Nutria-Plage in Hamburg: Jetzt soll die „Schwanzprämie” doch kommen
Sie höhlen Böschungen aus, knabbern an der Ernte und sollen Hunde angreifen: In Hamburgs Südosten wird gerade kein Thema so heiß diskutiert wie die Nutrias, auch Biberratten genannt. Zuletzt hatte die CDU wegen ihrer starken Ausbreitung eine „Schwanzprämie” pro Tier für Jäger gefordert und breite Unterstützung gefunden. Jetzt soll es tatsächlich eine Prämie geben, was Bezirk und Umweltbehörde planen.
Sie höhlen Böschungen aus, knabbern an der Ernte und greifen angeblich Hunde an: In Hamburgs Südosten wird derzeit kaum etwas so heiß diskutiert wie die Nutrias, auch Biberratten genannt. Zuletzt hatte die CDU wegen ihrer starken Ausbreitung eine „Schwanzprämie” pro Tier für Jäger gefordert und breite Unterstützung erhalten. Jetzt soll es tatsächlich eine Prämie geben. Was Bezirk und Umweltbehörde planen:
„Wir sind dabei, eine ‚Schwanzprämie‘ für Nutrias mit der Umweltbehörde abzustimmen“, sagt ein Sprecher des Bezirks Bergedorf auf MOPO-Anfrage. Dabei gehe es um die Höhe der Prämie und um die Gesamtsumme, die zur Verfügung steht. „Weiterhin nehmen wir Kontakt zu dem Stadtjäger auf, der dies umsetzen soll. Wir versuchen, kurzfristig eine Einigung herbeizuführen.“ Die Pläne wurden auch am Mittwochabend im Umweltausschuss des Bezirks mitgeteilt.
Nutrias lassen Böschungen einbrechen
Erst am vergangenen Sonntag hatte Landwirt Heinz Wulff die Schäden durch die Nutrias der MOPO gezeigt. Auf seinen Feldern in Kirchwerder buddeln die Nager ihre Bauten in die Böschungen der Wassergräben. „Die Nutrias schütten Sand in die Be- und Entwässerungsgräben“, sagte Wulff. Das kann bei Hochwasser zur Gefahr werden. Werden die Bauten überspült, weicht zudem der Boden auf und die Böschung stürzt ein. Hier sieht Wulff auch ein Risiko für Deiche.
Den Vorschlag der CDU für eine Prämie befürwortet nicht nur der Landwirt, sondern auch Jäger Gerald Eggers: „Wenn wir zehn Euro pro Tier bekämen, wäre das ein Obolus.“ Seinen Aufwand, etwa für Munition und Fahrtwege, würde das zwar längst nicht decken, aber ein Anreiz sei wichtig. Jede Jagd ist für Eggers und seinen Hund ein Risiko: „Erst vor Kurzem wurde mein Hund wieder von einer Nutria gebissen.“
Umweltbehörde prüft jetzt Rahmenbedingungen
Wie viele Nutrias in Hamburg leben und welche Schäden sie alle verursachen, dazu lässt die Umweltbehörde derzeit ein externes Gutachten erstellen. Es soll voraussichtlich im Sommer 2023 fertig sein. In einer ‚Schwanzprämie‘ sah die Behörde auf MOPO-Anfrage vor rund einer Woche jedoch noch keine „nachhaltige Wirksamkeit“. Denn deutschlandweit steige die Nutria-Population auch in Regionen, in denen eine ‚Schwanzprämie‘ gezahlt werde.

Und jetzt ein Meinungswechsel? Am Mittwoch hieß es auf Nachfrage aus der Umweltbehörde: „Das Bezirksamt Bergedorf hat die Initiative ergriffen, eine ‚Schwanzprämie‘ als Pilotprojekt einzuführen, um die Jagdausübungsberechtigten in ihren Bemühungen kurzfristig zu unterstützen, Schäden einzudämmen.“ Die Rahmenbedingungen würden derzeit geprüft.
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Die CDU im Bezirk ist zufrieden: „Wer sich ernsthaft mit den Schäden beschäftigt hat, die die Nutria in den Vier- und Marschlanden anrichten, muss diesen Vorstoß der Umweltbehörde begrüßen“, teilte Jörg Froh, CDU-Fachsprecher im Regionalausschuss für die Vier- und Marschlande mit. Natürlich stehe man weiterhin auch zum Beschluss für das Gutachten. „Aber eine Bestandsreduzierung an einzelnen, besonders betroffenen Stellen ist bereits jetzt erforderlich”, so Froh. CDU-Kollegin Erika Garbers betont: „Der Abschuss kann nur die Ultima Ratio sein.”