In bester Lage: Hier platzt der nächste Wohn-Traum in Hamburg
Fast genau fünf Jahre steht das charakteristische gelbe Eckgebäude an der Barnerstraße in Ottensen nun schon leer. Die einstige Restaurantterrasse des „Mamma Mia“ könnte man fast schon unter Naturschutz stellen, so ein lebendiges Biotop hat sich in dem üppigen Efeubewuchs entwickelt – und nun steht fest: Nach jahrelangen Verhandlungen mit dem Eigentümer des Nachbargrundstücks ist dem Investor keine Einigung gelungen. An dieser Stelle werden keine Wohnungen gebaut. Der Grund klingt reichlich absurd. Wie soll es nun weitergehen?
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Fast genau fünf Jahre steht das charakteristische gelbe Eckgebäude an der Barnerstraße in Ottensen nun schon leer. Die einstige Restaurantterrasse des „Mamma Mia“ könnte man fast schon unter Naturschutz stellen, so ein lebendiges Biotop hat sich in dem üppigen Efeubewuchs entwickelt – und nun steht fest: Nach jahrelangen Verhandlungen mit dem Eigentümer des Nachbargrundstücks ist dem Investor keine Einigung gelungen. An dieser Stelle werden keine Wohnungen gebaut. Der Grund klingt reichlich absurd. Wie soll es nun weitergehen?
Die Planungen des Projektentwicklers „Köhler & von Bargen“ klangen im Jahr 2019 noch verheißungsvoll: 66 Mietwohnungen mit einem bis acht Zimmern sollten entstehen, zum Teil öffentlich gefördert. Die Bewohner der neun Wohnungen in dem Abrisshaus sollten zu ihrer alten Miete in den sandfarbenen Neubau mit den bodentiefen Fenstern zurückziehen. Die „Villa Dunkelbunt“, die an dem Standort lange eine Fahrradwerkstatt betrieben hat, sollte als geförderte WG auf 200 Quadratmetern zurückkehren.
Die heißgeliebte Pizzeria „Mamma Mia“ hatte schnell einen neuen Standort an der Elbchaussee gefunden. Die Restaurants „Babylon“ und „Sotiris“ sollten zurückkommen.
Man wollte bei „Köhler & von Bargen“ mit dem Projekt „Barner42“ alles richtig machen, immerhin steht genau gegenüber der „Zeisehof“ und mahnt, wie ungemütlich Ottensen werden kann, wenn ein Investor seine Versprechen bricht. An der Stelle des „Zeisehofs“ sollten eigentlich Wohnungen gebaut werden, tatsächlich zog eine große Werbeagentur in den Kasten. Es gab einen Bürgerentscheid, das Quartier stand Kopf, besonders als klar wurde, dass auch die eilig versprochenen Ersatzwohnungen nicht kommen würden.
Barnerstraße in Hamburg: Nachbar stimmt Planung nicht zu
Das wollte man also tunlichst vermeiden, holte alle ins Boot – und scheiterte schließlich an dem Eigentümer des Nebengrundstücks, der seine Flächen an einen Rewe-Markt verpachtet hat. Weil es sich um ein gemischtes Gebiet aus Wohnen und Gewerbe handelt, muss der Nachbar zustimmen, wenn nebenan statt der Pizzeria ein Wohngebäude entstehen soll. Der Nachbar stellte sich quer, befürchtete, dass die Mieter wegen der Lärmbelästigung vom Supermarktparkplatz klagen könnten und dass womöglich die Öffnungszeiten des Marktes reduziert werden müssten. Auch ein abgespeckter Entwurf mit nur noch 35 Wohnungen stieß auf keine Gegenliebe.
Die Folge: Nach fünf Jahren juristischen Tauziehens steht das gelbe Eckgebäude – einst eine der vielen Ottensener Fischfabriken – noch da, ebenso die wild zusammengewürfelten Flachbauten auf dem Grundstück. Alles verlassen, besprüht, überwuchert. Ein „Lost Place“ im Herzen von Ottensen.
Ottensen: Neues Konzept für Eckhaus gesucht
„Es erschien dem Projektteam jetzt nicht sinnvoll, weiter auf eine Einsicht zu hoffen“, sagt ein Sprecher von „Köhler & von Bargen“. Wie es nun weitergeht? „Jetzt muss die Planung so angepasst werden, dass die Eigentümer des Rewe-Areals keine Klagen künftiger Bewohner fürchten müssen und ihre Zustimmung deshalb nicht zwingend erforderlich sein wird.“ Der an dieser Stelle geplante Wohnungsbau wäre damit vom Tisch.
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Was die Sache kompliziert macht: Die neun Wohnungen, die durch den Abbruch verloren gehen, müssen im Viertel neu gebaut werden, so schreibt es die „soziale Erhaltungsverordnung“ für Ottensen vor. Sonst gibt es keine Abrissgenehmigung, auch wenn die Bewohner bereits vor Jahren in Ersatzwohnungen gezogen sind. Wann das neue Konzept spruchreif ist, ist noch nicht bekannt.