Öko-Aktivistin Vandana Shiva in Hamburg – mit spezieller Botschaft an den Senat
Sie betritt ruhig den Raum, wirkt schüchtern – und findet doch deutliche Worte: Die weltweit bekannte Öko-Aktivistin Vandana Shiva war in Hamburg zu Besuch und hat sich prompt einer ganz bestimmten Forderung an den Hamburger Senat angeschlossen.
Sie betritt ruhig den Raum, wirkt erst schüchtern – und findet doch deutliche Worte: Die weltweit bekannte Öko-Aktivistin Vandana Shiva war in Hamburg zu Besuch und hat sich prompt einer ganz bestimmten Forderung an den Hamburger Senat angeschlossen.
„Der Kampf fürs Klima beginnt beim Ernährungssystem“, sagt Vandana Shiva im Gespräch mit der MOPO. Die bekannte Öko-Aktivistin und Globalisierungskritikerin ist gerade auf Premierentour für ihrem neuen Film „Vandana Shiva – Ein Leben für die Erde“, der ab dem 1. Dezember auch in Hamburger Kinos zu sehen ist, und war am Freitag bei der Stiftung „World Future Council” in Hamburg zu Besuch.
Öko-Aktivistin: Vandana Shiva ist weltweit bekannt
Shiva kämpft schon seit Jahrzehnten gegen die industrialisierte Landwirtschaft und den Einsatz von Pestiziden und chemischen Düngermitteln. Zudem setzt sie sich für Artenvielfalt, die Patent-Freiheit von Saatgut und die Rechte von Kleinbauern ein, klagte gegen Monsanto und spricht sich für zivilen Ungehorsam aus. Gerade bei großen Agrarkonzernen macht sie sich mit ihren Positionen keine Freunde.
Ihre Arbeit habe ihr Leben komplett verändert, erzählt Shiva, die Physikerin ist, der MOPO. „Als ich Physik gewählt habe, wollte ich eigentlich ein ruhiges Leben. Jetzt ist mein Leben sehr öffentlich und steht im Dienst der Erde.“

Shiva will das weltweite Ernährungssystem verändern. Mehr als ein Drittel der weltweit klimaschädlichen Treibhausgase werden durch die Nahrungsmittel-Produktion verursacht. Chemische Düngermittel und Pestizide seien zudem das größte Problem für gesunde Böden und Wasser und zerstören die Artenvielfalt, so Shiva. „Wir müssen wieder in Einklang mit der Erde kommen“, sagt sie.
Vandana Shiva: Mehrfach für ihr Engagement ausgezeichnet
Shiva wurde mehrfach ausgezeichnet, darunter auch mit dem sogenannten alternativen Nobelpreis. Gleichzeitig gibt es um ihre Arbeit und Thesen, wie etwa dem „Ökofeminismus“, auch Kontroversen. Kritiker haben ihr zudem vorgeworfen, falsche Informationen zu verbreiten.
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In ihrer fast 40-jährigen Arbeit hat Shiva auch Drohungen erhalten – einmal wurde sogar das Leben ihres damals acht Monate alten Sohnes bedroht, sagt sie der MOPO. Einschüchtern ließ sie sich nicht: „Mein Vater hat mir etwas beigebracht, was ich nie vergessen habe“, sagt sie. „Unsere Pflicht ist es, unsere Pflicht zu erfüllen. Habe keine Angst, sondern folge deinem Gewissen.“
Forderung an den Senat: Beschaffung von Lebensmitteln umstellen
In Hamburg betonte sie nun, dass auch lokale Regierungen etwas für die Veränderung des Landwirtschafts- und Ernährungssystems tun können. „Sobald die Beschaffung von Lebensmitteln ökologisch und regional ist, können sich die Erde und die Ernährungswirtschaft regenerieren“, sagt sie. Daher unterstütze sie die aktuelle Forderung des Verbraucherbündnisses Bio-Stadt Hamburg an den Hamburger Senat, das Ernährungsangebot in öffentlichen Einrichtungen wie Schulen oder Kitas nachhaltiger zu gestalten.
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„Der Umbau des Landwirtschafts- und Ernährungssystem passiert nicht von allein“, sagt Christine Priessen von Fair Trade Stadt Hamburg. Die Organisation ist Teil des Bündnisses mit rund 40 Mitgliedsorganisationen, darunter ist auch der BUND Hamburg. „Die Stadt hat einen wichtigen Hebel, um die Struktur positiv zu beeinflussen und mit gutem Beispiel voranzugehen.“

Gemäß des aktuell gültigen Beschaffungsleitfadens von 2019 liegt der Bio-Anteil derzeit bei zehn Prozent. Fische oder andere Meeresprodukte müssen bestimmte Siegel oder ein EU-Bio-Zeichen haben. Auch bei Kaffee gibt es bereits einen Fairtrade-Anspruch.
Bio und regional in Hamburgs Schulen: Das sagt die Umweltbehörde
Den Bündnispartnern reicht das lange nicht. Sie fordern: 100 Prozent Bio-Lebensmittel bis 2030, Nachhaltigkeitsstandards für tierische Produkte, sozial-verantwortliche Lieferketten – und angemessene Preise. Die könnten erreicht werden, wenn weniger Lebensmittel verschwendet, weniger Fleisch konsumiert und frisch gekocht werde. Sollten die Kosten für die Essen in Schulen und Kitas trotzdem steigen, müsse der Senat gerade einkommensschwache Familien noch mehr unterstützten.
Die Umweltbehörde erklärte auf MOPO-Nachfrage, dass im nächsten Jahr weitere Kriterien zur nachhaltigen Beschaffung für Lebensmittel erarbeitet werden sollen. Dazu wollen sich Umwelt- und Finanzbehörde im ersten Halbjahr 2023 mit relevanten Akteuren austauschen.