Bei Hamburgs Feuerwehr brennt’s lichterloh: Nun funkt die Einsatzzentrale SOS!
Viele Notrufe und steigende Einsatzzahlen lassen Hamburgs Rettern die Puste ausgehen. Zeitweise standen ganze Stadtteile ohne einsatzbereite Rettungswagen da. Und nun funkt auch noch die Einsatzzentrale SOS!
„An manchen Tagen starten wir zu Dienstbeginn mit minus fünf Mann“: Was ein Hamburger Feuerwehrmann der MOPO schildert, klingt beunruhigend – und hat dramatische Auswirkungen: Die Wartezeit, bis ein Notruf angenommen werden kann, vergrößert sich. Sekunden, die über Leben und Tod entscheiden, gehen verloren.
Und das passiert überall in unserer Stadt: Hamburgs Feuerwehr ist am Limit – und seit mehreren Wochen rückt besonders das Herz der Retter, die Einsatzzentrale, in den Fokus der Personalnot.
Viele Notrufe und steigende Einsatzzahlen lassen Hamburgs Rettern die Puste ausgehen. Zeitweise standen ganze Stadtteile ohne einsatzbereite Rettungswagen da. Und nun funkt auch noch die Einsatzzentrale SOS!
„An manchen Tagen starten wir zu Dienstbeginn mit minus fünf Mann“: Was ein Hamburger Feuerwehrmann der MOPO schildert, klingt beunruhigend – und hat dramatische Auswirkungen: Die Wartezeit, bis ein Notruf angenommen werden kann, vergrößert sich. Sekunden, die über Leben und Tod entscheiden, gehen verloren.
Und das passiert überall in unserer Stadt: Hamburgs Feuerwehr ist am Limit – und seit mehreren Wochen rückt besonders das Herz der Retter, die Einsatzzentrale, in den Fokus der Personalnot.
Trotz Ausbildungsoffensive – Personaldecke wird dünner
Hintergrund: In der stetig wachsenden Stadt steigen auch die Einsatzzahlen rasant an: Im Schnitt 744 Einsätze in 24 Stunden leistete die Feuerwehr im vergangenen Jahr. 282.516 Alarmierungen habe es laut Innensenator Andy Grote (SPD) im Jahr 2021 gegeben, etwa 24.000 mehr als im Vorjahr.
Immer mehr Einsätzen stehen Pensionierungswellen, viele Krankheitsfälle und – trotz Einstellungsoffensive – zu wenig Nachwuchs gegenüber. Das kann nicht gut gehen!
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Die Feuerwehr-Pressestelle räumt ein, dass eingehende Notrufe derzeit durchschnittlich erst nach mehr als 21 Sekunden angenommen werden können. Zur Personalsituation in der Einsatzzentrale heißt es, dass kurzfristige, durch Krankheit bedingte Ausfälle naturgemäß vorkommen können. Und: „Soweit möglich, werden diese durch entsprechende Kompensationsmaßnahmen wie etwa Rufbereitschaften aufgefangen“.
Die zunehmende Belastung in der Einsatzzentrale treibt den Krankenstand weiter in die Höhe. Nach MOPO-Informationen sind derzeit drei Lagedienstführer langfristig krankgeschrieben. Lagedienstführer sind verantwortlich für den reibungslosen Ablauf vom Notruf bis hin zur Erstmaßnahme an der Einsatzstelle. In Einzelfällen sollen Kollegen gar Doppelschichten leisten, um den Krankenstand zu kompensieren.
Hamburger Feuerwehr dramatisch überlastet
Zusätzlich entstanden Lücken, weil Lagedienstführer versetzt wurden. Dazu antwortet die Feuerwehr: „Die freigewordenen Stellen der Lagedienstführer konnten vollständig durch entsprechende Stellenbesetzungsverfahren nachbesetzt werden“.
Die MOPO erfuhr von Insidern, dass die Wahrheit anders aussieht: Die offenen Stellen würden häufig von Beamten besetzt, die eigentlich in anderen Funktionen tätig sind und einspringen. Dazu werden aktuell Beamte zum Lagedienstführer ausgebildet und bedürfen zunächst Unterstützung erfahrener Kollegen. Man könne nicht von einer vollwertigen Stellenbesetzung sprechen, so die Kritik.

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Die Überlastung ist inzwischen so dramatisch, dass auch wichtige Presseinformationen zu Einsätzen oder gar Gefahrenmeldungen kaum zu bekommen sind. Nach Feierabend und am Wochenende ist der Lagedienstführer in der Einsatzzentrale für Presseanfrage zuständig. Der aber kann solchen Anrufe kaum Aufmerksamkeit schenken.
Schon länger bekannt ist die Personalnot in den Wachen: Immer häufiger gab es nach MOPO-Informationen Probleme, einen Löschzug vollumfänglich besetzen zu können. Die Retter wurden von einer Wache zu anderen geschoben um die größten Personallücken ausfüllen zu können. Unterdessen ächzten die Rettungswagenbesatzungen unter den pandemiebedingten Mehreinsätzen und angebliche Notfälle, für die eigentlich kein Rettungswagen erforderlich ist.
Als Dr. Christian Schwarz Ende 2018 die Leitung der Hamburger Feuerwehr übernahm wusste er, welch schweres Erbe ihm sein Vorgänger Klaus Maurer hinterlassen hatte. In die Jahre gekommene Wachen, neue Standorte, eine zu klein gewordene Feuerwehr-Akademie und Pensionierungswellen – alles Punkte, die er gemeinsam mit Innensenator Andy Grote (SPD) in Angriff nehmen wollte.

Doch mit zunehmenden Problemen kühlte das Verhältnis zwischen dem Innensenator und dem Branddirektor ab. In letzter Zeit nahm das Gerücht, Schwarz solle abgelöst werden, Fahrt auf. Es gibt Stimmen, dass der Branddirektor das Handtuch werfen will. Andere sagen, dass Grote ihn gerne loswerden möchte, aber noch die Schmach scheut, dass erstmalig in der Hamburger Geschichte ein Feuerwehrchef schon nach vier Jahren Amtszeit ausgetauscht wird.
Innenbehörde stellt Branddirektor Kommissarin zur Seite
Um Schadensbegrenzung zu betreiben, wurde dem Branddirektor eine Kommissarin vor die Nase gesetzt, die seine Arbeit durchleuchten und bewerten soll. Als Grund dafür wurde die bessere Kommunikation und raschere Problemlösung von der Innenbehörde genannt.
Insider aber vermuten, dass Schwarz damit in seinem Vorhaben, eine moderne Feuerwehr aufzubauen, ausgebremst wird.