Zoff um Park Fiction: Wie das Kiez-Projekt plötzlich die Anwohner spaltet
Darf man sich als Kiez-Bewohner über ständigen Lärm vor der Haustür beschweren und die Politik um Hilfe bitten? Das hat die Anwohner-Initiative „Lärm im Park“ getan, bestehend aus Anliegern des bundesweit bekannten „Park Fiction“. Der Schritt sorgt für Unverständnis beim „Park Fiction Komitee“, das auf die „selbst organisierte Kultur“ auf der stark genutzten Fläche verweist. In dem Konflikt geht es aber auch um die geplante Erweiterung des Parks, die die einen wollen und die anderen fürchten.
Seit die MOPO darüber berichtet hat, wird darüber in den Sozialen Medien so kontrovers diskutiert wie im Quartier. Viele Bewohner und Bewohnerinnen des Viertels zeigen sich entsetzt über das Bild des Parks als „Ort des Exzesses und der Rücksichtslosigkeit“, fordern mehr Toleranz, wenn man auf den Kiez ziehe, beschuldigen die Kritiker als zugezogene Gentrifizierer. Andere äußern Verständnis, bestätigen dass der einst „tolle Platz mittlerweile nur noch traurig“ sei.
„Wir ignorieren das Lärmproblem nicht, aber dieser obrigkeitsstaatliche Blick, dass ein Teil der Bevölkerung diszipliniert werden muss – das ist ein Bruch mit dem, wie man auf St. Pauli miteinander umgeht“, so ein Mitglied das Park Fiction Komitees.
Darf man sich als Kiez-Bewohner über ständigen Lärm vor der Haustür beschweren und die Politik um Hilfe bitten? Das hat die Anwohner-Initiative „Lärm im Park“ getan, bestehend aus Anliegern des bundesweit bekannten „Park Fiction“. Der Schritt sorgt für Unverständnis beim „Park Fiction Komitee“, das auf die „selbst organisierte Kultur“ auf der stark genutzten Fläche verweist. In dem Konflikt geht es aber auch um die geplante Erweiterung des Parks, die die einen wollen und die anderen fürchten.
Jahrelang hat die Fläche mit den ikonischen Palmen als „radikal-demokratisches Projekt“ der Nachbarschaft funktioniert. Wäre es nach der Stadt gegangen, dürften sich heute nur die Bewohner teurer Eigentumswohnungen an dem spektakulären Hafenblick ergötzen.
Dass der Platz nun allen zur Verfügung steht, ist St. Paulis Menschen zu verdanken, die sich den 2005 eröffneten Park über viele Jahre erkämpft haben, als „künstlerisches und gesellschaftliches Projekt“, preisgekrönt und bekannt bei Stadtplanern weltweit.
Park Fiction spaltet den Kiez
Mit der Fläche sind Emotionen verbunden, auf allen Seiten. Auch die Mitglieder der Initiative „Lärm im Park“ nehmen für sich in Anspruch, den Park damals mit geplant zu haben. Inzwischen seien Partylärm, Wildpinkeln und Mackergehabe vieler Nutzer aber unerträglich geworden. Sie wandten sich an den Bezirk Altona, forderten etwa das Aufstellen von Schildern mit Verhaltensregeln, Sozialarbeiter und häufigere Toilettenreinigung. CDU und Grüne brachten im November 2021 einen entsprechenden Antrag in der Bezirksversammlung durch.
Seit die MOPO darüber berichtet hat, wird darüber in den Sozialen Medien so kontrovers diskutiert wie im Quartier. Viele Bewohner und Bewohnerinnen des Viertels zeigen sich entsetzt über das Bild des Parks als „Ort des Exzesses und der Rücksichtslosigkeit“, fordern mehr Toleranz, wenn man auf den Kiez ziehe, beschuldigen die Kritiker als zugezogene Gentrifizierer. Andere äußern Verständnis, bestätigen dass der einst „tolle Platz mittlerweile nur noch traurig“ sei.

Das Park Fiction Komitee hat erst vor wenigen Tagen von dem Vorstoß der Anwohner-Initiative beim Bezirk erfahren ( „ein ziemlich verstörendes Dokument“) und sieht sich übergangen: „Wir sind die Gruppe, die dieses Projekt mitentwickelt hat, wir arbeiten seit 25 Jahren daran, wir sind das amtliche Bindeglied zu Behörden. Im Normalfall spricht die Stadt mit uns“, so ein Mitglied zur MOPO.
Park Fiction auf St. Pauli: Anwohner leiden unter Lärm
Die neue Gruppierung der Anwohner sei zuvor öffentlich nicht in Erscheinung getreten und habe vor dem Gang ins Altonaer Rathaus auch keinen Kontakt zum Komitee gesucht: „Die diskriminierenden Beschreibungen haben viele Leute sehr gekränkt“, so das Mitglied: „Wir ignorieren das Lärmproblem nicht, aber dieser obrigkeitsstaatliche Blick, dass ein Teil der Bevölkerung diszipliniert werden muss – das ist ein Bruch mit dem, wie man auf St. Pauli miteinander umgeht.“
Die Klagen der Anwohner über eine harte Drogenszene weist das Komitee zurück. Die gebe es nicht.

Tatsächlich sei der Park im Sommer „wahnsinnig voll“, das räumen auch die Komitee-Mitglieder ein. Besonders im Lockdown, und als der Dom das Heiligengeistfeld wieder in Beschlag genommen habe, sei der Andrang von jungen Menschen riesig gewesen. Staatliche Eingriffe, schon gar mehr Polizei, sind aber verpönt: „Trotz der Fülle, und trotz der Nähe zum rauhen Pflaster der Reeperbahn, regeln sich hier noch immer erstaunlich viele Probleme selbst“, heißt es in einer Erklärung des Komitees. Eine Idee, den Partylärm zu reduzieren, könnten etwa nächtliche Kulturveranstaltungen sein, wie Mitternachtslesungen.
Aber Verbote für Jugendliche ausgerechnet während der Pandemie zu fordern, sei nicht in Ordnung, so das Komitee-Mitglied: „Es gibt doch derzeit ohnehin kaum Orte, an denen das Leben stattfinden kann.“
Erweiterung an der Elbe: Park Fiction 2
Im Hintergrund schwelt auch der Streit um das Projekt „Park Fiction 2 – Die Füße in die Elbe stecken“: Der halb zu Tode geliebte Park soll sich ausdehnen auf eine darunter liegende Fläche direkt an der Hafenkante, die ein paar Tage im Jahr vom Hafengeburtstag belegt ist und ansonsten als Parkplatz für Wohnmobile dient. Der Betonstreifen wäre über eine Brücke zu erreichen, soll zusätzlichen Platz fürs Partyvolk bieten und oben für mehr Ruhe sorgen, so die Idee des Park-Komitees. Anjes Tjarks, damals noch Fraktionschef der Grünen, zeigte sich im Februar 2020 begeistert und träumte schon von einem „schön begrünten Flanier-Boulevard .“
Die Anlieger von „Lärm im Park“ sehen die Erweiterungspläne hingegen mit Argwohn: „Man kann doch nicht Lärm mit noch mehr Lärm bekämpfen“, sagt Sprecher Alfons Lukas (65) zur MOPO. Wie es nun weitergeht mit dem Streit unter den Kiez-Nachbarn? Das Park Fiction Komitee will den Bezirkspolitikern bei der nächsten Sitzung der Bezirksversammlung am 27. Januar erst einmal seine Sicht auf den Park vorstellen.