Für 650 Euro: „Ich biete Männern erotischen Kurzurlaub“
Sie kniet in Hausmädchen-Kleidung mit entblößtem Po am Boden. Steht breitbeinig in schwarzer Lederkluft und Peitsche vor ihrem Kunden. Posiert in knappen Dessous und Pelzmantel: Undine de Rivière (49) schlüpft in die unterschiedlichsten Rollen – ist Domina, passive Liebhaberin, Escort- oder Bizarrlady. Seit 25 Jahren arbeitet die Physikerin als Prostituierte. Doch was reizt sie daran?
Das erotische Abenteuer beginnt im Badezimmer. Nachdem ihr Gast sich ausgezogen und geduscht hat, verbindet Undine de Rivière ihm die Augen. Flüstert in sein Ohr, führt ihn an einem Halsband durch den schmalen Flur, bis in ihr Schlafzimmer. Dort ist alles vorbereitet: Lack und Leder, Fetisch, Schmerz. Das Liebesspiel dauert mehrere Stunden.
Sie kniet in Hausmädchen-Kleidung mit entblößtem Po am Boden. Steht breitbeinig in schwarzer Lederkluft und Peitsche vor ihrem Kunden. Posiert in knappen Dessous und Pelzmantel: Undine de Rivière (49) schlüpft in die unterschiedlichsten Rollen – ist Domina, passive Liebhaberin, Escort- oder Bizarrlady. Seit 25 Jahren arbeitet die Physikerin als Prostituierte. Doch was reizt sie daran?
Das erotische Abenteuer beginnt im Badezimmer. Nachdem ihr Gast sich ausgezogen und geduscht hat, verbindet Undine de Rivière ihm die Augen. Flüstert in sein Ohr, führt ihn an einem Halsband durch den schmalen Flur, bis in ihr Schlafzimmer. Dort ist alles vorbereitet: Lack und Leder, Fetisch, Schmerz. Das Liebesspiel dauert mehrere Stunden.
Undine de Rivière studiert Physik und macht Peepshows
Undine de Rivière, rotes Haar und volle Lippen, ist eigentlich Physikerin. Doch schon im Studium interessierte sie sich für Sexarbeit. Sie fing an, in Peepshows zu tanzen. Irgendwann gab sie dort auch Handjobs. „Ich konnte mich dort langsam an meine Grenzen herantasten“, erzählt sie. „Einmal hat mir jemand 200 Mark geboten, dass er meinen Busen anfassen darf. Der schien nett, dadurch war das total okay.“ Nach dem Uni-Abschluss entschied sie sich gegen Forschung oder Industrie – und wählte die Sexarbeit.

Wer mit der 49-Jährigen spricht, merkt sofort: Hier sitzt niemand aus der Elendsprostitution, der keine Wahl hatte. Undine de Rivière strahlt souveränes Selbstbewusstsein aus, das sie wie einen Schild vor sich her trägt – ihr Kinn hält sie stets leicht erhoben, blickt ihrem Gesprächspartner immer in die Augen. Ihr Künstlername ist eine Ansage: Undine ist eine bekannte literarische Figur der deutschen Romantik, eine Wasserfee, charmant, begehrenswert, erotisch – und gefährlich für Männer, die ihr untreu sind.
Sie leitet viele Jahre ein BDSM-Studio in Hamburg
2000 zieht sie nach Hamburg. Arbeitet im BDSM-Bereich, im Laufhaus, als Escort-Dame. Dazu geht sie auf Flatrate-Partys – Orgien gegen Bezahlung. Meist finden diese Sex-Partys in Hotel-Suiten oder Studios statt, organisiert von den Frauen oder von einem Veranstalter. Die Kunden zahlen Eintritt, das Geld wird am Ende geteilt. Veranstalter zahlen Honorar.

Von 2001 bis 2017 leitet Undine de Rivière ein BDSM-Studio – bis das Prostituiertenschutzgesetz in Kraft tritt. Ab da müssen sich alle Sexarbeiterinnen offiziell bei der Stadt anmelden. Für sie der Zeitpunkt, das Studio aufzugeben: „Ich wollte nicht mehr Hauptmieterin sein und die Huren-Ausweise meiner Kolleginnen überprüfen. Wir waren immer ein kleines Kollektiv, alle Frauen haben sich selbst organisiert. Ich habe mich nie als Betreiberin gesehen.“ Die Flatrate-Partys sind nun ebenfalls verboten.
Zwei Stunden kosten 650 Euro
Heute hat sie fast nur noch Stammkunden, die sie meist zu Hause empfängt. Ihre Regel: Keine Termine unter zwei Stunden. 650 Euro nimmt sie dafür. Wer außerhalb der Arbeitszeiten (12 bis 18 Uhr) kommen will, zahlt 1000 Euro. Das Schrägste, was ein Kunde wollte? „Jeder sexuelle Wunsch verbirgt ein Bedürfnis. Es sind alles Strategien, um an ein Gefühl zu kommen, eine bestimmte emotionale Erfahrung zu machen. Auf der Ebene ist jeder Wunsch verständlich“, sagt sie.
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Doch es gibt auch Männer, die sie ablehnt. Wer sich nicht respektvoll verhält, kann gleich wieder gehen. Gewalterfahrungen oder Angst hatte sie dabei noch nie. Undine de Rivière vergleicht Sexarbeit mit Taxifahren: Es mache einen Unterschied, ob man tagsüber in Winterhude oder nachts am Wochenende auf St. Pauli fahre. „Ich hatte schon Fälle, wo die Gäste ein bisschen überschwänglich in ihrer Erregung waren“, sagt sie und lacht. „Das konnte ich aber immer verbal deeskalieren.“
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Doch was reizt die Physikerin an der Sexarbeit? „Viele Kunden sind verkopft, haben Schwierigkeiten ins Fühlen zu kommen. Ich kann mit ihnen in ein intensives sexuelles Erleben eintauchen – sie in einen erotischen Kurzurlaub entführen.“ Doch auch das Gefühl der Macht gefalle ihr: Wenn der Kunde ihr erlaubt, ihn bis an die Grenzen zu führen, sich für sie verausgabt. Ans Aufhören denkt Undine de Rivière deshalb noch lange nicht: „Mit knapp 50 verdiene ich sogar wesentlich mehr, als ich es mit 20 getan habe – und das mit weniger Arbeit.“