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Carolin Stüdemann und Fridtjof Detzner
  • Carolin Stüdemann (31) von Viva von Agua und Fridtjof Detzner (38) von Planet A.
  • Foto: Florian Quandt

„Nur Firmen gründen, die dem Planeten nutzen!“

Umweltzerstörung, Ausbeutung, Klimawandel – so wie jetzt können wir nicht weitermachen. Die MOPO stellt gemeinsam mit „Viva con Agua“-Geschäftsführerin Carolin Stüdemann in der Serie „Auf ein Wasser mit …“ Unternehmer:innen und Vordenker:innen vor, die sich für eine bessere Welt engagieren. Heute den Internetunternehmer und Risikokapitalgeber Fridtjof Detzner von Planet A.

Carolin Stüdemann: Moin Fridel!

Fridtjof Detzner: Moin Caro!

Kurz und knapp in einem Satz: Was ist Planet A?

Planet A investiert als Risikokapitalgeber in junge Unternehmen, in Ideen, die eine neue, eine klimapositive Wirtschaft bauen wollen.

Auf ein Wasser mit: Die Interview-Reihe von Viva con Agua und MOPO Viva con Agua
Viva con Agua
Auf ein Wasser mit: Die Interview-Reihe von Viva con Agua und MOPO

Die Idee für Planet A kam nach deiner Doku-Reise „Founders Valley“. Du bist in 120 Tagen durch zehn Länder gereist und hast dir nachhaltige Unternehmen angesehen. Was waren die intensivsten Eindrücke dieser Reise?

Puh, das ist schwer zu sagen, da es so viele Schicksale und Geschichten waren, die ich weitertragen musste. Zwei haben mich aber ganz besonders berührt: In Indien traf ich einen Landwirt, der versucht hatte, sich das Leben zu nehmen. Nach drei Jahren fast gänzlich ohne Ernte sah er keine Chance mehr für sich und seine Familie. Die durch den Klimawandel ausgelösten katastrophalen Wetterbedingungen in der Region haben dafür gesorgt, dass die Geschichte des Mannes kein Einzelfall ist. Die Region trägt inzwischen den traurigen Beinamen „Suicide Belt – Selbstmordgürtel“. Und in Bangladesch begleitete ich ein Kind einige Tage während seiner Arbeit in einer Fabrik. Die Geschichten von Kinderarbeit dort hatte ich natürlich schon gehört. Die unmittelbare Realität war allerdings deutlich schlimmer, als ich sie mir vorgestellt hatte. Am Ende stand die Erkenntnis, dass hinter jeder dieser Einzelgeschichten ein großes Muster steckt: Wir haben eine Wirtschaft aufgebaut, die nicht allen Bewohner:innen dieser Erde nützt und schon gar nicht diesem Planeten selbst.

Du hast nach der Reise mal gesagt, dass du so etwas wie Weltschmerz gefühlt hast. Kannst du das genauer erklären?

Ich kam zurück in diese heile Welt meines Unternehmerlebens mit all den frischen Eindrücken von Ungerechtigkeit im Gepäck und meiner Erschütterung über den Zustand unseres Planeten. Diese beiden Dinge passten nicht zusammen. Das hat mich sehr traurig gemacht.


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Mit Planet A wollt ihr nun eine große Wirkung ausüben. Was müssen Start-ups erfüllen, in die Planet A investiert?

Wir setzen auf einen streng wissenschaftlichen Ansatz. Wir investieren nur in Start-ups, deren positive Wirkung wir im Rahmen eines Life Cycle Assessments (LCA) auch sicher nachweisen können. Mit den LCA können wir zum Beispiel positive Unterschiede, die die Unternehmen auf die Marktstruktur oder Produktionsweise bestimmter Produkte haben, prüfen. Wir haben bei Planet A zwei festangestellte Wissenschaftler:innen, um wirklich in die Tiefe zu gehen, und machen den Impact der Unternehmen auch für alle auf unserer Webseite sichtbar. Das unterscheidet uns von anderen Impact Investment Fonds.

