Olympia in Hamburg? So stehen die Chancen für eine Bewerbung
Acht Jahre nach Hamburgs gescheitertem Olympia-Referendum startet der Hamburger Sportbund nun einen neuen Anlauf, die Spiele in die Stadt zu holen. Was heute anders ist als 2015 und wie die Chancen stehen, dass das Mega-Event in der Hansestadt stattfinden wird, erklärt MOPO-Kolumnist Marco Carini.
Acht Jahre nach Hamburgs gescheitertem Olympia-Referendum startet der Hamburger Sportbund nun einen neuen Anlauf, die Spiele in die Stadt zu holen. Was heute anders ist als 2015 und wie die Chancen stehen, dass das Mega-Event in der Hansestadt stattfinden wird, erklärt MOPO-Kolumnist Marco Carini.
„Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“: Diese Floskel aus der Welt des Fußballs gilt in Hamburg auch in Bezug auf das größte Sportereignis der Welt, die Olympischen Spiele. Genau acht Jahre nachdem die Hamburger:innen die Olympia-Träume von Ex-Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) zum Platzen brachten, bereitet der Hamburger Sportbund nun eine neue Bewerbung zur Ausrichtung des Mega-Events für 2036 oder 2040 vor.
2015: Überraschendes „Nein“ zu Olympia in Hamburg
Im November 2015 scheiterte – überraschend – ein Referendum über eine Bewerbung Hamburgs für die Ausrichtung der Olympischen Spiele 2024 oder 2028. Unter Führung von Scholz hatten sich alle Rathaus-Parteien außer der Linken für eine Olympia-Bewerbung eingesetzt. Doch am Ende stimmten nur 48,4 Prozent der am Referendum teilnehmenden Hamburger:innen dafür, 51,6 Prozent aber dagegen. Und Scholz, für den das Olympia-Aus eine krachende Niederlage bedeutete, holte anschließend statt Olympia den G20-Gipfel als Großereignis mit internationalem Flair nach Hamburg – mit den bekannten Resultaten.
Die Planungen sahen den Kleinen Grasbrook als Zentrum der Spiele vor, der nun anderweitig bebaut werden soll. Die Olympia-Gegner:innen hatten argumentiert, während des Events würde sich Hamburg aus Sicherheitsgründen in eine Polizeifestung verwandeln, das Event würde Hamburg zudem viele Millionen kosten, die dann an anderer Stelle fehlen.

Nun geht es zurück in die Startblöcke: Der nächste Anlauf, Olympia nach Hamburg zu holen, hat begonnen. Vergangenen Dienstag sprachen sich auf einer Mitgliederversammlung des Hamburger Sportbundes rekordverdächtige 97 Prozent der Anwesenden für eine Bewerbung aus.
Olympia-Bewerbung: Das ist heute anders als 2015
Der Unterschied zu 2015: Hamburgs Olympia-Traum soll Teil einer bundesweiten Bewerbung werden. Weitere Interessenten sind Berlin, Leipzig, München und die Region Rhein-Ruhr. Das Städte-Duo Hamburg-Berlin gilt dabei als mögliches Ausrichter-Team. Neue Sportstätten sollen – um Kosten zu sparen – voraussichtlich nicht gebaut werden. Bis zum 2. Dezember muss der Senat eine Absichtserklärung unterzeichnen, will Hamburg im Rennen bleiben – und sollte das nach Auffassung des Sportbundes auch unbedingt tun.
Dass das passiert, daran gibt es kaum Zweifel. Sport-Staatsrat Christoph Holstein (SPD) likte den HSB-Beschluss in den sozialen Medien und kommentierte ihn mit den Worten: „Also los!“

Die rot-grüne Landesregierung steht der erneuten Olympia-Bewerbung ohnehin aufgeschlossen gegenüber. Juliane Timmermann, sportpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, begrüßt „die klare Positionierung des Hamburger Sports“ und denkt „nicht mehr über das Ob, sondern nur über das Wie nach“.
Die Grünen wollen das Thema auf ihrer Fraktionssitzung am kommenden Montag „ergebnisoffen diskutieren“. Ihre sportpolitische Sprecherin Maryam Blumenthal begrüßt es, dass „keine neuen Sport- und Veranstaltungsflächen gebaut werden müssten“ und „sämtliche Überlegungen von einem breiten Beteiligungsprozess gemeinsam mit der Bevölkerung begleitet werden sollen“.
Die Linke ist wieder gegen die Olympia-Bewerbung
Nur die Linke möchte, wie auch 2015, Spiele-Verderber sein. Ihre Abgeordnete Heike Sudmann warnt, alle bisherigen Olympia-Städte hätten „ein Zigfaches der prognostizierten Kosten“ gezahlt. Dass Sportbund und Senat, wenige Jahre nachdem sich eine Mehrheit der Bevölkerung gegen Olympia entschieden hat, „schon wieder damit um die Ecke kommen, zeigt nur, dass beide schlechte Verlierer sind“.
Sportsenator Andy Grote (SPD) betonte bereits im Vorfeld, Grundlage einer neuen Bewerbung müsse „eine breite Akzeptanz in der Bevölkerung sein“. Doch die ist nicht in Sicht, selbst wenn es diesmal zu einer knappen Mehrheit für die Spiele kommen sollte. Nikolas Hill, der 2015 die erfolglose Olympia-Kampagne organisiert hat, ahnt, die schon damals „in weiten Teilen der Bevölkerung vorhandene große Skepsis gegenüber Großveranstaltungen“ habe sich seitdem eher noch verstärkt.
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So gleicht die erneute Olympia-Bewerbung Hamburgs dem Versuch, einen toten Gaul zu reiten. Rechtzeitig aus dem Sattel zu steigen, könnte die bessere Alternative sein.