„Pleite un Blomen“ – Hamburgs Park leidet unter Geldmangel
Anna Engels Blick fällt auf einen See in Planten un Blomen, zwischen dem Museum für Hamburgische Geschichte und dem Eingang St. Pauli. „Die Wasserfläche macht einen trostlosen Eindruck: Der See könnte gefüllter sein und weniger schmutzig“, sagt die 38-jährige Mutter aus Niendorf. Es ist nur ein Punkt auf der Mängelliste der grünen Lunge in Hamburgs Innenstadt.
Anlagen außer Betrieb, desolater Zustand von Teichen, Wasserläufen und Brunnen: Weil das Geld fehlt, droht Planten un Blomen zu einer „Grünfläche mit Technikruinen“ zu verfallen, fürchtet die Linksfraktion der Hamburgischen Bürgerschaft. Was im Argen liegt, wie die Probleme behoben werden könnten und was Besucher zum Zustand von Planten un Blomen sagen, lesen Sie mit MOPO+ – jetzt vier Wochen lang testen für 0,99€.
Die Linksfraktion der Hamburgischen Bürgerschaft hat den Zustand von Teichen, Wasserläufen und Brunnen in Planten un Blomen scharf kritisiert und mehr Geld für den Erhalt des Parks gefordert. Ansonsten drohe der Verfall zu einer „Grünfläche mit Technikruinen.“ Viele Park-Besucher fühlen sich in der rund 200 Jahre alten Grünanlage dennoch wohl.
Anna Engels Blick fällt auf einen See in Planten un Blomen, zwischen dem Museum für Hamburgische Geschichte und dem Eingang St. Pauli. „Die Wasserfläche macht einen trostlosen Eindruck: Der See könnte gefüllter sein und weniger schmutzig“, sagt die 38-jährige Mutter aus Niendorf. Solche und ähnliche Beobachtungen haben vermutlich die Linksfraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft dazu veranlasst, den Zustand von Teichen, Wasserläufen und Brunnen in dem 1821 eröffneten Park zu kritisieren und mehr Geld für den Erhalt des Parks zu fordern.
Derzeit seien sechs Anlagen außer Betrieb, wie seine Schriftliche Kleine Anfrage an den Senat ergeben habe, sagte der umweltpolitische Sprecher der Fraktion, Stephan Jersch. Zudem wisse der Senat weder um den Erhaltungszustand der Anlagen im Park, „noch liegen ihm Informationen über das Erreichen der erwartbaren Betriebsdauer vor“. Unter den Anlagen, die aufgrund ihres Zustands außer Betrieb sind, listet der Senat in seiner Antwort unter anderem den Millerntorspeier, die Pumpenanlagen im Wasserbecken Teehaus und am Kettnerteich sowie den „Brunnen der Muße“ am Sievekingplatz, die Wassertreppe und den „Cognacbrunnen“ auf.
Hamburg: Mehr Geld für Erhalt von Planten un Blomen gefordert
Allein der Bedarf für die Instandhaltung der technischen Anlagen im Park wird vom Senat auf 280.000 Euro geschätzt. Er werde aus dem Gesamtbudget für den Park beglichen. Das Defizit des gesamten Parks habe der Bezirk bereits im vergangenen Jahr auf mehr als 2,5 Millionen Euro beziffert, so die Linksfraktionsvorsitzende im Bezirk Mitte, Theresa Jakob. Der Bezirk verwaltet den Park im Auftrag der Umweltbehörde.
„Die Betriebskosten müssen nun von der Umweltbehörde auskömmlich auf fünf Millionen Euro per Jahr erhöht werden und zusätzlich 2,5 Millionen für die Revitalisierung des Parks in den kommenden Doppelhaushalt eingestellt werden“, sagte Jakob. Auch die Mitglieder des „Freundeskreises Planten un Blomen e. V.“ hatten im Juni ihre Sorge um die zukünftige Entwicklung des Parks zum Ausdruck gebracht.
