Omikron-Varianten: Droht uns doch ein massives Winter-Problem?
Die Pandemie überstanden, verkündete US-Präsident Joe Biden. Auch in Deutschland wird Omikron im Vergleich zu vorherigen Varianten als weniger bedrohlich empfunden. Aber ist das nur die Ruhe vor dem nächsten Corona-Sturm? Ab dem 1. Oktober gilt ein neues Infektionsschutzgesetz, Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hält in den kommenden Monaten eine Bedrohung der kritischen Infrastruktur für möglich. Die MOPO hat bei Prof. Dr. Nicole Fischer und Prof. Dr. Stefan Kluge vom Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) nachgefragt: Welche Prognose stellen die Expert:innen für Herbst und Winter?
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Die Pandemie überstanden, verkündete US-Präsident Joe Biden. Auch in Deutschland wird Omikron im Vergleich zu vorherigen Varianten als weniger bedrohlich empfunden. Aber ist das nur die Ruhe vor dem nächsten Corona-Sturm? Ab dem 1. Oktober gilt ein neues Infektionsschutzgesetz, Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hält in den kommenden Monaten eine Bedrohung der kritischen Infrastruktur für möglich. Die MOPO hat bei Prof. Dr. Nicole Fischer und Prof. Dr. Stefan Kluge vom Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) nachgefragt: Welche Prognose stellen die Expert:innen für Herbst und Winter?
Was bedeuten die vielen neuen Omikron-Untervarianten für den Pandemieverlauf im Herbst/Winter? „Die Mutationen entstehen zufällig bei der Vermehrung des Virus. Weil es einen zunehmenden Immunschutz in der Bevölkerung gibt, setzen sich vermehrt sogenannte Immunflucht-Varianten durch”, erklärt Nicole Fischer vom Institut für Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene am UKE. Diese Varianten werden vom Immunsystem schlechter erkannt. Für Stefan Kluge, Direktor der Klinik für Intensivmedizin des UKE, ist entscheidend, ob es dadurch zu einer neuen Belastung des Gesundheitswesens kommt. „Bleibt es bei der bisherigen Entwicklung, ist keine große Anzahl an schwer erkrankten Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen zu erwarten”, sagt der Experte.
Welche Herausforderungen bringen die neuen Untervarianten mit sich? Auch wenn nicht mit einer Zunahme schwerkranker Patient:innen zu rechnen ist, sieht Kluge eine Herausforderung für das Gesundheitswesen: „Bei einer hohen Inzidenz in der Bevölkerung kann es erneut zum Ausfall von Klinikpersonal kommen, weil sich Mitarbeitende infizieren und in Isolation müssen”.
Omikron-Subvariante BA.2.75.2 besonders gefährlich?
Sind die neuen Untervarianten gefährlicher als die bislang dominante BA.5? Laut Fischer besteht für die Variante BA.2.75.2 nach einer schwedischen Studie nur ein geringer Immunschutz. Auch monoklonale Antikörper, die als Medikament gegen Covid-19 eingesetzt werden, zeigen kaum eine Wirkung. In Hamburg wurde die Variante erst zweimal nachgewiesen. Um die Entwicklung und Schwere der Verläufe frühzeitig einschätzen zu können, müsse laut Fischer und Kluge zunächst eine möglichst belastbare Datenlage geschaffen werden.
Bin ich mit einer Impfung oder kürzlich überstandenen Infektion trotzdem gut geschützt? Die Expert:innen sind sich einig: Die Impfstoffe bieten einen guten Schutz gegen schwere Krankheitsverläufe durch alle derzeitigen Varianten. „Mit den angepassten Booster-Impfstoffen gegen Omikron sind wir in einer guten Situation, auch wenn wir wieder ein höheres Infektionsgeschehen erwarten”, sagt Nicole Fischer.
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Welche Unklarheiten bezüglich Corona und der Pandemieentwicklung gibt es hinsichtlich der kommenden Monate? „Wie das Infektionsgeschehen sich in den nächsten Monaten entwickeln wird, ist extrem schwer abzusehen”, sagt Nicole Fischer. Es sei damit zu rechnen, dass weitere Varianten die Fallzahlen in die Höhe treiben könnten. „Das Virus hat uns bisher immer wieder überrascht”, sagt auch Stefan Kluge.