Otto von Bismarck, der Eiserne Kanzler: Große Trauer um die Witwe seines Urenkels
Wenn es um die Durchsetzung seiner politischen Ziele ging, kannte er keine Skrupel. Krieg war für ihn die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln, politische Gegner ließ er rücksichtslos verfolgen. Andererseits einte er die Nation, führte die modernsten Sozialgesetze seiner Zeit ein und bescherte dem Land einen lang anhaltenden Frieden. Die Rede ist von einer Figur, die bis heute sehr umstritten ist: Otto von Bismarck. Aber selbst seine Kritiker gestehen ihm zu, der wichtigste deutsche Staatsmann des 19. Jahrhunderts gewesen zu sein. Nun starb die Witwe seines Urenkels und damit das Familien-Oberhaupt seiner Nachfahren in der Nähe von Hamburg.
Wenn es um die Durchsetzung seiner politischen Ziele ging, kannte er keine Skrupel. Krieg war für ihn die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln, politische Gegner ließ er rücksichtslos verfolgen. Andererseits einte er die Nation, führte die modernsten Sozialgesetze seiner Zeit ein und bescherte dem Land einen lang anhaltenden Frieden. Die Rede ist von einer Figur, die bis heute sehr umstritten ist: Otto von Bismarck. Aber selbst seine Kritiker gestehen ihm zu, der wichtigste deutsche Staatsmann des 19. Jahrhunderts gewesen zu sein. Nun starb die Witwe seines Urenkels und damit das Familien-Oberhaupt seiner Nachfahren in der Nähe von Hamburg.
Laut einem Bericht der Zeitung „Bild“ starb Fürstin Elisabeth von Bismarck bereits am 3. Juni im Reinbeker Krankenhaus im Alter von 84 Jahren. Sie war die Witwe von Fürst Ferdinand von Bismarck († 88), Urenkel des ehemaligen Reichskanzlers, und hinterlässt die drei Kinder Carl-Eduard Graf von Bismarck (62), Gregor (59) und Vanessa (52). Sie soll im Familien-Mausoleum neben ihrem Ehemann bestattet werden. Ein erneuter Anlass, auf das Leben des Eisernen Kanzlers zurückzuschauen:

Am 1. April 1815 wurde Otto von Bismarck bei Stendal an der Elbe geboren. Als er ein junger Mann war, sah nichts danach aus, dass er einmal Regierungschef des größten und modernsten Staates Europas werden würde. Er war unzuverlässig durch und durch, liebte das Lotterleben, besuchte den Fechtboden seiner Studentenverbindung häufiger als juristische Vorlesungen, zertrümmerte im Rausch Straßenlaternen und schoss einfach in die Decke, wenn er etwas von seinem Bediensteten wollte.

Nach dem Tod des Vaters wurde Bismarck 1845 Gutsherr von Schönhausen an der Elbe. Aber das Landleben befriedigte ihn nicht. Der Erzkonservative, der die Revolution von 1848 ablehnte, dem alles Demokratische zuwider war, der stattdessen für den Adel und die Monarchie eintrat, wurde Abgeordneter des preußischen Landtags. Nachdem er einige Jahren als Diplomat in Frankfurt, St. Petersburg und Paris verbracht hatte, holte ihn Preußens König Wilhelm I. 1862 nach Berlin zurück.
Otto von Bismarck verwirklichte die nationale Einheit Deutschlands
Der Grund: Das Parlament hatte dem Monarchen die Erhöhung des Militäretats verweigert. In dieser Situation brauchte Wilhelm I. einen besonders durchsetzungsfähigen Ministerpräsidenten. Die Wahl fiel auf Bismarck. „Nicht durch Reden werden die großen Fragen der Zeit entschieden, sondern durch Eisen und Blut!“, raunte der die Abgeordneten im Parlament an und setzte die Heeresreform ohne deren Zustimmung durch – ein kalkulierter Verfassungsbruch.

Wonach sich die Revolutionäre 1848/49 sehnten, was sie aber nicht durchsetzen konnten, das verwirklichte Otto von Bismarck: die nationale Einheit Deutschlands. Nach dem Sieg gegen Dänemark 1864 erweiterte er zunächst das preußische Staatsgebiet um Schleswig, Holstein und Lauenburg. 1866 schaltete er in der Schlacht bei Königgrätz die konkurrierende deutsche Großmacht Österreich aus. Schließlich provozierte er den Krieg gegen Frankreich – und machte damit den Weg frei für ein geeintes Deutschland unter preußischer Führung: Im Januar 1871 folgte im Spiegelsaal von Schloss Versailles die Proklamation Wilhelms I. zum Deutschen Kaiser.
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Kaum war die Einheit hergestellt, tauchten Probleme an der innenpolitischen Front auf. Bismarck, Deutschlands erster Reichskanzler, lieferte sich mit der katholischen Kirche und der ihr nahestehenden Zentrumspartei eine harte Auseinandersetzung. Im sogenannten Kulturkampf beschnitt Bismarck den klerikalen Einfluss auf den Staat und führte die Zivilehe ein.
Gegen seine Gegner ging er mit aller Härte und rücksichtslos vor

Parallel dazu ging Bismarck gegen die Sozialdemokraten hart vor. Kranken-, Unfall- und Rentenversicherung führte er nur aus einem Grund ein: um zu verhindern, dass noch mehr Arbeiter ihre Stimmen den Sozialdemokraten geben. 1878 peitschte Bismarck schließlich das Sozialistengesetz durchs Parlament. Damit waren sozialdemokratische Vereine, Versammlungen und Druckschriften verboten. Anhänger der SPD kamen ins Gefängnis oder mussten ins Ausland emigrieren.
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Die Einheit Deutschlands hatte Bismarck auf dem Schlachtfeld errungen – danach aber setzte er außenpolitisch auf Frieden und Diplomatie. Er schloss Bündnisse und Rückversicherungsverträge mit Österreich, Russland und Italien, suchte eine Verständigung mit Großbritannien und war immer bemüht, Erzfeind Frankreich zu isolieren. Bismarcks kompliziertes Bündnissystem bescherte dem Deutschen Reich viele friedliche Jahre des wirtschaftlichen Aufschwungs, in denen es zur bedeutendsten Industrienation der Erde aufstieg.

1890 entließ Kaiser Wilhelm II. seinen Kanzler – das war der Anfang vom Ende
1888 bestieg Wilhelm II. den Thron: Anders als sein Großvater Wilhelm I. wollte der neue Monarch das Regieren keinem Kanzler überlassen. 1890 wurde Bismarck deshalb entlassen. Und damit begann Deutschlands Verhängnis. Wilhelm II. träumte von „einem Platz an der Sonne“, wollte seinem Land Kolonien und Weltgeltung verschaffen – und führte die Nation am Ende in genau die außenpolitische Isolation, die Bismarck immer hatte verhindern wollen.

Bismarck beobachtete das alles von seinem Landsitz in Friedrichsruh aus und bedachte seinen Nachfolger aus der Ferne mit sehr viel Kritik. Auch als Ruheständler flogen ihm noch die Herzen der Deutschen zu: 50 Delegationen kamen in den Sachsenwald, als der Eiserne Kanzler 1895 seinen 80. Geburtstag feierte. Eine halbe Million Glückwunschkarten trafen ein. Als Bismarck 1898 starb, also vor 125 Jahren, war die Trauer im ganzen Reich riesig.