Kannst du Beispiele von Start-ups und deren Ansatz für eine positive Wirkung auf den Planeten nennen?

Wir kommunizieren auf unserer Seite sehr transparent, welche Unternehmen wir bereits unterstützen. Dazu gehören Start-ups wie Wildplastic, die nachhaltige Abfallbeutel aus recyceltem Plastik herstellen. Das Plastik wird an Stränden, Straßen und öffentlichen Orten gesammelt und dann wieder verarbeitet. So werden einerseits Orte von nicht abbaubarem Plastik befreit und andererseits nachhaltige Alternativprodukte angeboten. Oder aber Ineratec, die synthetischen Brennstoffe produzieren. Dort werden fossile Begleit- und Überschussgase in synthetische Kohlenwasserstoffe und Kraftstoffe umgewandelt und aus regenerativem Wasserstoff synthetisches Erdgas hergestellt. Ein enorm wichtiger Ansatz für eine nachhaltigere Mobilität und ein wichtiger Schritt in Richtung Klimaneutralität.

Wildplastic wurde ebenfalls von dir gegründet. Besteht da kein Interessenskonflikt?

Nein. Ich habe bei Wildplastic keine aktive Rolle mehr. Unsere Entscheidung, dort zu investieren, wurde ohne mich diskutiert und gefällt. Meine Distanz wird auch in der laufenden Betreuung so groß bleiben.

Und wie finanziert sich Planet A?

Planet A finanziert sich aus den Einlagen unserer Gesellschafter:innen und der Gründungspartner:innen. Die Runde unserer Gesellschafter:innen ist bunt gemischt. Wir freuen uns über ein großes Interesse von erfolgreichen Unternehmer:innen, Sportler:innen, professionellen Vermögensverwalter:innen, Stiftungen und Unternehmen, die mit uns erste Erfahrungen mit Nachhaltigkeitsinvestitionen sammeln wollen. Und das Beste ist: Sie alle wollen etwas zum Positiven verändern.

Noch einmal zu dir, auch um deine Entscheidung für Planet A besser zu verstehen. Du bist nicht nur sportlich auf dem Fahrrad unterwegs, sondern warst auch professioneller Kitesurfer. Hätte dich auch eine Sportlerkarriere gereizt?

Auf jeden Fall. Es war sogar mal eine realistische Option. Ich habe auch noch lange Zeit regelmäßig an Wettkämpfen teilgenommen, obwohl meine erste eigene Firma Jimdo schon den größten Teil meiner Zeit in Anspruch genommen hat. Irgendwann musste ich mich entscheiden: Profi oder Unternehmer.

Und mit dem Unternehmertum kannst du nun eine wichtige Wirkung im Bereich Nachhaltigkeit erzielen.

Genau richtig. Die Erfahrungen, während meiner Doku-Reise „Founders Valley“ waren für mich sehr prägend, weswegen ich mich selbst aktiv einbringen möchte.

Trotz oder vielleicht gerade wegen deiner Erfahrungen blickst du weiterhin optimistisch in die Zukunft. Woran liegt das?

Gemeinsam können wir noch immer viel gegen Klimawandel und gegen die Zerstörung unserer Lebensräume tun. Das Bewusstsein dafür wächst bei immer mehr Menschen. Das stimmt mich froh. Wir haben in den letzten Monaten mehr als 1000 Ideen für klimapositive Produkte und Dienstleistungen aus ganz Europa präsentiert bekommen. Ich denke, wir stehen hier noch am Anfang und das Potenzial ist riesig.

Wir sind gespannt auf die neuen Projekte. In Hamburg gibt es auch viele kreative Köpfe und mögliche Gründer:innen. Gibt es etwas, das du ihnen für die Zukunft mitgeben möchtest?

Das ist einfach. Mein Leitspruch lautet: Build some­thing the planet needs. Alles, was wir in Zukunft kreieren, sollte darauf ausgerichtet sein, dass es dem Planeten nützt.

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