Luisa Neubauer bedankt sich auf OMR für „großzügige Spende“ – und teilt aus
Sie ist das Gesicht der deutschen Klima-Bewegung. Und ihr Auftritt war eines der Highlights am zweiten Tag des riesigen Digital-Festivals auf dem Messegelände: Luisa Neubauer (27). OMR-Chef Philipp Westermeyer kündigte die Fridays-For-Future-Aktivistin auf der Hauptbühne persönlich an – und sprach von einer Herzensangelegenheit. Sie gehöre für ihn zu den wichtigsten Gästen. Neubauer bedankte sich – und teilte anschließend ordentlich aus.
Sie ist das Gesicht der deutschen Klima-Bewegung. Und ihr Auftritt war eines der Highlights am zweiten Tag des riesigen Digital-Festivals auf dem Messegelände: Luisa Neubauer (27). OMR-Chef Philipp Westermeyer kündigte die Fridays-For-Future-Aktivistin auf der Hauptbühne persönlich an – und sprach von einer Herzensangelegenheit. Sie gehöre für ihn zu den wichtigsten Gästen. Neubauer bedankte sich – und teilte anschließend ordentlich aus.
„Danke, dass ich hier sein darf“, sagt Luisa Neubauer. Und ergänzt mit einem Grinsen: „Danke für die großzügige Spende an Fridays for Future.“ Dann legt sie los – und macht es ihrem Gastgeber und den vor der gewaltigen Bühne versammelten Vertretern der Marketing-Branche alles andere als leicht. Ein wenig zerknirscht dreinblickend verfolgt Westermeyer vom Bühnenrand, wie die Klima-Aktivistin scharfe Kritik an der Branche übt. Und an einigen wichtigen Sponsoren der großen Digital-Messe.

Hamburg: Luisa Neubauer teilt gegen OMR-Sponsoren aus
Ein paar einleitende Worte, und eine falsche Fährte: der beschlossene Kohleausstieg, Klimaschutz als Thema mitten in der Gesellschaft – einiges habe man geschafft, sagt Neubauer. Applaus. Das Problem sei nur: an der schnellen Umsetzung hapere es. Im Zentrum ihrer Kritik: Unternehmen wie die Deutsche Bank, Siemens und Audi – deren Logo als Hauptsponsor der Messe im Hintergrund zu sehen ist. Ihr Thema: Greenwashing – also der Versuch von klimaschädlich agierenden Firmen, sich nach außen umweltfreundlich zu präsentieren. „Liebe Grüße an meinen liebsten CEO“, sagt Neubauer, adressiert an Siemens-Energy-Aufsichtsratschef Joe Kaeser. Das Publikum lacht. Kaeser, ebenfalls einer der OMR-Speaker, hatte Neubauer einst einen Aufsichtsposten angeboten, nachdem sie ihn öffentlich kritisiert hatte. Es ging damals um die Beteiligung von Siemens am Bau eines umstrittenen Kohlebergwerks. „Nie fiel mir ein ,Nein‘ so leicht“, sagt Neubauer.

Man wolle „den Kunden so gerne erzählen, dass es besser wird“. Aber gleichzeitig wolle man „auch so gerne nichts an seinen Produkten ändern“. Man lasse die Marketing-Abteilungen „Grüne Märchen“ erzählen, ohne wirklich etwas zu ändern. „Ja, die Firmen haben alle Klimaziele. Aber vier von fünf Firmen haben nicht den Hauch eines Planes, diese Ziele einzuhalten“.
Dann wendet sie sich direkt an die vielen Werber und PR-Leute im Publikum: Experten hätten jetzt herausgefunden, was man tun könne, wenn man in einer Firma arbeite, die sich grüner gibt, als sie tatsächlich ist: „Macht da nicht mehr mit. Kündigt!“
Stuckrad-Barre: Die „Rockband“ nach der Klima-„Taylor Swift“?
Als der DJ Musik einspielt, um Neubauer zu signalisieren, dass ihre Zeit um ist, dreht sie sich zu ihm: „Ich brauch‘ noch zwei Minuten – es geht schließlich ums Klima …“ Am Ende gibt es für sie Standing Ovations. Und ein Interview mit Westermeyer. Der Gastgeber guckt ein wenig zerknirscht und Neubauer stellt spitz die erste Frage: „Na, wie geht’s dir jetzt so?“ Ob sie schnell auf ihr Thema für die heutige Rede gekommen sei, will er wissen. Neubauer erwidert: „Na, was hast du denn erwartet, als du mich eingeladen hast?“

Neubauer verlässt die Bühne schließlich unter großem Jubel. Es folgt, ungewöhnlich zurückgenommen, Autor Benjamin von Stuckrad-Barre. „Nach Luisa Neubauer aufzutreten, ist immer ein bisschen schwierig – als wäre man eine Rockband nach Taylor Swift“. Der Pop-Literat hat seinen Bestseller „Noch wach?“ dabei, den viele für einen Schlüsselroman über den Springer-Verlag und insbesondere die „Bild“-Zeitung halten. Bevor er beginnt, aus dem Kapitel „Jetzt wird’s schmutzig“ vorzulesen, versichert er schnell: „Alles kom-plett ausgedacht!“

Plötzlich unterbricht Stuckrad-Barre seine Lesung: „Steht es mit dem Wasser schon so schlimm, dass es hier keins mehr zu trinken gibt?“, fragt er. Sofort rauscht ein dienstbeflissener Mitarbeiter auf die Bühne und versorgt den Autoren mit dem gewünschten Getränk – und Westermeyer entschuldigt sich auf seine eigene Art. Lachend läuft er nach vorne, umfasst den Kopf des Autors und drückt ihm einen dicken Kuss auf die Stirn.
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Mit u.a. Jan Delay und dem US-Rapper Macklemore schließt auch der zweite Tag der gewaltigen Großveranstaltung inmitten der Stadt mit musikalischen Auftritten. 70.000 Menschen hat das OMR-Festival in die Messehallen gelockt, 800 Rednerinnen und Redner traten auf, darunter auch Boris Becker und Serena Williams. Bürgermeister Peter Tschentscher hatte sich bereits am ersten Tag als Fan geoutet. Ein Branchen-Spektakel für die Digital- und Marketing-Branche. Diesmal auch mit gelegentlichen Ecken und Kanten.