In einem desolaten Zustand sind auch die denkmalgeschützten Gewächshäuser von Planten un Blomen. Wie berichtet, ist der der fast 60 Jahre alte Komplex seit Jahren dicht. Sogar von Einsturzgefahr ist die Rede. Und obwohl seit sechs Jahren mindestens 13,15 Millionen Euro vom Bund bereitstehen, liegt der Beginn der Sanierungsarbeiten in weiter Ferne. Hamburg müsste die Bundesgelder verdoppeln, könnte dann mit der Sanierung starten. Zuletzt hieß es, dass sich die Stadt noch eine Übersicht über die notwendigen Maßnahmen verschaffe.
- Patrick Sun Volker Köpke (79), Rentner aus Sievershütten mit Frau Ursula (77) und Enkel Piet (7): „Es ist schon traurig, woanders wird Geld rausgehauen und hier wird nichts gemacht.“
- Patrick Sun Anna Engel (38) aus Niendorf: „Ich finde den Zustand des Parks ok, doch der See könnte besser aussehen.“
- Patrick Sun Franka Segelken (36), Kulturmanagerin aus Niendorf: „Der See wundert mich, da ich den Park eigentlich mit sehr schönen Wasserflächen in Erinnerung habe.“
„Woanders wird Geld rausgehauen und hier wird nichts gemacht – ich finde nicht in Ordnung, dass hier so ein Technikstau herrscht“, sagt Volker Köpke (79), der gemeinsam mit seiner Frau Ursula (77) und dem Enkel Piet (7) Zeit im Park verbringt. Die Großeltern kommen aus Sievershütten, sind aber eigentlich Ur-Hamburger – die den Park schon von früher kennen.
Der Pensionär sagt: „Die Gewächshäuser sind ja auch noch nicht wieder offen, der gehört doch zum Park und über Jahre können wir nicht rein, das ist traurig.“ CDU-Politikerin Anke Frieling sagte dem NDR, in der Parkanlage würde vieles gut instand gehalten. Aber alles, was an Bauwerken darin stehe, würde verfallen.
Auch viele zufriedene Besucher in Planten un Blomen
Die Kritik können jedoch nicht alle verstehen: „Ich finde, der Park ist gut gepflegt. Ich arbeite hier im Büro und mir ist es wichtig, dass ich rausgehen kann und meine Ruhe habe. Die Gewässer wie die Wasserspiele sind mir dabei nicht so wichtig – zusätzliche Gelder halte ich nicht für notwendig“, sagt der Richter Jörn Jonsson (53). „Man muss doch auch den Wasserverbrauch und die Verschwendung bedenken.“
- Patrick Sun Jörn Jönsson (53), Richter aus Ottensen: „Die Wasserspiele sehen schön aus, sind für mich aber kein wichtiger Aspekt.“
- Daniel Gädicke (43) mit Tochter Martha (3), Musiker aus St. Pauli: „Es ist ein sehr gepflegter Park, ich bin absolut zufrieden.“
- Patrick Sun Anneli Landmesser (32), Lehrerin aus Osdorf: „Ich finde den Park schön und den Zustand gut.“
Viele der Besucher sind mit dem Park zufrieden. Daniel Gädicke (43) steht mit seiner Tochter Martha (3) auf dem Spielplatz an den großen Wallanlagen: „Ich finde den Zustand des Parks gut, er ist sehr gepflegt. Besonders der Spielplatz und die Wiesen sind toll.“ In so einer Millionenstadt dürfe es doch Flächen und Seen geben, die nicht genutzt werden oder mal kein Wasser haben. „Ich glaube, dass der Teich mit den Stangen wohl anders aussehen sollte – aber da drüben ist mir positiv aufgefallen, dass das Wasser läuft,“ sagt Anneli Landmesser (32), die zum Tanzen in den Park gekommen ist, über den Sievekingsbrunnen und die überraschend sprudelnde Wassertreppe.
Stephan Jersch sieht das komplett anders. „Angesichts der langen Schadensliste des Parks muss eine Revision der Anlagen und ein funktionierendes Erhaltungsmanagement her. Ansonsten bestehe die Gefahr, dass Planten un Blomen zu einer Grünfläche mit Technikruinen werde.