OMR Festival 2025 Reynolds

Mitten im Gespräch mit OMR-Gründer Philipp Westermeyer (r.): Ryan Reynolds nimmt einen Videocall von seiner Tochter an. Foto: dpa

Das war OMR25: KI, KI, KI und ein verlorener Kinderzahn

Ryan Reynolds, Amy Webb, Dirk Nowitzki, René Obermann, Gerard Piqué, Verona Pooth und mehr als 800 weitere Referent:innen standen beim OMR Festival 2025 auf den fünf Bühnen. 67.000 Besuchende erlebten in Hamburg spektakuläre zwei Tage rund um die wichtigen Themen aus Digitalwirtschaft und Marketing. Das waren die Highlights.

Und auf einmal klingelt Ryan Reynolds Handy – mitten im Talk mit OMR-Gründer Philipp Westermeyer und TV-Moderator und Hollywood-Experte Steven Gätjen. Reynolds Tochter ist dran. Sie hat eine wichtige News für ihren Daddy: Ihr erster Zahn ist gerade ausgefallen. Wohl selten waren die Zuschauer:innen in der komplett gefüllten Conference Stage so gerührt wie bei dieser unerwarteten Unterbrechung des OMR25-Highlight-Talks. Eigentlich war der Hollywood-Star („Deadpool“) natürlich für ganz andere Themen nach Hamburg gekommen. Es ging um seine diversen unternehmerischen Tätigkeiten und die Marketing-Strategien, mit denen Reynolds Marken und Firmen, in die er investiert ist, voranbringt.

Aktuellen Anlass bot der Fußballclub Wrexham A.F.C., den Reynolds zusammen mit seinem Hollywood-Kollegen Rob McElhenney Ende 2020 übernommen hat. Gerade hat der einstige Fünftligist den Aufstieg in die zweithöchste Spielklasse der englischen Liga klar gemacht. Seit Reynolds Einstieg bei dem walisischen Fußballclub wird die spektakuläre Aufstiegsstory für eine Doku begleitet. Der sportliche Erfolg von Wrexham hat auch wirtschaftliche Folgen. Der Wert des einst hoch verschuldeten Vereins soll heute 150 Mio. Pfund (ca. 180 Mio. Euro) betragen. Man könnte den Erfolg, erklärte Reynolds auf der OMR-Bühne, in jedem Land und mit jeder Sportart wiederholen. Er selbst allerdings würde kein zweites Fußballteam kaufen. „Ich möchte gerne verheiratet bleiben.“

Das meist diskutierte Thema beim OMR Festival: Künstliche Intelligenz

Das am meisten diskutierte Thema beim OMR Festival 2025 war – wenig überraschend – künstliche Intelligenz und deren Auswirkung auf unser digitales Leben. Die US-Zukunftsforscherin Amy Webb blickte in die Zukunft des E-Commerce und wie KI das Shopping verändern wird. So prognostiziert sie: Bald wird es möglich sein, Produkte zu bestellen, die extra für einen angefertigt werden und perfekt in Form, Funktion und Materialauswahl zu den eigenen Vorlieben zugeschnitten sind. Ein anderes Szenario, das Webb in Hamburg erstmals vorstellt, dreht sich um KI-Agenten. Künftig würde man nicht mehr selbst nach Produkten googeln, sondern diese selbständig handelnden Computerprogramme shoppen schicken. Darum, so Webbs Appell an die zahlreichen Marketing-Expert:innen im Publikum: Beeilte euch, Systeme zu entwickeln, mit denen ihr euire Produkte den KI-Agenten schmackhaft macht.

Näher an der Gegenwart blieb Nick Turley. Der 30-Jährige, der aus Itzehoe stammt und nach dem Abi in die USA ging, arbeitet bei OpenAI. Besser bekannt ist dessen Produkt ChatGPT. Der Chatbot war es, der im Jahr 2022 den Hype um generative KI losgetreten hat, Turley verantwortet als Head of Product die Weiterentwicklung. Auf der OMR Conference Stage räumt er mit einem Mythos auf: Die Klage, Deutschland sei beim Thema KI hinten dran sei eine Erzählung der Medien. Deutschland sei einer der wichtigsten Märkte für OpenAI.

