Warum ausgerechnet dieser Burgerketten-Chef sagt: „Essen Sie weniger Fleisch!“
Er isst selbst kaum Fleisch, plädiert für eine vegane Ernährung – und ist Chef einer Burger-Kette. „Peter Pane“-Gründer Patrick Junge betreibt mittlerweile 46 Burger-Restaurants in ganz Deutschland, davon sieben in Hamburg. Im MOPO-Interview verrät der 45-Jährige, wieso Fleischkonsum bald so verpönt sein wird wie Rauchen, warum seine Eltern ihn im Stich gelassen haben und ob er manchmal bei „McDonald‘s“ isst.
Er isst selbst kaum Fleisch, plädiert für eine vegane Ernährung – und ist Chef einer Burger-Kette. „Peter Pane“-Gründer Patrick Junge betreibt mittlerweile 46 Burger-Restaurants in ganz Deutschland, davon sieben in Hamburg. Im MOPO-Interview verrät der 45-Jährige, wieso Fleischkonsum bald so verpönt sein wird wie Rauchen, warum seine Eltern ihn im Stich gelassen haben und ob er manchmal bei „McDonald‘s“ isst.
Herr Junge, Sie legen großen Wert darauf, bei „Peter Pane“ auch vegane Gerichte anzubieten. Warum?
Patrick Junge: Zum einen wird der Wunsch nach vegetarischen und veganen Gerichten bei unseren Gästen immer größer. 30 Prozent unserer Gäste essen vegan. Wir stellen uns also auf eine neue Generation mit neuen Bedürfnissen ein. Das ist bei Burgern auch gut zu machen – einfacher als zum Beispiel in einem Steakhaus. Es gibt mittlerweile hervorragende fleischlose Patties, die schmecken und genügend Protein beinhalten. Man braucht eigentlich kein Fleisch mehr. 55 Prozent der Gerichte auf unserer Speisekarte sind vegetarisch oder vegan. Neben dem Wunsch der Gäste liegen mir auch selbst das Tierwohl und Klima am Herzen.
Sie plädieren als Burgerketten-Chef also für weniger Fleischkonsum?
Es ist mir eine Herzensangelegenheit, dass weniger Fleisch gegessen wird. Ein ressourcenschonender Umgang mit der Natur ist mir wichtig. Aber wir sind bei ,Peter Pane‘ nicht politisch oder missionarisch. Ich möchte niemanden bekehren, aber vielleicht einige Menschen durch ein gutes veganes Angebot von den Ersatzprodukten überzeugen. Es klingt verrückt, aber ich gehe davon aus, dass das Fleischessen in zehn Jahren ähnlich verpönt ist wie das Rauchen. Dann isst man irgendwo in kleinen, abgedunkelten Ecken heimlich ein Stück Fleisch. Noch ist die Fleischlobby sehr stark, aber der vegane Trend wird sich in den kommenden Generationen durchsetzen.
Schneiden Sie sich mit solchen Aussagen nicht buchstäblich ins eigene Fleisch?
Nein! Ob ich meine Burger mit Fleisch oder vegan verkaufe, ist mir am Ende egal. In erster Linie geht es mir darum, dass wir unseren Gästen ein schönes Erlebnis bescheren, bei dem sie sich mit Freunden treffen, leckeres Essen und einen guten Service genießen können. Mittlerweile gibt es für Veganer auch keinen Preisnachteil mehr. Wir verkaufen die veganen Burger auf Erbsen-Basis zum gleichen Preis wie die mit Fleisch.
Essen Sie selbst Fleisch?
Ich esse an fünf Tagen in der Woche rein pflanzlich. Am liebsten Haferbrei und Porridge, das ist einfach und bekömmlich, ergänzt mit Obst und Gemüse. Fleischessen zieht mich runter, es mindert meine Leistungsfähigkeit. Danach muss ich mich erst mal hinlegen. Aber wenn am Wochenende mal bei Freunden gegrillt wird, esse ich auch gern ein Stück Fleisch. Dabei ist es mir nur wichtig, woher es kommt.
Das Fleisch bei „Peter Pane“ ist aber nicht bio.
Nein, das war bisher preislich nicht denkbar. Wir haben ein breites Publikum. Die Preise wären so teuer geworden, dann hätten wir einen großen Teil der Gäste ausgeschlossen. Wir arbeiten aber tatsächlich derzeit daran, uns eine eigene Bio-Rinderherde bei benachbarten Bauern aufzubauen. Wir sind noch in der Testphase, aber bis 2023 soll unser Fleisch nur noch von unserer Herde stammen.
