Großer Ansturm auf OMR in Hamburg – Anwohner sind genervt
Es ist das Klassentreffen für Start-ups und Influencer, für Investorinnen und alle, die was mit „Digital“, „Brand“ (deutsch: „Marke“) und „Marketing“ zu tun haben. Man könnte die OMR mit ihren 67.000 Besuchern einfach für Hamburgs größte Messe halten, samt nerviger Nebenwirkungen. Eingeweihte aber sehen ein „Festival für das digitale Universum“. Fest steht: Am 6. und 7. Mai sind die Hamburger Messehallen der Nabel der globalen Tech-Welt. Zehn Fakten:
1. Die Anfänge
Begonnen hat alles 2009 mit einem Seminar, das Philipp Westermeyer in der Media School gab, für Bekannte, die sich für die damals noch recht neuen Themen wie Suchmaschinenoptimierung und Werbung im Internet interessierten. 2013 kamen schon mehr als 1000 Menschen in die Große Freiheit. Westermeyer übernachtete mit Schlafsack in der Location, um vor Ort zu sein, falls was nicht klappte. 2015 schossen die Technorapper von Deichkind bei der OMR im König-der-Löwen-Theater Konfetti in die Luft. Westermeyer griff zum Staubsauger, aus Sorge, sonst eine Strafe zahlen zu müssen. Damals hieß die OMR noch „Online Marketing Rockstars“. Seit 2017 tragen Messe und Unternehmen nur noch die drei Buchstaben im Namen.

2. Goldgräberstimmung
OMR macht Hotelbesitzer zu Goldgräbern. Beispiel: Das Hotel „Zur Grünen Tanne“ in Harburg, das die Übernachtung zu normalen Zeiten ab 71 Euro anbietet, berechnet in der OMR-Nacht vom 6. auf den 7. Mai 381 Euro für das Doppelzimmer. Ein Doppelzimmer im „Intercity-Hotel“ an der Messe, sonst ab 120 Euro zu haben, verlangt zur OMR-Zeit 611 Euro pro Nacht. Immerhin: Wenige Tage vor Messebeginn sind auf den Portalen noch ein paar freie Betten zu finden.
3. Unfreiwilliges Werbemotiv
OMR-Gründer und „Digitalpapst“ Philipp Westermeyer prangt derzeit als unfreiwilliges Werbemotiv an der Roten Flora, Slogan: „Aggressive Werbung – Weil ihr uns scheißegal seid“. Dahinter steht die Initiative „Hamburg Werbefrei“, die derzeit Unterschriften sammelt für ein Volksbegehren gegen die Flut von digitalen Werbetafeln in der Stadt.
4. Verlängerung
2025 hat die OMR ihren Vertrag mit der Hamburg Messe um weitere zehn Jahre verlängert.

5. Redner
In diesem Jahr treten mehr als 800 „Speaker“ auf, die sich mit den unterschiedlichsten Themen befassen, von den „gigantischen Gaming-Plänen Saudi-Arabiens“ über „Der Hype um Schach – wie können Marken mitspielen?“ bis zu Verona Pooths Vortrag „Vom Blubb zur Brand: Wie man selbst zur Marke wird“.
6. Der Hollywoodstar
Ashton Kutcher war schon da, Kim Kardashian auch, und in diesem Jahr kommt Ryan Reynolds, Hollywoodstar und erfolgreicher Investor: Ihm gehörten 25 Prozent der Mobilfunkfirma „Mint Mobile“, die die Telekom 2023 für 1,35 Milliarden Dollar gekauft hat. Reynolds ist einer der reichsten Schauspieler und Filmproduzenten der Welt, ihm gehört auch der walisische Fußballclub Wrexham AFC, außerdem ist er Mitinhaber der US-Gin-Marke Aviation Gin. Er reist für einen 40-minütigen „Fireside Chat“ an, bei dem Steven Gätjen mit ihm plaudert. Auf der Bühne, nicht am Kamin.

7. Der Umsatz
Ein Ticket kostet 549 Euro, insgesamt macht die Messe mit 35 bis 40 Millionen Euro rund die Hälfte des Jahresumsatzes von OMR aus.
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8. Die Anwohner
Die tagelange Sperrung der Karolinenstraße für die OMR-Besuchermassen bringt die rund 4000 Anwohner im Karoviertel auf die Palme. Im vergangenen Jahr tauchte eine Matratze mit der Aufschrift „OMR, verpiss Dich!“ an verschiedenen Stellen im Viertel auf. Vom 5. Mai, 19 Uhr, bis 8. Mai, 5 Uhr, wird die Karolinenstraße zwischen der St. Petersburger Straße und Lagerstraße auch für Fußgänger und Radfahrer voll gesperrt werden.
9. Der Fernsehturm
Philipp Westermeyer will zusammen mit Tomislav Karajica (Home United) und Bernd Aufderheide (Hamburg Messe) den seit 2001 geschlossenen Tele-Michel wiederbeleben. 2023 sollte Eröffnung sein, hat aber nicht geklappt. Inzwischen hat Westermeyer den Turm im „Spiegel“ sein „Rentenprojekt“ genannt.
10. Die Millionäre
„Ich habe mit OMR 30, 40 oder 50 Menschen zu Millionären gemacht“, sagt Philipp Westermeyer in dem Podcast „Tomorrow Business“.
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