Nicholas „Nick“ Turley (Head of Product für ChatGPT bei OpenAI) bei OMR 2025 Witters GmbH
OMR 2025 Turley
Nicholas „Nick“ Turley (Head of Product für ChatGPT bei OpenAI) bei OMR 2025

Allein im April 2025 sei die Zahl der Nutzenden des Tools um 20 Prozent gewachsen. Für die Zukunft seines Heimatlandes ist Turley darum optimistisch: „Deutschland hat so viel Potenzial. Ich hoffe, wir stehen uns nicht selbst im Weg.“ Und auch auf die zuletzt viel diskutierte Frage, ob man sich bei KI bedanken sollte, hatte Turley einen Antwort: „Ich bedanke mich“, sagte der KI-Experte, auch wenn er nicht zu denen gehören dürfte, die eine Übernahme der Macht durch die KI befürchtet. Trotzdem: „Man kann ja nie wissen.“

Neben den rasanten Fortschritten der KI beschäftigte viele Speaker:innen das Thema Politik. Insbesondere das neue Verhältnis zwischen Europa und den USA stand im Fokus. Scott Galloway, Professor für Marketing an der Stern School of Business der New York University und Stammgast auf dem OMR Festival sparte nicht mit Kritik am derzeitigen US-Präsidenten Donald Trump. Im Gespräch mit Florian Heinemann, Chef des Berliner Wagniskapitalgebers Project A, verglich er ihn mit einem sturen Kind und lobte die derzeitige Strategie der Eeuropäischen Kommission, auf Sachlichkeit im Umgang mit der US-Politik zu setzen. Gleichzeitig betonte Galloway, man solle sein Land noch nicht abschreiben. „Kurzfristig machen die USA viele Fehler, aber auf lange Sicht liegen wir in der Regel richtig.“

Airbus-Aufsichtsratschef Obermann wirbt für ein selbstbewusstes Europa

Auch Airbus-Aufsichtsratschef René Obermann fand im Gespräch mit Tagesthemen-Moderatorin Jessy Wellmer deutliche Worte für das Handeln der derzeitigen US-Administration: „Die Amerikaner zünden mit ihrem Handelskrieg die Welt an.“ Zugleich würde China massiv aufrüsten. Darum warb er auf der OMR Bühne leidenschaftlich für ein selbstbewusstes, souveränes Europa. 

Wie in den vergangenen Jahren spielte das Thema Sport auch 2025 eine wichtige Rolle beim OMR Festival. Der Ex-Fußballprofi, Welt- und Europameister Gerard Piqué sprach über die Kings League, ein von ihm ins Leben gerufenes, innovatives Kleinfeld-Format. Gerade ist die Kings League auch in Deutschland gestartet. Auf der OMR-Stage richtete Piqué eine Kampfansage an hierzulande schon etwas früher gestarteten Mitbewerber Icon League und Baller League: “Die Kings League ist das Original, deswegen wollen wir auch Marktführer sein.”

Basketball-Legende Dirk Nowitzki war einer der Top-Stars beim OMR Festival 2025. Witters GmbH
OMR 2025 Festival Nowitzki
Basketball-Legende Dirk Nowitzki war einer der Top-Stars beim OMR Festival 2025.

Isabell Werth, Rekord-Olympionikin im Dressurreiten und Bob-Goldmedaillen-Gewinnerin Lisa Buckwitz diskutierten über die Finanzierung von Spitzensport in Deutschland, die ARD gab schon mal einen Einblick in die Berichterstattung und Übertragung der Frauen-Fußball-Europameisterschaft in der Schweiz und Basketball-Legende Dirk Nowitzki blickte auf der Conference Stage in einem inspirierenden Interview auf seine Karriere zurück.

Er hatte auch einen Ratschlag dabei, der ihm oft geholfen selbst habe und vielleicht manchem OMR25-Besucher:innen helfen könnte, die oder der sich nach zwei Tagen Input zu den kommenden Herausforderungen durch KI überwältigt fühlt: „Druck zu haben ist ja fast schon ein Privileg“, sagte Nowitzki. „Denn er kommt meistens in Situationen, in denen viele andere Menschen sehr gern sein würden.“

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