Ein echter Kämpfer: Oscar Whyman.

Ein echter Kämpfer: Oscar Whyman. Foto: Florian Quandt

Oscar (22): Der viel zu frühe Tod eines großen Kämpfers und tollen Menschen

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Oscar Whyman, Inklusions-Aktivist, Rap-Musiker, Mitglied der Hamburger Schülerkammer und vor allem ein ganz wunderbarer Mensch, ist unerwartet in Hamburg verstorben – im Alter von 22 Jahren. Im Sommer vergangenen Jahres hatte ich noch für die MOPO ein Porträt geschrieben über diesen so sehr ungewöhnlichen jungen Mann.

Oscar Whyman hatte eine Muskelschwäche, musste wegen eines Luftröhrenschnittes konstant beatmet werden und konnte nur unter Zuhilfenahme eines Talkers mit seiner Umwelt kommunizieren. Ein Talker ist ein Sprachcomputer für Menschen mit Behinderungen, die sich eben nicht mit sogenannter Lautsprache unterhalten können.

Oscars Gerät hatte einen Touchscreen, den er mit seinen Fingern bedienen konnte, auch sein Mobiltelefon war mit Talker-Funktion ausgestattet. Ich erinnere mich, wie er mir erzählte, dass er in ganz jungen Jahren partout nicht mit diesem Kommunikationsmittel umgehen wollte – seine Mutter aber nie locker gelassen habe, „bis ich das Gerät schließlich beherrscht habe. Dafür bin ich ihr unendlich dankbar.“

Der Journalist Andreas Wrede lernte Oscar Whyman im Jahr 2024 kennen. Andreas Wrede
Der Journalist Andreas Wrede lernte Oscar Whyman im Jahr 2024 kennen
Der Journalist Andreas Wrede lernte Oscar Whyman im Jahr 2024 kennen.

Der Talker ersetzte also die Stimme von Oscar Whyman. Die Konversation mit Oscar war sehr angenehm, weil sie eben gar nicht hektisch war. Er musste ja seine Antworten, Fragen oder Gedanken erst einmal eingeben, die dann in die Sprachausgabe umgewandelt wurden. Allerdings tippte Oscar ziemlich schnell, aber die Unterhaltung mit ihm hatte immer wieder ihre Pausen und verlief in einer gewissen, schönen Ruhe, die ich als besonders angenehm empfunden habe im Vergleich mit den vielen realen oder Social-Media-Unterhaltungen, die man täglich doch oft in Eile, wenn nicht gar getrieben von Zeitdruck, führt.

Oscar stand kurz davor, ins Tonstudio zu gehen

Der Anlass für das Interview im Jahr 2024 war eine Lesetour, die Oscar mit dem Buch „Abie Alba – Der junge Ottokar“ machte. Die Figur des Ottokar in der pädagogisch hervorragenden Reihe der Kinderbuchautorin und Schauspielerin Katrin Bühring war Oscar nachempfunden (www.abiealba.de). Und gemeinsam mit Maike Freiberg, Coach für Unterstützte Kommunikation (UK), wollten die drei auch in diesem Jahr wieder eine ausgedehnte Tour unternehmen. Mittlerweile hatte Oscar sein Fachabitur und noch weitere Pläne.

Ein Kinderbuch über Oscar: Die Figur des Ottokar war ihm nachempfunden. Lisa Sauerborn
Ein Kinderbuch über Oscar: Die Figur des Ottokar war ihm nachempfunden
Ein Kinderbuch über Oscar: Die Figur des Ottokar war ihm nachempfunden.

Es gab nämlich schon Termine im Musikstudio, in dem er eine seiner Leidenschaften verwirklichen wollte. Nämlich Rap-Musik gemeinsam mit Freunden aufzunehmen. Abgesehen davon war Oscar fest entschlossen, weiterhin konsequent für Inklusion im privaten wie im öffentlichen Raum zu kämpfen. Wie er es schon jahrelang getan hatte, etwa in der Hamburger Schülerkammer und auf seinem Instagram-Account. Oscar war da kompromisslos, konsequent und klug unterwegs. Um immer wieder klarzustellen, dass behinderte Menschen ein normales Leben führen möchten – eben wie nichtbehinderte Menschen.

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Kein Zweifel: Auch in Zukunft wäre die spezielle Stimme von Oscar weithin hörbar gewesen. Noch wusste er nicht, ob er nun studieren oder eher in den sozialpädagogischen Praxisbereich gehen wollte. „Ich bin kein schweigsamer Mensch, keine Sorge, Inklusion wird mir immer am Herzen liegen. Und unsere Gesellschaft muss bei diesem wichtigen Thema echt noch zulegen“, sagte er seinerzeit. Wir alle können ihm noch einen großen Gefallen tun. Oscar war für den Paul-Goldschmidt-Preis (Unterstützte Kommunikation) nominiert. Ich finde, er hat den Preis posthum verdient. Hier können Sie für ihn abstimmen.

Wir werden Dich nie vergessen, lieber Oscar!

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