• Man könnte diese Kugeln glatt für Kunst halten. Doch sie sollen das Sitzen auf den Pollern verhindern.
  • Foto: Florian Quandt

Peinliche Poller-Posse : Hansaplatz: Mit Kugeln gegen Obdachlose

St. Georg –

Schmuck sehen sie ja aus, manche halten sie sogar für Kunst – die glänzenden Stahlkugeln auf drei versenkbaren Pollern auf dem Hansaplatz. Doch der Zweck der Installation ist profaner Natur: Das Bezirksamt Mitte will so verhindern, dass sich jemand drauf setzt. „Menschenverachtend“ finden das Mitglieder des Einwohnervereins St. Georg.

„Der Hansaplatz ist ein öffentlicher Platz und steht allen Menschen offen.“  So steht es in einem Gestaltungsleitfaden des Bezirksamt Mitte. Schöne Worte. Doch in der Realität sieht es dann doch so aus, dass seit mehr als 30 Jahren amtlicherseits versucht wird, Dauer-Biertrinker, Drogenabhängige oder Prostituierte zu vergrämen. Es kam zu diversen Umgestaltungen – Sitzgelegenheiten verschwanden, riesige Leuchten wurden installiert. Bisher mit überschaubarem Erfolg. Menschen aus „unterschiedlichen sozialen Lebenswelten“, wie es das Bezirksamt so schön formuliert, kamen einfach nicht miteinander klar.

Hansaplatz in St. Georg: Kugel-Poller gegen Obdachlose

Der Konflikt verschärfte sich noch, nachdem einige der Altbauten am Hansaplatz aufwendig saniert wurden. Menschen, die dort in eine teure Eigentumswohnung zogen oder hohe Mieten zahlen, wollten eben den oft unschönen Ausblick auf Obdachlose oder Betrunkene nicht mehr. Sie forderten aber eben auch ein nachvollziehbares Recht darauf, nicht belästigt oder sogar bedroht zu werden. In letzter Zeit schien sich die Situation aber beruhigt zu haben.

Hansaplatz Poller Übersicht

Etwas zwei Dutzend Poller gibt es auf dem Hansaplatz, drei sind nun mit Kugeln versehen.

Foto:

Quandt

Doch laut Bezirksamt Mitte habe es jetzt aus Wohnhäusern im Bereich Hansaplatz/Zimmerpforte wieder massive Beschwerden wegen Lärmbelästigungen gegeben. Die Mieter fühlten sich durch Leute gestört, die dort auf den Pollern saßen und „alkoholisiert laut feierten“. Deswegen die blitzenden „Abwehr-Kugeln“ auf den Pollern.

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Ulrich Gehner ist Anwohner und Mitglied im „Einwohnerverein St. Georg“. Er sagt: „Ich protestiere aufs Schärfste gegen diese menschenverachtende, asoziale und kontraproduktive Maßnahme!“ Er fragt sich, wann die Behörden „endlich kapieren, dass es niemals funktionieren wird, die Menschen, die sich am Hansaplatz im Freien aufhalten wollen, durch fragwürdige Mittel zu verdrängen“.

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