Haben Sie noch mehr Visionen?
In unseren Restaurants in Leipzig testen wir gerade das Indoor-Farming. In Schränken bauen wir selbst die Kräuter und Sprossen für unsere Salate an. Das ist energie- und kostenschonend und soll es bald in allen Städten geben. Außerdem plane ich, auch unseren Salat selbst anzubauen. Das probieren wir derzeit in Containern in Mecklenburg aus. Momentan kommt unser Salat im Sommer aus Deutschland und im Winter aus Spanien. Das ist natürlich nicht optimal. Der eigene Anbau verbraucht weniger Wasser, Sprit und Dünger. Die Energie gewinnen wir durch Photovoltaik.
Essen Sie manchmal bei McDonald‘s?
Ja, aber dann steht nicht der Genussaspekt im Vordergrund sondern eher der praktische. Ich bin viel mit dem Auto unterwegs und McDonald‘s ist einfach überall gut angebunden. Dort gibt es wundervolle Sanitärräume, Kaffee und Rührei. Einen Hamburger esse ich dort selten. Aber der ist ja auch fast schon wieder vegan, weil die Patties so klein sind (lacht).
Sie sind bei Ihren Großeltern aufgewachsen. Warum eigentlich?
Ich war von meinen Eltern nicht geplant und nicht gewollt. Meine Mutter wollte mich ins Heim geben, als ich ein halbes Jahr alt war. Da haben meine Großeltern mich adoptiert. Das war mein Glückstag. Mein Großvater war der wichtigste Mensch in meinem Leben. Er hat mir viel aus der Nachkriegszeit erzählt und wie hart meine Großeltern arbeiten mussten – dadurch habe ich gelernt, sehr dankbar für alles zu sein. Ich bin dankbar, wie ich großwerden durfte. Für alle Gäste, die heute zu mir kommen. Eigentlich ist es ganz oft so in meinem Leben: Es passiert irgendeine Scheiße, aber dann geht eine Tür auf und alles wird super.
Haben Sie Ihre leiblichen Eltern später mal wiedergesehen?
Ich habe sie ein Mal besucht, als ich ungefähr 20 Jahre alt war. Aber das hat nichts in mir ausgelöst. Es waren zwar gute Gespräche, aber es war ja keine gemeinsame Basis da.
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Ihre Familie „Junge“ betreibt die gleichnamige große Bäckerei-Kette im Norden. Warum sind Sie dort ausgestiegen?
Ich habe dort zehn Jahre als geschäftsführender Gesellschafter gearbeitet, das war eine wundervolle Zeit. 2012 bin ich dann aber ausgestiegen. Mein Cousin ist 20 Jahre älter als ich, wir hatten am Ende unterschiedliche Auffassungen, wie das Unternehmen geführt werden soll. Wir wollten keinen Streit, für uns stand das Unternehmen an erster Stelle. Also hat damals jeder geboten, was es ihm wert ist. Am Ende hatte ich dann Geld, um meinen eigenen Weg zu gehen.
Kommen Ihre Burger-Brötchen von „Junge“?
Nein, sie kommen aus einer kleinen Manufaktur. Wir hatten das mit Junge vor Jahren mal ausprobiert, aber es hat nicht geklappt, weil die Produktion in der Bäckerei dafür nicht ausgelegt war. Aber tatsächlich wollen wir es aktuell noch mal versuchen.
Bevor Sie „Peter Pane“ gegründet haben, waren Sie Franchise-Nehmer der Burger-Kette „Hans im Glück“. Doch dann kam es zum Bruch mit „Hans im Glück“-Chef Thomas Hirschberger und einem Streit vor Gericht. Wie verstehen Sie sich heute?
Ich bin sehr harmoniebedürftig. Wir haben uns ausgesprochen und versöhnt. Wenn wir uns heute zufällig begegnen, wie zum Beispiel auf der Internorga, grüßen wir uns. Wir haben ein vernünftiges Verhältnis.
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Sie haben zwei Söhne. Möchten die beiden „Peter Pane“ mal übernehmen?
Meine Söhne sind jetzt 12 und 15 Jahre alt. In den Schulferien arbeiten sie auch bei mir in den Restaurants. Aber für solch eine Entscheidung sind sie natürlich noch viel zu jung.