erarbeitet werden. Parallel wurden und werden für einzelne Standorte fortlaufend Geruchsuntersuchungen durchgeführt und intensive Verhandlungen mit den betroffenen Unternehmen zu technischen Minderungsmaßnahmen geführt.“
Schon seit Jahren beschweren sich Anwohner vor Ort etwa über Gerüche, die von der sogenannten „Katzenkocherei“, den Nordischen Ölwerken (NOW) herrühren sollen. 2015 gab es bereits eine Petition, um die üblen Gerüche zu stoppen. Tierische Fette werden dort wohl längst nicht mehr verarbeitet, aber riechen tut es wohl immer noch. Und auch andere Unternehmen sorgen dort für Gerüche.
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Hinzu kommen ständig veränderte Umwelt- und Klimaauflagen, Fachgutachten, neue Baugesetze und das Problem, dass die Ausgleichsflächen für Naturzerstörung in Hamburg sehr knapp werden. Neubauer: „Die stadträumliche Lage der Nord-Süd-Achse in Wilhelmsburg führt dazu, dass wir sehr unterschiedliche Interessenlagen haben – ob Industriebetriebe, Umweltverbände, die Menschen vor Ort. Da lässt es sich leider nicht vermeiden, dass auch die Planungsprozesse Zeit brauchen. Wir verstehen aber die Ungeduld – und wir teilen sie.“